Die Bach-Medaille der Stadt Leipzig 2021 geht an zwei bedeutende Musikwissenschaftler unserer Zeit: Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Christoph Wolff, geboren 1940 in Solingen, und Prof. Dr. Hans-Joachim Schulze, geboren 1934 in Leipzig, prägen die Bach-Forschung seit 60 Jahren auf beeindruckende Weise.
Neben unzähligen Veröffentlichungen zu Johann Sebastian Bach, Quellenfunden und Noteneditionen sorgten die Wissenschaftler auch für eine kontinuierliche Zusammenarbeit der Bach-Forschung über den eiserenen Vorhang hinweg. Beide wirkten nach dem Fall der Mauer aufeinanderfolgend als Direktor des Bach-Archivs Leipzig und entwickelten die Leipziger Forschungsstätte zum Zentrum der internationalen Bach-Pflege. Die Auszeichnung wird im Rahmen des Bachfestes Leipzig 2021 am 17. Juni überreicht.
Aufgrund ihrer Verdienste um die Erforschung von Leben und Wirken Johann Sebastian Bachs, die Vermittlung von dessen Musik sowie der gemeinsam erzielten großartigen Ergebnisse, wird Christoph Wolff und Hans-Joachim Schulze gemeinsam die Bach-Medaille der Stadt Leipzig 2021 verliehen.
Dies entschied eine Jury, bestehend aus dem Präsidenten des Bach-Archivs, Prof. Dr. Ton Koopman, dessen Direktor, Prof. Dr. Dr. h. c. Peter Wollny, dem Leipziger Thomaskantor Gotthold Schwarz, dem Gewandhauskapellmeister Andris Nelsons und dem vormaligen Rektor der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“, Prof. Martin Kürschner. Die Auszeichnung wird damit erstmals an zwei Wissenschaftler vergeben.
Christoph Wolff, geboren 1940 in Solingen, und Hans-Joachim Schulze, geboren 1934 in Leipzig, verbindet eine jahrzehntelange enge Zusammenarbeit: Zwischen 1975 und 2005 gaben sie gemeinsam das Bach-Jahrbuch heraus und sorgten dafür, dass auch in Zeiten des eisernen Vorhangs die Forscher am Leipziger Bach-Archiv nie den Anschluss zu die internationalen Kollegen verloren haben und in Leipzig Bach-Forschung auf höchstem Niveau möglich blieb. Nach dem Fall der Mauer leiteten beide aufeinanderfolgend als Direktor das Bach-Archivs Leipzig: Hans-Joachim Schulze von 1992 bis 2000 und Christoph Wolff von 2001 bis 2013.
Christoph Wolff wurde 1966 mit einer bahnbrechenden Arbeit zum Thema „Der stile antico in der Musik Johann Sebastian Bachs“ promoviert. Seine 2001 erschienene große Bach-Biographie gilt heute als Standardwerk. Auf der Basis einer eindrucksvollen Vernetzung in Wissenschaft, Kultur und Politik gelang Christoph Wolff 1999 die Wiederentdeckung der verschollenen Notensammlung der Berliner Singakademie in Kiew. Mit deren Rückführung zwei Jahre später nach Berlin wurde unter anderem der verloren geglaubte Notenschatz aus dem Nachlass des zweitältesten Bach-Sohnes Carl Philipp Emanuel der Musikwelt wieder zugänglich.
Hans-Joachim Schulze legte mit seinen Arbeiten und speziell mit seiner Dissertation „Studien zur Bach-Überlieferung im 18. Jahrhundert“ methodisch einen Grundstein für eine ganz neue Art der Quellenkritik, die zu einer Verfeinerung der Werkchronologie und Echtheitsdiskussionen in Bachs Werk führte. Zugleich lieferte Schulze mit der mehrbändigen Gesamtausgabe der „Bach-Dokumente“ eine in der Musikforschung bis heute beispielhafte Aufbereitung aller biographischen Lebenszeugnisse Bachs – eine Edition, von der seither die gesamte Bach-Forschung profitiert und ohne die die heutige Bach-Biographik keine verlässliche Basis hätte.
Sowohl Wolff als auch Schulze haben mit den „Neumeister-Chorälen“, den 14 Kanons über die Fundamentalnoten der Goldberg-Variationen und der c-Moll Fantasie BWV 1121 unbekannte Werke Bachs wiederentdeckt. Beide geben ihr einzigartiges Wissen über Bachs Musik und ihren Kontext sowohl in unzähligen Vorträgen, Kursen und Vermittlungsformaten als auch in der universitären Lehre seit fünf Jahrzehnten an Generationen von Musikern, Musikwissenschaftlern und Musikliebhabern weiter: Christoph Wolff seit 1976 an der Harvard University Cambridge/Mass., Hans-Joachim Schulze seit 1957 als Wissenschaftler am Bach-Archiv und seit 1993 als Honorarprofessor an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig.
Geehrt wurden beide Wissenschaftler bereits mit dem Bundesverdienstkreuz; Christoph Wolff zugleich mit verschiedenen Ehrendoktorwürden sowie unter anderem dem Orden Pour le Mérite und dem Bach-Preis der Royal Academy of Music in London.
Die Bach-Medaille wird am 17. Juni 2021, um 11 Uhr, im Rahmen des Bachfestes Leipzig im Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli feierlich durch den Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung und den Direktor des Bach-Archivs, Peter Wollny, an die beiden Musikwissenschaftler überreicht. Das Bachfest Leipzig findet in dieser Saison vom 11. bis 21. Juni statt und steht unter dem Motto „Erlösung“.
Wegen besonderer Verdienste um die Pflege des Bachschen Werks wurde die Bach-Medaille der Stadt Leipzig im Rahmen vergangener Bachfeste unter anderem an Angela Hewitt (2020), Klaus Mertens (2019), Robert Levin (2018), Reinhard Goebel (2017), Masaaki Suzuki (2012), Herbert Blomstedt (2011), Philippe Herreweghe (2010), Frieder Bernius (2009), Nikolaus Harnoncourt † (2007), Ton Koopman (2006), Sir John Eliot Gardiner (2005), Helmuth Rilling (2004) und Gustav Leonhardt † (2003) verliehen.
Die L-IZ.de macht mal Sendepause und im Maschinenraum gibts eine Doppelschicht
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