Das Ev.-Luth. Diakonissenhaus Leipzig erinnert sich seiner Wurzeln und einer großen Tradition. Am 1. Februar 1891 wurden die ersten acht Schwestern zum Dienst an alten, kranken und sozial schwachen Menschen aufgenommen und damit das Diakonissenhaus gegründet. 130 Jahre später lässt die Corona-Pandemie nur ein Gedenken im kleinen Kreis zu, das am 31. Januar 2021 im Rahmen eines Diakonissenhaus-Gottesdienstes stattfinden wird.
Den Gottesdienst feiern die Leipziger Diakonissen im kleinen Kreis mit den Bewohnern des Hauses und mit den Verantwortlichen aus Diakonissenhaus und Diakonissenkrankenhaus.
Derzeit leben noch sechs Schwestern auf dem Gelände ihres Mutterhauses und verbringen hier gemeinsam ihren Ruhestand. In der Blütezeit des Leipziger Diakonissenhauses waren es mehr als 200 Schwestern, die gleichzeitig hier lebten und von hier aus weit über die Grenzen der Stadt hinaus tätig waren.
„Es schmerzt, dass wir dieses Jubiläum nicht in einem größeren Rahmen feiern können“, sagt Dr. Michael Kühne, Rektor des Leipziger Diakonissenhauses. „Trotz dieser Umstände blicken wir mit großer Dankbarkeit auf eine geschichtliche Entwicklung zurück, die sehr viel Segen für die hilfebedürftigen Menschen und einen großen Beitrag für Leipzig als soziale Stadt geleistet hat.“
Mit der Gottesdienst-Kollekte soll die Errichtung eines neuen Hospizes unterstützt werden. Es ist geplant, dass das Bauvorhaben im Stadtteil Eutritzsch zur Jahresmitte beginnen und voraussichtlich im Herbst 2022 abgeschlossen sein wird.
Getragen wird dieses Projekt von der Leipziger Diakonie Hospiz gGmbH, an der neben dem Diakonissenkrankenhaus und dem Diakonissenhaus auch das Evangelisch-methodistische Diakoniewerk Bethanien und das Diakonische Werk Innere Mission Leipzig beteiligt sind.
Hintergrund: 130 Jahre Ev.-Luth. Diakonissenhaus Leipzig
Im Jahr 1900 wurde im Leipziger Stadtteil Lindenau neben dem Mutterhaus auch das Diakonissenkrankenhaus in Betrieb genommen. Erster chirurgischer Chefarzt war Prof. Dr. Heinrich Braun, der durch die Entwicklung einer neuen Narkose-Methode (Zusatz von Adrenalin) in der medizinischen Fachwelt auf sich aufmerksam machte.
Die Leipziger Diakonissen waren über die vielen Jahrzehnte nicht allein im Krankenhaus tätig, sondern engagierten sich auch als Gemeindeschwestern sowie in Kinder- und Altersheimen. Während des Ersten Weltkriegs arbeiteten sie in verschiedenen Lazaretten in ganz Europa und waren in den 1920er-Jahren sogar vorübergehend in Brasilien pflegerisch aktiv.
In der im Jahr 1925 gegründeten Krankenpflegeschule werden bis heute angehende Pflegekräfte ausgebildet. Während beider Weltkriege wurde das Krankenaus jeweils zum Lazarett umfunktioniert – trotz schwerer Fliegerangriffe blieb das Diakonissenhaus in der nationalsozialistischen Zeit von größeren Schäden verschont.
In den DDR-Jahren entwickelte sich das Diako zu einer tragenden Säule im Gesundheitssystem der Stadt Leipzig. Es war für den Stadtbezirk Leipzig-West und ab den 1970er-Jahren auch für das Neubaugebiet Grünau zuständig. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde das Diakonissenkrankenhaus mehrfach umgebaut und entwickelte sich zu einem modernen Gesundheitsstandort.
Im Jahr 2014 verabschiedete sich die letzte Leipziger Diakonisse aus dem aktiven Arbeitsleben – im Krankenhaus lebt die Diakonissen-Tradition seitdem in der Diakonischen Gemeinschaft weiter.
Unter dem Dach des Diakonissenmutterhauses leben die Leipziger Diakonissen heute Tür an Tür mit zahlreichen Seniorinnen und Senioren im Betreuten Wohnen. Auch die Verwaltung des Diakonissenkrankenhauses hat hier ihren Sitz.
Als Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung verfügt das Diako über 250 Betten. Es ist ein Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Leipzig und gehört zur AGAPLESION gemeinnützigen AG, einem bundesweit tätigen Verbund von christlichen Gesundheitseinrichtungen.
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