Nahezu unglaublich, aber wahr: Seit elf Jahren haben die Beschäftigten des Kabelwerks in Meißen keine Lohnerhöhung mehr erhalten. Dies allein ist nicht der Grund für den Unmut in der Belegschaft, nein die Sturheit des Geschäftsführers, weiterhin allein über die Arbeitsbedingungen entscheiden zu wollen, schürt den Unmut in der Belegschaft. Jetzt wenden sich die Beschäftigten mit einem offenen Brief an Politik und Gesellschafter.
Die 130 Kolleginnen und Kollegen im Kabelwerk sind nicht bereit, diese Ungerechtigkeit noch länger hinzunehmen. Sie fordern endlich bessere und faire Arbeits- und Einkommensbedingungen per Tarifvertrag. Der Arbeitgeber weigert sich bisher jedoch, Tarifverhandlungen mit der IG Metall aufzunehmen.
Um ihre Forderungen zu untermauern, haben die Beschäftigten in den vergangenen Wochen bereits an drei mehrstündigen Warnstreiks teilgenommen. „Wenn der Arbeitgeber weiterhin keine Gesprächsbereitschaft zeigt, werden die Kolleginnen und Kollegen ihre Warnstreiks und Aktionen in den kommenden Wochen ausweiten“, kündigt Gewerkschaftssekretär Steven Kempe von der IG Metall Riesa an.
Der nächste Warnstreik ist für Dienstag, den 8. Dezember 2020 geplant: Dann werden die Kolleginnen und Kollegen der Nacht- und der
Frühschicht die Arbeit zwischen 4.30 Uhr und 7.00 Uhr niederlegen und vor dem Werktor für bessere Arbeitsbedingungen demonstrieren.
Die Geschäftsführung behauptet, „der Betriebsrat verweigere seit Monaten konstruktive Gespräche“. Der Arbeitgeber verkennt, „Verhandlungen zum Entgelt oder über die wöchentliche Arbeitszeit sind tarifvertragliche Inhalte. Für Tarifverhandlungen ist nicht der Betriebsrat zuständig, sondern die im Betrieb vertretene Gewerkschaft, also die IG Metall. Laut Gesetz sind Tarifverhandlungen die Aufgabe der Tarifparteien, das heißt von Arbeitgeber und IG Metall“, erläutert IG Metall-Gewerkschaftssekretär Steven Kempe.
„Wenn die Geschäftsführung das endlich akzeptieren und Verhandlungsbereitschaft mit der IG Metall signalisieren würde, wären wir schon einen Schritt weiter. Bisher weigert sich die Geschäftsführung jedoch hartnäckig, mit uns zu sprechen, obwohl sie gar nicht weiß, was die Kolleginnen und Kollegen wollen. Dazu müsste sich die Geschäftsführung unsere Vorschläge überhaupt erst einmal anhören“, und in Verhandlungen einsteigen, sagt IG Metall-Gewerkschaftssekretär Steven Kempe.
„Auf Dauer wird der Arbeitgeber sich den berechtigten Interessen der Belegschaft nicht verweigern können. Die Erfahrung zeigt, dass Unternehmen mit einem guten Tarifvertrag nicht nur eine motiviertere Belegschaft haben, sondern auch wirtschaftlich erfolgreicher sind.“
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