Weniger Arbeitslosigkeit, abnehmende Anzahl von Empfängern sozialer Mindestsicherung, leicht steigendes Haushaltsnettoeinkommen: Leipzig war 2019 sozioökonomisch weiterhin auf einem guten Weg. Die Betreuungsquote der unter Dreijährigen befindet sich auf einem neuen Höchststand. Auch der Anteil der integrativ unterrichteten Schülerinnen und Schüler steigt kontinuierlich.
„In einer Stadt mit einer solch dynamischen Entwicklung gibt es auch widersprüchliche Tendenzen. Die Lebenslagen haben sich verbessert, aber es gibt deutliche soziale Unterschiede zwischen den einzelnen Stadtteilen,“ sagt Bürgermeister Thomas Fabian. „Trotz steigender Erwerbstätigkeit sind in Leipzig immer noch mehr Menschen von Einkommensarmut gefährdet als im bundesdeutschen Durchschnitt.“
Der Segregationsindex zeigt eine räumliche Verdichtung der Transferleistungsempfänger sowohl insgesamt als auch bei den unter 15-Jährigen. Seit 2013 hat die Ungleichverteilung über das gesamte Stadtgebiet zugenommen.
Der 14. Sozialreport enthält wieder detaillierte Daten zu verschiedenen Entwicklungen in den Bereichen Bevölkerung, Wohnen, Lebensunterhalt, Familie, Jugend und Bildung, Menschen mit Behinderung, Seniorinnen und Senioren, Gesundheit, sowie ehrenamtliches Engagement. Er steht ab sofort unter www.leipzig.de/sozialreport zum Download bereit.
Einige Schlaglichter
Die Stadt wächst langsamer.
Im Jahr 2019 ist die Einwohnerzahl aufgrund von Wanderungsgewinnen und einem Geburtenüberschuss um 5.151 Personen auf 601.668 Personen angewachsen. Dies war mit rund 0,9 Prozent das schwächste Bevölkerungswachstum seit dem Jahr 2010.
Die Zahl der Geburten sank nach einem kontinuierlichen Anstieg nun im zweiten Jahr in Folge auf 6.444. Bei gleichzeitig gesunkenen Sterbefällen konnte das sechste Jahr in Folge ein positiver Geburtensaldo verzeichnet werden.
Das dritte Jahr in Folge verzeichnet die Gruppe der unter sechsjährigen Einwohnerinnen und Einwohner einen negativen Wanderungssaldo. Im Jahr 2019 lag dieser bei 992 Personen. Gleichzeitig weist die Gruppe der Sechs- bis 18-Jährigen erstmalig einen negativen Saldo von 196 Personen auf. Die größten Wanderungsgewinne zeigen sich in der Gruppe der 18- bis 25-Jährigen.
Das Durchschnittseinkommen steigt geringfügig und die Anzahl der Empfänger von Leistungen der sozialen Mindestsicherung sinkt – Segregation hingegen nimmt zu.
Das durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen in der Stadt Leipzig lag im Jahr 2019 bei 1.891 Euro und lag damit um 59 Euro höher als im Vorjahr. Die Einkommen in Leipzig sind niedriger als im sächsischen und im gesamtdeutschen Durchschnitt. Auch die Einkommensunterschiede zwischen den einkommensschwächsten und einkommensstärksten 20 Prozent der Bevölkerung haben sich im Jahr 2019 erneut absolut auf 1.307 Euro erhöht.
17,2 Prozent der Leipzigerinnen und Leipziger galten im Jahr 2019 als relativ einkommensarm (2018: 17,7 Prozent), denn ihr Einkommen lag unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle von 60 Prozent des durchschnittlichen Äquivalenzeinkommens.
Die Arbeitslosenquote, bezogen auf alle Erwerbspersonen, ist auf 5,9 Prozent gesunken (2018: 6,1 Prozent). Ende 2005 lag diese Quote noch bei 19,2 Prozent. Kleinräumig betrachtet ergeben sich innerhalb der Stadt Leipzig jedoch große Unterschiede. Der Anteil der arbeitslos gemeldeten Personen an der Bevölkerungsgruppe im Alter von 15 bis 65 Jahre reichte von 1,2 Prozent in Plaußig-Portitz bis zu 10,9 Prozent in Grünau-Mitte.
Die Zahl der Leistungsempfänger nach dem Zweiten Sozialgesetzbuch ist 2019 weiter gesunken. Insgesamt haben 54.684 Personen diese Leistungen erhalten. Die Anzahl der Leistungsempfänger lag damit auf dem niedrigsten Jahresendstand seit Einführung im Jahr 2005.
Auch die Anzahl der Kinder unter 15 Jahren, die Sozialgeld erhielten, ist im zweiten Jahr in Folge zurückgegangen. Im Jahr 2019 waren 14.759 Kinder auf diese Leistung angewiesen. Das entspricht 17,8 Prozent aller Leipziger Kinder unter 15 Jahren.
Die räumliche Verteilung dieser Menschen innerhalb von Leipzig ist allerdings sehr unterschiedlich. In sechs Ortsteilen lebten mehr als 40 Prozent aller Kinder unter 15 Jahren von Sozialgeld. In Volkmarsdorf, dem Ortsteil mit dem höchsten Anteil, erhielten 51,9 Prozent der Kinder Sozialgeld; in Lützschena-Stahmeln lediglich zwei Prozent.
Die kleinräumigen Unterschiede zeigen eine räumliche Verdichtung der Transferleistungsempfänger sowohl insgesamt als auch bei den unter 15-Jährigen. Als Maß für die Häufung bestimmter Sachverhalte in den Ortsteilen eignet sich der Segregationsindex. Dieser Index zeigt, dass eine Ungleichverteilung von Empfängern von Leistungen nach dem SGB II über das gesamte Stadtgebiet in diesem Zeitraum zugenommen hat.
Die durchschnittliche Gesamtmiete steigt bei nahezu gleichbleibender Gesamtmietbelastung. 2019 wurden mehr Wohnberechtigungsscheine ausgestellt.
Seit 2014 stiegen die Gesamtmieten der Wohnungen im Bestand um 12,1 Prozent. Mit einer Steigerung um 30,7 Prozent im selben Zeitraum ist diese Entwicklung bei den Angebotsmieten (Nettokaltmiete) noch deutlicher. Hier fällt aber auf, dass Wohnungen der neueren Baualtersklassen (Baujahr ab 2005) zwischenzeitlich Preisrückgänge zu verzeichnen hatten.
Im Rahmen der sozialen Wohnraumversorgung werden einkommensschwache Haushalte unterstützt. Diese erhalten unter bestimmten Voraussetzungen einen Wohnberechtigungsschein, der zum Bezug bestimmter – beispielsweise belegungsgebundener – Wohnungen berechtigt. Im Jahr 2019 wurden 975 Wohnberechtigungsscheine ausgestellt, wovon knapp die Hälfte auch tatsächlich mit neuem Wohnraum versorgt werden konnte.
Die Anzahl der neu bekannt gewordenen Wohnungsnotfälle ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken und liegt bei 2.162 Personen. Gleichzeitig hat sich die Anzahl der Räumungsklagen (1.132) sowie die Anzahl der Räumungstermine (979) im Vergleich zum Vorjahr erhöht. Um den Erhalt einer Wohnung zu sichern, unterstützt das Sozialamt die von Wohnungslosigkeit bedrohten Personen durch die Übernahme von Mietzahlungsrückständen zur Sicherung der Wohnung und durch die Gewährung von Leistungen des ambulant betreuten Wohnens.
2019 wurden im täglichen Durchschnitt fast unverändert zum Vorjahreswert 263 obdachlose Personen notuntergebracht. 72 Prozent aller im täglichen Durchschnitt notuntergebrachten Personen lebten in einer Gewährleistungswohnung, 28 Prozent übernachteten in Notunterkünften.
Die Kindertagesbetreuung wurde weiter ausgebaut. Platzkapazitäten für Kinder mit heilpädagogischem Förderbedarf wurden erhöht.
Das Netz der Kindertagesstätten wurde durch die Eröffnung von elf neuen Einrichtungen, darunter drei Ersatzneubauten, erweitert. Gegenüber Dezember 2018 entstanden zusätzlich 1.510 Plätze für Kinder vor Schuleintritt. Die Anzahl der integrativen Plätze für Kinder mit heilpädagogischem Förderbedarf bis zum Schuleintrittsalter stiegt auf 954 Plätze an.
Die Betreuungsquote für die Ein- bis unter Dreijährigen lag bei 75 Prozent. Dies stellt den bisher höchsten Wert seit 1990 dar. Für Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren lag die Betreuungsquote bei 93,6 Prozent.
Die Gesamtschülerzahl steigt langsamer. Bildungsempfehlungen für ein Gymnasium sind über die Ortsteile hinweg unterschiedlich verteilt. Die Anzahl der integrativ unterrichteten Schüler hat zugenommen.
Das Wachstum der Schülerzahlen an den allgemeinbildenden Schulen hielt auch 2019 an, allerdings bei abnehmender Dynamik. Insgesamt stieg die Schülerzahl im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent.
Im Schuljahr 2019/20 betrug der Anteil gymnasialer Bildungsempfehlungen 53,1 Prozent und ist damit im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen. Die Spannweite im Stadtgebiet war, wie in den letzten Jahren, enorm hoch und wies einen Maximalwert von 89,7 Prozent gymnasialer Bildungsempfehlungen im Zentrum-Nordwest und einen Minimalwert von 19,3 Prozent im Leipziger Osten auf.
Der Anteil der Abgängerinnen und Abgänger, die eine allgemeinbildende Schule ohne mindestens einen Hauptschulabschluss verlassen haben, ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken. Der entsprechende Anteil im Vergleich zu anderen Schulabgängerinnen und Schulabgängern lag bei 11,2 Prozent. Im Jahr 2019 verließen 21,7 Prozent der Abgängerinnen und Abgänger mit Migrationshintergrund die Schule ohne mindestens einen Hauptschulabschluss.
Die Anzahl der integrativ unterrichteten Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf stieg 2019/2020 weiter an auf insgesamt 2.097 Schülerinnen und Schüler. Dies entspricht einer Quote von 44,4 Prozent.
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