Am 13.11.2015 veranstaltete das Soziokulturelle Zentrum Frauenkultur Leipzig einen „Fachtag zur Hexenverfolgung in Sachsen: Als Hexe verfolgt und ermordet…“. In der Einladung zu diesem Fachtag hieß es u.a.: „Zur Geschichte Leipzigs und Sachsens gehört auch das Unrecht jahrhundertelanger Hexenverfolgung. Dazu gibt es bis heute kaum öffentliche Reflektionen. Aber die öffentliche Auseinandersetzung über das Benennen von nachweisbarem Unrecht trägt immer auch die Option in sich, gesellschaftliche Zusammenhänge zu erkennen und eine Form der Rehabilitation von unschuldig ermordeten Frauen, Männern und Kindern zu finden, selbst wenn diese viele hundert Jahre später stattfindet. Dieser Fachtag bietet Möglichkeiten der Diskussion und der Verständigung zu einem noch viel zu wenig aufgearbeiteten Thema… auch in regionalen Bezügen.“
Im Anschluss an diesen Fachtag gründete sich der „Arbeitskreis zur Aufarbeitung der Hexenverfolgung in Mittelalter und Früher Neuzeit | Leipzig und Sachsen“. In den monatlichen Treffen wurde u.a. eine gleichnamige Ausstellung erarbeitet. Diese war Teil des Programms zu „Reformation 2017 – Kirchentage auf dem Weg“ und konnte in erweiterten Form im März 2020 in der Volkshochschule Leipzig eröffnet werden. Der Arbeitskreis arbeitet generations- und fachbereichs-übergreifend. Interessierte Menschen sind immer willkommen. Siehe bitte auch www.hexenprozesse-leipzig.de
2018 stellte der Arbeitskreis im Beirat für Gleichstellung der Stadt Leipzig einen Antrag, um „einen Ort des Gedenkens im öffentlichen Raum zu schaffen.“ Dem stimmte der Beirat für Gleichstellung im September 2018 einstimmig zu – und brachte diesen Antrag in den Leipziger Stadtrat ein.
In über 50 Städten Deutschlands haben sich gewählte Kommunalvertretungen entschieden, die Opfer von Hexerei-Prozessen zu rehabilitieren – u. a. in Köln, Lutherstadt Wittenberg und Dortmund. Ebenso gibt es Stellungnahmen der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) – u.a. 2016 durch Dr. Heinrich Bedford-Strohm. Auch Papst Franziskus benannte im April 2016 erstmals dieses jahrhundertelang begangene Unrecht.
Am 13. März 2019 kam der Antrag „Opfer der Hexenverfolgung gedenken“ im Leipziger Stadtrat mit folgendem Wortlaut zur Abstimmung:
Die Stadt Leipzig setzt mit einer Gedenktafel für die Opfer der Hexenverfolgung ein Zeichen gegen menschenverachtende Gewalt.
Als Ort des Gedenkens wird das Gebäude des Alten Rathauses oder dessen Umfeld geprüft.
Abstimmungsergebnis: mehrheitlich angenommen bei vier Gegenstimmen und keiner Enthaltung
Fünf Jahre nach dem ersten Fachtag wird am 12.11.2020 am Alten Rathaus eine Gedenktafel eingeweiht werden. Dies wurde möglich durch die Arbeit vieler engagierter Einzelner, durch die Arbeit des AK Aufarbeitung Hexenverfolgung – in Abstimmung mit dem Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig und durch die freundliche Unterstützung des Kulturamtes der Stadt Leipzig.
Bei allen möchten wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken!
Text der Tafel:
Hexenverfolgung in Leipzig
Im Alten Rathaus hatten das Stadtgericht und der für ganz Kursachsen tätige Schöffenstuhl ihren Sitz.
Beide Gerichte fällten auch Urteile zu Zauberei und Hexerei. Von der Mitte des 15. Jahrhunderts bis zum Jahr 1730 wurden mindestens 250 Frauen, Männer und Kinder verurteilt – davon 72 zum Tod.
Das damit verbundene Leid mahnt heute zu Toleranz, Gerechtigkeit und Wahrung der Menschenwürde.
Stadt Leipzig | Arbeitskreis Aufarbeitung der Hexenverfolgung | 2020
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