Die offiziellen Darstellungen zu den Ereignissen am 21. November 2020 verzerren das Bild der Lage erheblich. Die Polizei hat ihre selbst gesetzten Ziele nicht erreicht. Mehr noch: Inzwischen wird von Innenministerium und Polizei ein weiteres Mal das Problem links verortet als bei denen, die sich bewusst und auch mit Gewalt den Regelungen zum Schutz vor der Corona-Pandemie widersetzen und sich zunehmend radikalisieren.
Die Linke-Abgeordnete Juliane Nagel fordert, den in der DNA der sรคchsischen CDU tief verankerten Linken-Hass endlich zu bรคndigen und zumindest gleiche Maรstรคbe anzusetzen.
Sie erklรคrt: โLaut Innenministerium und Polizei waren am 21. November 2020 โ als Corona-Leugner nach dem Fanal des 7.11.2020 wieder in Leipzig aufmarschieren wollten โ die Ziele der Polizei โdie Einhaltung des Infektionsschutzes grรถรtmรถglich durchzusetzen und Aufzรผge entsprechend der Sรคchsischen Corona-Schutz-Verordnung zu verhindernโ.
Dies ist am 21. November aber eben nicht gelungen. Die Polizei ist nicht ihrem Auftrag nachgekommen die spontanen Aufzรผge der Rechten zu unterbinden und die zahlreichen Verstรถรe gegen die Corona-Schutz-Verordnung zu ahnden. Nach Auflรถsung der offiziellen, nicht begonnenen Kundgebung auf dem Kurt-Masur-Platz bewegten sich zahlreiche grรถรere Gruppen der Corona-Leugner durch die Innenstadt und trafen auf dem Markt zusammen.
Als sich der vereinte Tross von dort in Bewegung setzte, verhinderte erst eine Sitzblockade von Protestierenden in der Klostergasse, spรคter die Prรคsenz zahlreicher Protest-Teilnehmer/-innen an der Hainspitze am Brรผhl und dann erst die Polizei, dass die Corona-Leugner weiter ziehen konnten. Schon bis dahin hatte es zahlreiche Verstรถรe der โQuerdenkerโ-Anhรคnger gegen Regelungen der Corona-Schutzverordnung gegeben: Gegen das Verbot bewegter Aufzรผge, die Pflicht zum Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen innerhalb von Versammlungen und in der Innenstadt und das Abstandsgebot.
Doch die Polizei, die mit 1600 Einsatzkrรคften und zahlreichem Gerรคt bestens ausgestattet war, lieร die Corona-Leugner ein weiteres Mal gewรคhren. Anstatt in der Folge die Personalien der in der Groรen Fleischergasse festgesetzten Personen aufzunehmen um die bewussten Verstรถรe gegen die Hygieneregeln zu sanktionieren, gab die Polizei den Leugnern die Mรถglichkeit den Kessel einfach zu verlassen. Auch von denen, die von dieser exklusiven Mรถglichkeit keinen Gebrauch machten, wurden scheinbar auch spรคter keine Personalien festgestellt und keine Sanktionen verhรคngt.
Zur gleichen Zeit wurden 109 dem linken Protestspektrum zuzuordnende Personen im Bereich der Gottschedstraรe von der Polizei festgehalten. Gegenรผber vielen Betroffenen sowie auch mir als Abgeordneter wurde vom Polizeifรผhrer vor Ort kommuniziert, dass diese Gruppe als โunerlaubte Ansammlungโ gegen die Corona-Schutz-Verordnung verstoรen hรคtte und darum Personalien von allen festgestellt werden.
Jetzt gibt das Innenministerium auf meine Anfrage an, dass โaufgrund eines im Vorfeld versuchten Angriffs auf eine Personengruppierung der Gegner der Maรnahmen zur Umsetzung der Corona-Schutz-Verordnung im Bereich Groรe Fleischergasse die Personalien von insgesamt 109 Personen festgestelltโ wurden. Es wird nun, im Nachhinein also noch ein Straftatvorwurf konstruiert, wohl um von der eklatanten Ungleichbehandlung von Rechten und Linken abzulenken. Denn die neuere Darstellung von SMI/ Polizei hinkt insofern, als dass die Gruppe der linken Aktivist/-innen aus Richtung Wilhelm-Leuschner-Platz/ Neues Rathaus kam und damit rein objektiv keine Straftaten im Bereich der Groรen Fleischergasse verรผben konnte.
Auffรคllig ist auรerdem, dass รbergriffe von Neonazis auf Polizei und Gegendemonstrant/-innen in der offiziellen Berichterstattungen vollkommen ausgeblendet werden, wรคhrend inzwischen mehrere Informationen der Soko LinX zu mutmaรlich links motivierten Straftaten publiziert wurden. So kam es am Hauptbahnhof gegen 15.30 zu Angriffen auf Polizeibeamt/-innen aus einer Gruppe von รผber 50 Rechten: Scheinbar ohne Folgen (siehe LVZTicker 15.40 https://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/Demo-in-Leipzig-heute-Liveticker-zum-Anti-Corona-Protest-zwei-Wochen-nach-Querdenken).
Die Bundespolizei berichtete zudem รผber 10 Fahndungstreffer nach dem Durchsuchen einer Gruppe von 40 Personen, die auf der Anreise zur Corona-Leugner-Versammlung waren (https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/74165/4770275). Mir sind verschiedene Fรคlle von Menschen bekannt, die durch Rechte angegriffen wurden.
Sowohl Polizeistrategie auch als Polizeikommunikation sind vollkommen durchsichtig: Duldsam nach rechts und hart und denunziatorisch nach links. Schon im Nachgang zum 7.11.2020 in Leipzig machte der Innenminister Wรถller die politische Linie klar: Die Corona-Leugner sind harmlos (โDie gewaltsame Auflรถsung einer friedlichen Versammlung stand nicht zur Debatte. Was wรคre die Alternative? Zwang gegen Senioren? Wasserwerfer gegen Kinder?โ, Pressebriefing vom 8.11.2020).
Ministerprรคsident Michael Kretschmer hat schon weit vorher durch Gesprรคche und verstรคndnisvolle รuรerungen politisch den Weg fรผr die Verharmlosung der rechten Sammlungsbewegung und somit inkonsequentes Agieren der Sicherheitsbehรถrden geebnet. Ich fordere die politischen Verantwortungstrรคger in der sรคchsischen Regierung auf endlich ihren Linken-Hass zu bรคndigen, die vielen klugen Analysen und Berichte von Expert/-innen zu Charakter und Gefรคhrlichkeit der Corona-Leugner-Bewegung zur Kenntnis zu nehmen und endlich zu einer Gleichbehandlung beim Ahnden von Verstรถรen zu kommen.
Ich fordere die Polizei auf, mรถgliche Strafermittlungen gegen die 109 Personen aus dem Kessel auf dem Dittrichring sofort einzustellen und die Daten der Personen unverzรผglich zu lรถschen!
Liveticker: Pandemie-Leugner/-innen wollen erneut auf den Ring + Videos
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Leider fรผhlt sich die sรคchsische Regierung wohl mit dem schlechten, weil braunen, Ruf Sachsens und ist nicht bereit, daran etwas zu รคndern.
Und die Koalitionspartner kleben viel zu sehr an ihren bequemen und gut bezahlten Stรผhlen, um dem entgegenzustehen.
Vielleicht ist es auch einfach die groรe Angst vor der blauen Partei.