Nach zwei Wochen kraftvoller Warnstreiks im öffentlichen Nahverkehr für einen bundesweiten Rahmentarifvertrag zur Entlastung und Vereinheitlichung von Arbeitsbedingungen erwartet die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) nun ein Signal der Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA). ver.di bietet der VKA an, sich über einen Prozess zur bundesweiten Vereinheitlichung elementarer Arbeitsbedingungen wie Urlaub, Überstunden und Zuschlagsregelungen zu verständigen.
„Wir nehmen wahr, dass es den Arbeitgebern in erster Linie um die Ebene der Verhandlungen geht, das inhaltliche Ziel einheitlicher Entlastungen wurde bisher nicht abgelehnt“, stellt die stellvertretenden ver.di-Vorsitzende Christine Behle fest. Daher wäre es auch denkbar, „diesem Verständigungsprozess nötigenfalls einen längeren zeitlichen Horizont einzuräumen“. Um diesem Verständigungsprozess die nötige Ruhe zu geben, wird ver.di bis Ende Oktober auf bundesweite Warnstreiks verzichten.
„Wir sind überzeugt, dass ein solches Vorgehen angesichts der angespannten Konfliktlage auch im Interesse der Verkehrsunternehmen wäre. Damit könnten wir auch gemeinsam der Öffentlichkeit und den Fahrgästen signalisieren, dass es nicht in unserem beiderseitigen Interesse ist, einen solchen Konflikt auf ihrem Rücken auszutragen“, betont Behle.
Im öffentlichen Nahverkehr geht jeder zweite Beschäftigte bis 2030 in den Ruhestand, 100.000 neue Fachkräfte müssen bis dahin gewonnen werden. Die Rekrutierung gestaltet sich aufgrund der Arbeitsbedingungen schwierig, nicht zuletzt, weil sich Beruf und Familie kaum vereinbaren lassen. Belastungen infolge wachsenden Verkehrsaufkommens und durch Personaleinsparungen, volle Überstundenkonten, zweistellige Krankenstände oder Fahrtausfälle aufgrund von Personalmangel nehmen immer mehr zu. Darüber hinaus zeichnet sich inzwischen aufgrund der unterschiedlichen Arbeitsbedingungen ein Trend der Abwanderung von Fachkräften in Bundesländer mit besseren Tarifbedingungen ab.
„Wir setzen auf ein Entgegenkommen der VKA“, so Behle weiter. „Als Tarifpartner tragen wir gemeinsam die Verantwortung, in der aktuellen
Situation eine weitere Zuspitzung des Tarifkonflikts abzuwenden und im Sinne der Beschäftigten und der Fahrgäste einen konstruktiven Lösungsweg zu entwickeln.“
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