Marika Tändler-Walenta, in der Linksfraktion zuständig für das Thema Kindertagesstätten, sagt zum heutigen Interview von Kultusminister Christian Piwarz „Sachsen will bei der Kinderbetreuung aufholen“: „Der Kultusminister plädiert für einen ,ehrlicheren‘ Betreuungsschlüssel, welcher ,der tatsächlichen Situation in den Kitas gerecht wird‘.“

„Das ist eine gute Zielstellung – allerdings plant die Koalition gerade beim Betreuungsschlüssel eine große Unehrlichkeit. Im Koalitionsentwurf zum ,Bildungsstärkungsgesetz‘ verschlechtert sich der Fachkraftschlüssel im Kindergärten von 1 zu 12 auf 1 zu 15 bzw. im Hort von 0,9 zu 20 auf 0,9 zu 25.“

Hintergrund:

Assistenzkräfte ohne entsprechende pädagogische Fachausbildung durften bisher in Kindertageseinrichtungen nur zusätzlich und außerhalb des geltenden Betreuungsschlüssels eingesetzt werden. Dies wurde bereits 2015 aufgeweicht, als bis zu 20 Prozent Assistenzkräfte im Krippenbereich im Rahmen des Betreuungsschlüssels zugelassen wurden.

Allerdings wurde damals zeitgleich der Betreuungsschlüssel für Krippen von 1:6 auf 1:5 verbessert, wodurch die Verschlechterung nahezu ausgeglichen wurde. Jetzt sollen 20 Prozent Assistenzkräfte auch in Kindergarten und Hort zugelassen werden. Ein entsprechender Ausgleich im Betreuungsschlüssel ist diesmal aber nicht vorgesehen.

Einfaches Rechenbeispiel: Ein Kindergarten mit 120 Kindern hat nach gegenwärtigen Schlüssel zehn Fachkräfte. Vorhandene Assistenzkräfte werden im Schlüssel nicht berücksichtigt. Nach dem vorgesehenen neuen Schlüssel braucht dieser Kindergarten nur noch acht Fachkräfte und zwei Assistenzkräfte. Der Fachkräfteschlüssel liegt damit bei 1 zu 15 statt 1 zu 12.

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