Beatles, Brexit, Buckingham Palace: Woran denken die Deutschen beim Blick auf Großbritannien? In den Medien beherrschte der Austritt des Landes aus der Europäischen Union viele Schlagzeilen der vergangenen Monate. Die Ausstellung zeigt, dass Großbritannien mehr ist als nur der Brexit. Die deutsch-britischen Beziehungen sind traditionsreich, vielfältig und freundschaftlich, doch bisweilen auch unterkühlt und von Konkurrenz geprägt.
„Very British. Ein deutscher Blick“ beschäftigt sich aus deutscher Perspektive mit dem deutsch-britischen Verhältnis und der Rolle Großbritanniens in Europa nach 1945. Rund 600 Exponate veranschaulichen politische, wirtschaftliche und kulturelle Zusammenhänge. Zu sehen sind etwa das Original-Tigerfell aus dem Silvestersketch „Dinner for One“, der Fußballschuh von Bobby Moore, Kapitän der englischen Nationalmannschaft beim legendären WM-Finale 1966 im Londoner Wembley-Stadion, oder das aufwändig gestaltete Messgewand des Bischofs von Coventry, das Abbildungen der kriegszerstörten Städte Dresden und Coventry zeigt.
Ein eigenes Objektensemble widmet sich der seit 1992 bestehenden Städtepartnerschaft zwischen Leipzig und der englischen Metropole Birmingham.
Die Wechselausstellung ist vom 7. Oktober 2020 bis 11. April 2021 im Zeitgeschichtlichen Forum zu sehen. Der Eintritt ist frei. Es gelten die pandemiebedingten Sicherheitsregeln.
Die Weltkriege
Bis heute prägt besonders die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg das nationale Selbstbild der Briten, das Bild von den Deutschen und das britisch-deutsche Verhältnis. Antideutsche, vergangenheitsbezogene Stereotypen werden vor allem in den Medien gern aufgegriffen, gemeinsame britisch-deutsche Gedenken in Coventry und Dresden belegen aber auch den Wandel: Die Städte werden von Symbolen des Kriegsterrors zu Orten der Versöhnung.
„With Europe, but not of it“
Die Aussage von Winston Churchill von 1930 spiegelt das ambivalente Verhältnis der Briten gegenüber einer vertieften europäischen Integration. Das Vereinigte Königreich versteht sich auch nach 1945 als Großmacht mit globaler Perspektive. Die enge Partnerschaft mit den USA und das tiefe Misstrauen gegenüber der Abgabe nationaler Souveränitätsrechte an europäische Institutionen gehören dabei zu den Konstanten britischer Politik. Trotzdem überrascht der Ausgang des EU-Referendums 2016 Politik und Öffentlichkeit in Deutschland.
God save the Queen
Die britische Krone verleiht dem demokratisch-parlamentarischen System einen besonderen Glanz und löst im Ausland Bewunderung aus. Der erste Deutschlandbesuch der Queen im Jahr 1965 gleicht einem Triumphzug. Das Interesse der deutschen Öffentlichkeit an den „Royals“ und ihren Geschicken ist bis heute groß.
Fußball und Popkultur
Die deutsch-englische Fußballkonkurrenz gehört – beginnend mit der WM 1966 – zu den längsten und intensivsten in der Geschichte des Sports. Trotz aller Rivalität bestimmen auch Fairness und Respekt den Wettkampf zwischen den Fußballnationen. Spieler wie Bert Trautmann, Kevin Keegan und Jürgen Klinsmann tragen durch ihre Leistungen und ihr Auftreten im jeweils anderen Land zum besseren Verständnis zwischen Briten und Deutschen bei.
Bis heute erhält die deutsche Populärkultur wichtige Impulse von den britischen Inseln. Literatur, Mode und Musik finden seit Jahrzehnten in Deutschland ein begeistertes Publikum. Der sprichwörtliche britische Humor ist dem deutschen Publikum aus TV und Kino wohlvertraut.
Wirtschaft
Deutschland und Großbritannien sind wirtschaftlich eng verflochten. Das jeweilige Image des Herkunftslandes – „Vorsprung durch Technik“ bzw. „feine englische Art“ – wird erfolgreich für die Produktvermarktung eingesetzt. Die Entwicklung Londons zum wichtigen Weltfinanzplatz beeinflusst auch in Deutschland Diskussionen um die deutsche Wirtschaftspolitik.
Begleitbücher: „Very British- – Ein deutscher Blick“ und „Very British – A German Point of View“, 9,80 Euro
Ausstellung „Very British – Ein deutscher Blick“ (7.10.2020 – 11.4.2021)
Öffnungszeiten: Dienstag – Freitag 9 – 18 Uhr, Sa/So/Feiertage 10 – 18 Uhr
Eintritt frei
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