Die Bürgersänger der Stiftung Bürger für Leipzig beenden am Mittwoch um 15:30 Uhr im Seniorenhof Plagwitz ihre Corona-Sommer-Tournee. Seit Mai sind jeden Mittwoch jeweils 15 Sänger in einer Alten- und Pflegeeinrichtung zum Bürgersingen aufgetreten.
„Wir wollten die Tradition des Bürgersingens fortsetzen und zugleich etwas Gutes tun,“ erläutert Organisatorin Regina Liebold von der Stiftung. „Deshalb haben wir uns in verschiedenen Pflegeheimen zum Singen angemeldet. Dort standen wir mit Abstand zueinander in den Höfen und Gärten. Die Pflegekräfte haben die Bewohner auf Terrassen oder Freiflächen gebracht. Dort konnten sie mit uns singen oder auch nur zuhören. Die Bewohner wünschten sich jede Woche, dass wir bald wiederkämen“.
Gabriele Lamotte leitete mit der Gitarre das wöchentliche Singen an. Sie brachte den nötigen Schwung in die Lieder, lud die Älteren zum Schunkeln und Armeschwenken ein. So wurde jeder Auftritt auch ein bisschen zum Gymnastikprogramm.
Hellgard Reschke war jede Woche dabei und sagt: „Ich habe mit angeregt, dass wir in den Pflegeheimen singen. Besonders schön finde ich, dass die alten Menschen spätestens beim dritten Lied mit glänzenden Augen beginnen mitzusingen. Man merkt, wie sehr sie sich freuen. Ich bin erstaunt, wie viele sich an die Texte der Volkslieder noch erinnern.“
Die Stiftung beendet die Bürgersingen-Saison mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn üblicherweise singen seit 2015 jede Woche bis zu 300 Leipziger im Johannapark. „Das war nun dieses Jahr nicht ein einziges Mal möglich. Jede Woche haben Menschen nachgefragt, wann es denn nun losgeht. Wir konnten sie immer nur vertrösten“, so Regina Liebold, die hofft, dass es nächstes Jahr einfacher wird. „Wir bedanken uns bei den Pflegekräften, ohne deren Einsatz wäre das Bürgersingen so nicht machbar gewesen,“ betont sie.
Das Singen in Altersheimen war für die beteiligten Bürgersänger eine Herzensangelegenheit, aber auch eine kleine Herausforderung. Jede Woche war wie eine kleine Schnitzeljagd, denn die Sänger mussten – meist mit dem Rad – den Weg in eine andere Einrichtung finden. Mit Maske bis zum Platz, Abstand zueinander halten, Hände desinfizieren – und dann noch doppelt so kraftvoll singen, weil der große Chor fehlte. Insgesamt waren es 15 Auftritte, zweimal fiel das Singen dem Wetter zum Opfer.
Zum Abschluss der Saison kam dann noch eine erfreuliche, eine würdigende Nachricht: Die Stiftung ist mit diesem Projekt für den Deutschen Nachbarschaftspreis 2020 nominiert. Nun ist man gespannt auf die Entscheidung der Sächsischen Jury, die am 22. September bekanntgeben wird, welches der Sächsischen Projekte zum Sieger gekürt wird.
Das Bürgersingen wurde mit Fördermitteln des Kulturamts der Stadt Leipzig unterstützt.
Die neue Leipziger Zeitung Nr. 82: Große Anspannung und Bewegte Bürger
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