Nach 26 Jahren an der Spitze des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie am Universitätsklinikum Leipzig geht Prof. Dr. Arne C. Rodloff Ende September 2020 in den Ruhestand. Der gebürtige Berliner konzentrierte und zentralisierte unter seiner Leitung die Leipziger Mikrobiologie, die er zudem näher ans Krankenbett brachte.
„Wir sind Prof. Arne Rodloff für seinen großen, unermüdlichen Einsatz für die Mikrobiologie und seine hervorragende Arbeit, vor allem auch in der Auseinandersetzung und der Herausforderung der zunehmenden multiresistenten Bakterien, zu großem Dank verpflichtet“, so Prof. Christoph Josten, Medizinischer Vorstand am UKL.
„Er übergibt ein sehr gut aufgestelltes und eng mit der Klinik verzahntes Institut und hat viele Fachkräfte erfolgreich ausgebildet. Wir sind überzeugt, dass er auch in den kommenden Jahren eher nicht ruhen wird, und wünschen ihm für alle weiteren Unternehmungen viel Erfolg“, so Josten.
Prof. Arne C. Rodloff kam 1994 aus München nach Leipzig. “Ich habe in dieser Zeit Tausende von Studenten ausgebildet, viele sehr gute Fachärzte und einige noch bessere Habilitanden”, blickt der 66-Jährige zurück. „Es gab Höhen und natürlich auch Tiefen. Insgesamt war es eine schöne, bewegende und erfolgreiche Zeit“ Dabei führte ihn sein Weg eher durch Zufall in die sächsische Metropole. Genauso wie die Entscheidung für die Mikrobiologie, denn eigentlich wollte Prof. Rodloff Gynäkologe werden.
„Wie das so ist nach dem Medizinstudium“, erzählt er. „Ich musste auf die Gynäkologenstelle warten und brauchte etwas zur Überbrückung. Da ging ich in die Hygiene, blieb dort hängen und wechselte von dort schließlich in die Mikrobiologie.“ Was ihm ausnehmend gut gefiel, so dass er die Facharztausbildung für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie absolvierte.
Bis 1990 arbeitete er in seiner Geburtsstadt Berlin an der Freien Universität. Dann wechselte er ans Paul-Ehrlich-Institut, wo er Abteilungsleiter für Humanbakteriologie und damit zuständig für die Bewertung von Impfstoffen wurde. Hier wurde er Professor. Dann ging er in die Industrie und wurde in München Direktor der klinischen Forschung.
Ende 1993 wurde Rodloff eingeladen, sich für die ausgeschriebene Stelle in Leipzig zu bewerben. Er kam, trotz des wenig überzeugenden ersten Eindrucks von der Stadt: „Naja, es war grau und trist. Alles nichts im Vergleich zu München. Auch die Arbeitsbedingungen – ein ziemlich verfallenes Gebäude neben der Pathologie – lockten nicht. Andererseits: Man könnte etwas Neues aufbauen, ganz nach eigenen Vorstellungen. Der Umbruch in den 90-er Jahren war eine Chance.“
Der Berufung folgte viel Planarbeit für die Sanierung des Gebäudes, die letztlich alle am Bauzustand scheiterten. Es half nichts: Neues ist manchmal nur in neuer Umgebung möglich. So nahm er das Angebot an, ins neue Forschungsgebäude, das einmal die alte Hautklinik war, umzuziehen. Wobei es dann letztlich 15 Jahre dauerte, ehe die neue Umgebung fertig war.
„Ich habe von Anfang an gut ausgebildete und hoch motivierte Kollegen gehabt. Sie blühten auf mit den neuen Geräten, mit denen sie richtig arbeiten konnten“, erinnert sich Prof. Rodloff. Schön war auch, dass seine Frau an der Ausbildung der Studenten im Institut für Mikrobiologie mitwirken konnte. “Uns gab es nur im Doppelpack, und das wurde akzeptiert.”
Als eine Hauptaufgabe sah es der neue Institutsdirektor, Aufgaben und Arbeit zu konzentrieren. „Jede große Klinik am UKL hatte ihr eigenes mikrobiologisches Labor. Das war über die Jahre entstanden, aber so konnte nicht effektiv gearbeitet werden“, erzählt er. „Ich habe die Arbeit und die Mitarbeiter zu mir ins Institut gezogen. Das war nicht ganz einfach, das Ergebnis hat aber überzeugt.“
Seine Ziele waren von Anfang an, erstens eine exzellente mikrobiologische Diagnostik für die Patienten aufzubauen, und zweitens Leipzig wieder auf der wissenschaftlichen Landkarte zu etablieren. Zu Punkt eins gehörte für Prof. Rodloff, auch klinisch am Krankenbett zu arbeiten. „Das war damals ungewöhnlich und ist heute überall Standard. Aber ich brachte dieses Herangehen aus meiner Berliner Zeit mit“, erklärt er.
„Wir sind mit Befunden auf die Stationen gegangen und haben mit den behandelnden Ärzten diese beraten. Das bringt viel: vor allem für die Patienten, aber auch für das Miteinander von Mikrobiologen und Klinikern.“ Die Mikrobiologen kenne ja eigentlich keiner im Klinikum. Und was sie genau machten, sei Ärzten und Schwestern eigentlich egal. Hauptsache, sie untersuchten die Proben und brächten ein hoffentlich eindeutiges Ergebnis.
„Meine Bemühungen, die medizinische Mikrobiologie im Klinikum präsenter zu machen, hatten vielfach nur punktuelle Erfolge“, so Prof. Rodloff. „Erst mit den drei Buchstaben KPC wurde ich plötzlich ein gefragter Mann.“ Der Chef der Mikrobiologie koordinierte den Kampf gegen diese multiresistenten Darmkeime, die wahrscheinlich ein Patient aus Griechenland ins Klinikum eingeschleppt hatte.
Zu seinen Meriten zählen der ISO-Standard für die Testung, wie Bakterien auf Antibiotika reagieren. Er leitete die nationale Kommission, die die Referenzmethode der Testung bestimmte. Zudem war Prof. Rodloff in einer DIN-Arbeitsgruppe, die sich mit der Resistenztestung von Antibiotika beschäftigte. Daraus entstand eine europäische Arbeitsgruppe, die nun europaweit die Beurteilung von Antibiotika festlegt. Dort war er zehn Jahre lang der deutsche Vertreter.
Nach seiner Emeritierung wird Prof. Rodloff in Leipzig bleiben. „Ich vermisse weder Berlin noch München. Leipzig ist wunderschön und meine Heimat geworden. Nur der sächsische Dialekt, der wird nie meine Sprache werden“, lacht er. Als er nach Leipzig kam, damals 1994, war es schwer, eine Wohnung zu finden. Er fand im Umland ein Grundstück und baute sich dort ein Haus.
Dort ist er zu Hause: Er ist Gemeinderat von Borsdorf und stellvertretender Bürgermeister. Ehrenamtlich natürlich. Das ist seine Verwurzelung hier. Ebenso wie seine Mitgliedschaft in der Leipziger Communalgarde, einem historischen Schützenverein, bei dem er Schatzmeister ist.
„Ich übergebe das Institut in einem guten Zustand an meinen Nachfolger. Die Diagnostik kann sich mit jeder anderen Universität in Deutschland messen. Nur eines wünschte ich mir immer: mehr Forschungskapazität. Das müssen nun die Nachfolgenden richten“, sagt Prof. Rodloff.
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