Am Sonntag besuchte Martin Dulig mit seiner Delegation das Museumsquartier Wien, eines der weltweit größten Kunst- und Kulturareale mit rund 60 kulturellen Einrichtungen. Die Gespräche mit Kulturschaffenden und Vertretern der Wirtschaftsagentur der Stadt Wien knüpften am Montagvormittag thematisch dort an.

Die Wirtschaftsagentur der Stadt Wien unterstützt die Kultur- und Kreativwirtschaft auf lokaler Ebene, wobei ein besonderer Fokus auf Kooperationen zwischen Kreativen und anderen Wirtschaftsbranchen liegt und auf Zwischennutzungen. Der Austausch dreht sich vor allem um Förderansätze und Erfolge, die über die Branche hinaus wirken.

Martin Dulig: „Für mich war spannend, dass in Österreich das gesamte Thema Kultur- und Kreativwirtschaft einen anderen Stellenwert genießt, als bei uns. Die Bedeutung dieser Branche ist enorm – in Sachsen arbeiten über 70.000 Menschen in diesem Bereich. In Wien hat die Kreativbranche bei den jährlichen Umsätzen bereits den Tourismus und die Baubranche hinter sich gelassen.“ Gemeinsam mit dem sächsischen Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft lud Dulig die österreichischen Vertreter zu einem Gegenbesuch in Sachsen ein.

Im Anschluss informierte sich Minister Dulig über Digitalisierungsprozesse in Österreich am Beispiel von E-Government und Smart City. In der „Smart City Wien Rahmenstrategie“ sind die gemeinsame Vision aller politischen Ressorts und Meilensteine festgeschrieben. Ganz ausdrücklich sucht man die Kooperation mit Dritten, um digitale Anwendungen, Technologien und Infrastruktur in umsetzungsorientierten digitalen Stadtlaboren zu erproben und für den Einsatz im gesamten Stadtgebiet vorzubereiten.

Mit Finanz-, Wirtschafts- und Digitalisierungsbürgermeister Peter Hanke tauschte sich Dulig auch über Hilfsprogramme und Maßnahmen zur Wiederbelebung der Wirtschaft nach Corona aus. Bürgermeister Hanke versprach die Gespräche mit Sachsen weiter zu intensiven, gemeinsame Projekte zu finden und baldmöglichst Dresden zu besuchen.

Ein Beispiel für erfolgreiche Digitalisierung und der Erprobung einer Smart City ist die außerhalb Wiens gelegene Seestadt Aspern. Dort rollt unter anderem ein autonom fahrender Linienverkehr, den Minister Dulig in der Seestadt Aspern selbst ausprobieren durfte. „Hier muss man sagen, dass der Bus dennoch einen Fahrer hat, sehr langsam fährt und es noch viele Unwägbarkeiten gibt. Technisch sind wir bei Versuchsfahrten genauso weit. Nur ist das Busprojekt hier Teil eines ganzen Stadtviertels, wo es diverse Testfelder gibt.“

So gibt es in der Seestadt auch Europas größtes Energieforschungsprojekt in den Bereichen Smart Grid, Smart Building und Smart ICT beheimatet. Ein ganzer Gebäudekomplex wurde so energieeffizient errichtet und mit verschiedensten technischen Geräten ausgestattet, dass er quasi Energie-autark ist.

Dulig: „Auch in diesem Bereich könnten wir Sachsen perspektivisch eine relevante Rolle spielen: Denn Smart Citys benötigen zur Steuerung Sensortechnik. Und da sind wir hervorragend aufgestellt.“ Das begleitende Forschungsinstitut des Energie-Projekts in der Seestadt möchte bis zum Jahr 2023 seine Ergebnisse vorstellen und diese dann kommerzialisieren. Weltweit gebe es inzwischen Nachfragen.

Am Dienstagmittag traf sich Minister Dulig mit der Bundesministerin für Wirtschaft und Digitalisierung, Margarete Schramböck. Im Zentrum des Austauschs standen das Herangehen an Digitalisierung und die Kultur- und Kreativwirtschaft in Österreich und Sachsen. Dulig: „Natürlich spielte Corona wieder eine Rolle. Aber wir haben auch lange darüber gesprochen, wie die Digitalisierung uns künftig dabei helfen kann, Prozesse zu optimieren, Bürokratie abzubauen und damit den Bürgern Zeit und Aufwand zu ersparen.“

Bevor Martin Dulig weiter nach Amstetten und Linz reiste, bilanzierte er: „Ich bin beeindruckt von dem, was ich in Wien gesehen und erlebt habe. Wir sind hier, um zu schauen, wie sich unsere Nachbarn der Zukunft stellen und wohin sie sich entwickeln wollen. Sachsen hat eine großartige Forschungslandschaft und fähige Firmen, die wir hier gern mit vorstellen und für die wir Kontakte aufbauen wollen.“

Hintergrund

Martin Dulig besucht vom 13. bis 17. September Österreich. Begleitet wird er von Vertretern der Wirtschaftsförderung Sachsen, des Zentrums für Kreativwirtschaft, Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft, kommunalen Vertretern der Städte Leipzig und Dresden. Auf dem dreitägigen Reiseprogramm stehen Gesprächstermine mit Vertretern aus Wirtschaft, Tourismus, Politik, Forschung und Entwicklung.

Der Alpenstaat gehört zu den wichtigsten sächsischen Handelspartnern und Herkunftsländern ausländischer Investitionen in Sachsen. 2019 hat der Freistaat Waren im Wert von rund 1,3 Milliarden Euro nach Österreich exportiert und Waren im Wert von rund 1,2 Milliarden Euro aus Österreich importiert. Im Länder-Ranking der sächsischen Exportpartner belegte Österreich im vergangenen Jahr Rang elf, bei den Importen Rang sechs.

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