Zehntausende von Kindern, Jugendlichen und Familien auf ihren Fahrrädern waren an diesem Wochenende in mehr als 100 Städten in Deutschland, Belgien, England und Österreich beim großen Kidical Mass Aktionswochenende dabei. Passend zur Europäischen Mobilitätswoche und zum Weltkindertag forderten sie eine andere Verkehrspolitik und mehr Platz für kleine und große Radfahrende. Zu dem Aktionswochenende hatte auch der VCD aufgerufen.
Anika Meenken, VCD-Sprecherin für Radverkehr und Mobilitätsbildung: „Es muss möglich sein, dass Kinder in unseren Städten eigenständig und ohne Angst auf ihrem Fahrrad unterwegs sein können. Dafür sind wir heute mit vielen anderen in die Pedale getreten. Wir brauchen eine Verkehrsraumgestaltung, die Fehler verzeiht. Tempo 30 innerorts als Regelgeschwindigkeit wäre hier ein bedeutender Schritt vorwärts.“
Ihre Vorstellungen von einer lebenswerten Stadt haben die kleinen Radfahrenden während einer kurzen Pause mit bunter Kreide auf den Asphalt gemalt, in Kooperation mit Unicef Deutschland und der Aktion „Kinder erobern die Straßen“.
„Aus dem gesamten Bundesgebiet haben uns fantastische und motivierende Bilder von fröhlichen Kindern auf ihren Fahrrädern erreicht. Dieses Wochenende hat gezeigt, wie frei Kinder sich in ihrer Stadt bewegen könnten, wenn wir ihnen den Platz dafür geben. Genau das wollten wir erlebbar machen – für die Kinder, aber auch Politiker, die endlich entsprechende Entscheidungen fällen müssen.“, erklärt Organisatorin Simone Kraus.
„Mehr Platz für Kinder und fürs Rad ist uns und den Kindern selbst ein wichtiges Anliegen. Wir hatten richtig viel Spaß heute, gemeinsam unterwegs zu sein“, sagt Anika Meenken. „Mit ausreichend Abstand und Vorsicht, aber alle mit demselben Ziel: Dass unsere Straßen wieder für Menschen da sind, nicht nur für den lauten, ungesunden und gefährlichen Straßenverkehr.“
„Kinderfreundliche Städte sind eine Vision, die allen Einwohnern gut tut“, ergänzt Organisator Steffen Brückner. „Wer kinderfreundliche Mobilität erlaubt, schafft eine inklusive und sichere Zukunft. Utrecht und Paris machen es vor, aber auch viele andere europäische Städte. Sie haben auch durch die Pandemie erkannt, wie wichtig sicherer Stadtraum ist, den wir heute noch zu oft an Autos vergeben. Die Bilder von heute zeigen: Das Interesse an einem Sinneswandel in der Politik zugunsten sicherer Kindermobilität ist enorm.“
Das Aktionswochenende, das in dieser Form erstmalig ist, wurde von der Kidical Mass Köln ins Leben gerufen. Unterstützt wird das Aktionsbündnis vom ökologischen Verkehrsclub VCD, ADFC, Campact, Changing Cities, Greenpeace, RADKOMM, sowie mehr als 150 lokalen und regionalen Vereinen, Organisationen und Initiativen.
Hintergrund Kidical Mass
Die Kidical Mass setzt sich mit ihren bunten Fahrraddemos für kinder- und fahrradfreundliche Städte ein. Die Touren sind für alle von 0 bis 99 Jahre geeignet. Die Polizei sichert die Wege.
Die Kidical Mass wurde in 2008 in Oregon, USA ins Leben gerufen. Die ersten deutschen Kidical Mass fanden 2017/2018 in Städten wie Berlin, Darmstadt, Stuttgart und Köln statt. 2019 gab es bereits 30 Kidical Mass in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit teils 700–1.100 Teilnehmenden. Mit dem Aktionswochenende am 19. & 20. September 2020 fand die Kidical Mass zum ersten Mal zeitgleich in ganz Deutschland und darüber hinaus statt.
Der ökologische Verkehrsclub VCD ist ein gemeinnütziger Umweltverband, der sich für eine umweltverträgliche, sichere und gesunde Mobilität einsetzt. Im Mittelpunkt steht dabei der Mensch mit seinen Bedürfnissen und Wünschen für ein mobiles Leben. Seit 1986 kämpft der VCD für ein gerechtes und zukunftsfähiges Miteinander zwischen allen Menschen auf der Straße – egal, ob sie zu Fuß, auf dem Rad, mit Bus und Bahn oder dem Auto unterwegs sind.
Dafür arbeitet er vor Ort mit zwölf Landesverbänden und rund 140 Kreisverbänden und Ortsgruppen, bundesweit und europaweit vernetzt. Rund 55.000 Mitglieder, Spender und Aktivistinnen unterstützen die Arbeit des VCD für eine zukunftsfähige Mobilität.
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