Die Klimaerwärmung ist nicht mehr nur ein Problem für die Land- und Forstwirtschaft und historische Parks und Gärten. Inzwischen machen sich Hitze- und deutlich längere Trockenperioden im Sommer auch in historischen Gebäuden bemerkbar. Waren bisher zu hohe Luftfeuchten das Problem, werden jetzt in Innenräumen immer öfter kritische Werte unter 40 % gemessen.
Diese geringen Luftfeuchten sind eine Gefahr für zahlreiche Kunstgattungen aus organischen Materialien, wie Leinwandgemälden, Papier- und Ledertapeten und gefassten Holzoberflächen, aber auch Wandmalereien. Dabei kann es zu irreversiblen Schäden wie beispielsweise Rissbildung, Lockerung und Substanzverlust der Farbfassung kommen.
Im Rahmen eines von der Deutschen Bundestiftung Umwelt (DBU) geförderten Forschungsprojektes der Otto-Friedrich-Universität Bamberg gemeinsam mit Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen-Anhalt e.V. (IDK) werden die klimatisch bedingten Veränderungen und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Denkmale anhand einer nationalen Umfrage erfasst und ausgewertet.
Zur Erfassung von möglichst genauen und umfangreichen Informationen rund um das Denkmal wurde ein Fragebogen entwickelt. Verwalter von historischen Liegenschaften (Institutionen und Privatpersonen) sind aufgerufen, sich an dieser Umfrage zu beteiligen, um ein möglichst breites Bild der aktuellen Lage in ganz Deutschland zu erhalten.
Denkmaleigentümer können den Fragebogen anfordern unter:
https://www.uni-bamberg.de/restaurierungswissenschaft/forschung/aktuelle-forschungsprojekte/kleiner-40/umfrage-kleiner-40/.
Außerdem ist der Fragebogen voraussichtlich bis 01.10.2020 unter folgendem Link für jeden frei zugänglich:
https://www.soscisurvey.de/kleiner_40/
Die mit dem Fragebogen gewonnenen Daten erweitern das Wissen und den Informationsgehalt der wenigen genau untersuchten Fallbeispiele auf eine deutschlandweite Informationsdatenbank zur Auswirkung der Klimaerwärmung auf Denkmale.
In Sachsen werden vier Fallbeispiele, an denen Schäden durch Trockenheit bereits erkennbar sind, näher untersucht:
* im Schloss Moritzburg die barocken Ledertapeten,
* im Schloss Augustusburg, Schlosskapelle mit dem Altar und der Kanzel aus der Werkstatt von Lucas Cranach d.J.,
* in der Albrechtsburg Meißen die Ausmalungen im 1. und 2. OG,
* in der St. -Nikolai-Kirche Döbeln der Hochaltar von 1515/16.
An den ausgewählten Fallbeispielen wird das Klima am Objekt lokal erfasst. Mit diesen Daten kann das Raum- und Mikroklima in Hinblick auf seine Dynamik, Änderungsgeschwindigkeit und Schwankungsbreiten ausgewertet und auf Schadensrisiken hin ausgewertet werden. Weiterhin wird die klimatische Umgebung an den vier Standorten miteinander verglichen.
Anhand der Daten aus den Fallbeispielen und den Informationen aus den Fragebögen wird sich erstmals das Phänomen von zu geringer Luftfeuchtigkeit deutschlandweit vergleichen lassen und im Idealfall können anschließend geeignete Strategien zur präventiven Schadensbekämpfung formuliert werden.
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