In der Zentralausstellung im Zwickauer Audi-Bau sowie an sechs authentischen Schauplätzen in Südwestsachsen zeigt die Ausstellung wesentliche Aspekte der sächsischen Vergangenheit. Gleichzeitig erleben die Besucher die Auswirkungen der Industrialisierung bis in die Gegenwart hinein und können sich dabei mit elementaren Fragen unserer Zukunft auseinandersetzen.
Die 4. Sächsische Landesausstellung »Boom. 500 Jahre Industriekultur in Sachsen« ist heute feierlich in Zwickau eröffnet worden. Die Ausstellung wird für die Besucher vom 11. Juli 2020 bis zum 31. Dezember 2020 im Audi-Bau in Zwickau zu sehen sein.
„Die Menschen in Sachsen identifizieren sich mit ihrer Industriegeschichte. Unabhängig davon, ob ein Industriebetrieb heute Denkmal, Museum oder noch am Markt ist: Die Leistung der Menschen dahinter macht stolz. Die sechs Ausstellungen zeigen aber auch, dass Industriegeschichte eng mit unserer Heimatgeschichte und unserer Kultur verknüpft ist. Ich bin mir sicher, dass die Besucher aus nah und fern, tolle und unerwartete Einblicke in Sachsens Geschichte erhalten“, betonte Schirmherr Ministerpräsident Michael Kretschmer anlässlich der Eröffnung.
„Der kulturelle Reichtum Sachsens gründet maßgeblich auf der Arbeit, dem Erfindergeist und der Kreativität der hier lebenden Menschen. Ich bin überzeugt, dass die Ausstellung mit ihren besonderen Schauplätzen über die Region hinaus und auch international aus-strahlt. Hunderte Menschen waren in die Vorbereitungen involviert, eine ganze Region hat sich eingebracht – das ist einmalig. Ich hoffe, dass viele Besucher die verschiedenen Schauplätze besuchen werden. Der Landessausstellung und ihren Machern wünsche ich viel Erfolg“, so die Staatsministerin für Kultur und Tourismus Barbara Klepsch.
„In der Zentralausstellung soll es weniger um Industrie- und Technikgeschichte gehen, sondern um den Menschen im Industriezeitalter, also darum wie Menschen in Sachsen seit 500 Jahren ihre Lebenswelt gestalten. Es geht darum, erlebbar zu machen, wie Forschergeist und Neugier das Land geprägt haben, wie Rückschläge überwunden, wie Frauen ihre Rechte erkämpft haben, wie die Demokratie errungen, verloren und wieder erobert wurde – und wie Weltoffenheit und Heimatverbundenheit sich fruchtbar ergänzen können“, so Prof. Klaus Vogel, Direktor des Deutschen Hygiene-Museums.
Seit dem 15. Jahrhundert ist in der Region des heutigen Freistaats Sachsen eine einzigartige europäische Wirtschafts- und Kulturlandschaft entstanden, die ganz wesentlich von der Industrie geprägt wird. Der umfassende Begriff der Industriekultur bezieht sich in dieser Landesausstellung nicht allein auf die Geschichte von Unternehmen, Technologien und Produkten, sondern er umfasst gleichzeitig auch die tiefgreifenden Folgen von industriellen Prozessen auf die Menschen, ihre Identitäten und Mentalitäten, auf Gesellschaft, Kultur und Umwelt.
Das Deutsche Hygiene-Museum in Dresden ist seit 2017 mit der Ausrichtung der Zentralausstellung in Zwickau und der Koordination des Gesamtprojekts betraut. Ein Team um den Kurator Thomas Spring hat die Ausstellungskonzeption der Zentralausstellung erarbeitet und umgesetzt. Für die Szenografie und Gestaltung der Zentralausstellung zeichnet das Büro Holzer Kobler Architekturen, Zürich/Berlin, verantwortlich. Die erforderliche Ertüchtigung des Audi-Baus zu einem modernen „Museum auf Zeit“ hat eine Arbeitsgemeinschaft aus AFF Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin, und GEORGI Architektur und Stadtplanung, Chemnitz, realisiert.
Erstmals setzt eine Sächsische Landesausstellung auf ein dezentrales Konzept: Parallel zur großen Zentralausstellung im Audi-Bau Zwickau finden an sechs authentischen Schauplätzen der sächsischen Industriegeschichte weitere Ausstellungen statt, die jeweils eine bedeutsame Branche in Vergangenheit, Gegenwart und naher Zukunft thematisieren: AutoBoom. im August Horch Museum Zwickau, MaschinenBoom. im Industrie-museum Chemnitz, EisenbahnBoom. am Schauplatz Eisenbahn Chemnitz-Hilbersdorf, KohleBoom. im Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgebirge, TextilBoom. in der Tuchfabrik Gebr. Pfau Crimmitschau und SilberBoom. im Forschungs- & Lehrbergwerk | Silberbergwerk Freiberg.
Der Titel „Boom“ spielt darauf an, dass in der industriellen Entwicklung Sachsens auf Aufschwung-Phasen häufig heftige Abschwünge folgten – auch davon wird die Zentralausstellung erzählen. Sachsen konnte solche Krisen jedoch dank des Erfinder- und Unternehmergeistes seiner Bevölkerung und mit dem Transfer von Wissen aus anderen Regionen immer wieder überwinden. Durch diesen Fokus auf die produktive Bewältigung historischer Krisen gewinnt die Ausstellung in Zeiten der sich abzeichnenden wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie an aktueller Relevanz.
Für Thomas Spring, den Kurator der Zentralausstellung, ist die Wahl des Titels nur logisch: „Unsere Ausstellung heißt nicht umsonst „Boom“. Denn in einem solchen Auf-und-ab und Immer-wieder-neu kann man das Wesen der sächsischen Industriegeschichte und des hier typischen Innovationsklimas erkennen. Immer wenn das tiefe Tal eines wirtschaftlichen Zyklus´ erreicht schien, fand man hier wegweisende Antworten und tragfähige Zukunftsperspektiven – und so ist das bis heute geblieben.“
Die 4. Sächsische Landesausstellung wird einen der Höhepunkte im Sächsischen Jahr der Industriekultur 2020 darstellen. Die Zentralausstellung im Audi-Bau Zwickau thematisiert in einem breit angelegten kulturhistorischen Panorama 500 Jahre Industrie-, Arbeits- und Gewerbekultur in Sachsen. Auf 2.500 m2 Ausstellungsfläche wird diese jahrhundertealte Tradition in sechs Kapiteln zu erleben sein.
Zu sehen ist eine eindrucksvolle Inszenierung von rund 600 wertvollen historischen Objekten, hochkarätigen Kunstwerken, Fotografien, Filmen und Zeitdokumenten, die von über 130 Leihgeberinnen und Leihgebern stammen. Der kurzweilige Parcours durch die Industrie-Geschichte Sachsens überrascht mit inhaltlichen Zuspitzungen, in denen das historische Material in unerwarteten Zusammenhängen präsentiert wird.
Das inklusive Konzept der Ausstellung erschließt die Inhalte über unterschiedliche Zugänge: Eine abwechslungsreiche Erlebnisspur ermöglicht einen eigenständigen Rundgang für alle Besuchergruppen; sie umfasst rund dreißig Stationen, an denen informierende Texte auch in Gebärdensprache, Hörtexte in Leichter Sprache sowie für blinde und seheingeschränkte Besucherinnen und Besucher angeboten werden.
Begleitet wird die Ausstellung von umfangreichen Bildungsangeboten für Gruppen Schulklassen, deren Entwicklung maßgeblich von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gefördert wurde.
Ein reichhaltiges Veranstaltungsprogramm an unterschiedlichen Standorten in Zwickau wird sich mit aktuellen Fragestellungen im Umfeld der Industriekultur in Sachsen beschäftigen.
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