Anlässlich des internationalen Anti-Drogen-Tages am 26. Juni warnt Dr. Peter Grampp, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie vor dem unterschätzten Kontakt bereits in jungen Schuljahren und dem zu lockeren Umgang mit dem Thema in den Medien. „‚Shiny Flakes‘ oder ‚How to Sell Drugs Online (Fast)‘ als Anleitung für alle die denken, ohne Arbeit reich werden zu wollen.
Diese „Betriebsanleitung“ beschreibt nicht nur den Drogenverkauf aus dem Kinderzimmer, sondern bringt diese Information auch in die Kinderzimmer hinein. Schulen sind Hauptumschlagplatz für Drogen aller Art“, erklärt Grampp, der täglich Patienten und Patientinnen mit Drogenproblemen behandelt.
„TV-Serien verzerren die eigentlichen Problematik und die Ernsthaftigkeit des Themas. Die Zuschauer sympathisieren mit dem Drogendealer auf dem Bildschirm. Doch die Realität ist dagegen anders. Hier finden sich Meldungen wir ‚Drogentoter im Steinbruch‘ oder ‚Im Drogenrausch ausgerastet‘“, führt Grampp weiter aus.
Die Drogenszene ist schnelllebig und bringt immer neuere, schneller süchtig machende und gefährlichere Produkte auf den Markt, wie zum Bespiel „Flakka“, das sich in den letzten Jahren rasanten verbreitet hat.
Bei „Flakka“ (Methylendioxypyrovaleron: MDPV) handelt es sich um eine der „billigen“ synthetisch hergestellten Drogen, deren Preis mit nur wenigen Euro noch unterhalb von Methamphetaminen wie z. B. Crystal liegt. Vereinzelt werden die Substanzen als „Badesalze“ bezeichnet. Als graues oder weißes Pulver werden sie unauffällig, wie im Film beschrieben, über das Internet oder ähnliche Wege völlig ungeniert weiter gegeben bzw. verkauft.
Diese Stoffe wirken äußerst intensiv auf den Hirnstoffwechsel, insbesondere auf das „Glückshormon“ Serotonin und den erregenden körpereigenen Botenstoff Dopamin. „Die Betroffenen suchen in der Substanz das Gefühl maximaler Energie, Euphorie, verbesserte Kommunikationsfähigkeit.
Miteinhergehend ist ein nahezu unstillbarer Bewegungstrieb. Die noch anfänglich vorhandene Euphorie nach Einnahme der Droge wechselt zu einer emotionalen Instabilität, Aggressivität, Ängsten, Selbstverletzungen, Impulskontrolldurchbrüchen und extrem selbstgefährdenden Verhaltensweisen, bei denen auch die Schädigung anderer Menschen keiner Hemmung mehr unterliegt“, beschreibt der Experte die Wirkung der Droge.
Körperlich kommt es zu Pulsrasen, extrem erhöhten Blutdruck und Übelkeit. Medizinische Notfälle treten in der Form extrem erhöhter Körpertemperatur, Nieren- und Herzversagen, Krampfanfällen, Muskelzuckungen und Muskelschäden, Aggressionen, Halluzinationen, Wahneinfällen und Panikattacken auf. Dabei ist eine hohe Anzahl von Todesfällen auf die Substanz zurückzuführen, die jedoch aufgrund der schweren Bestimmbarkeit der Droge oft als Unfalltod gewertet werden, sodass hier von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden muss.
„In unserer Klinik haben wir täglich mit drogenabhängigen Patienten zu tun. Viele von Ihnen machen bereits den x-ten Entzug und werden immer wieder rückfällig. Der Entzug ist langwierig und Betroffene leiden oft unter großen emotionalen und körperlichen Problemen. Die Auseinandersetzung mit dem Thema ist wichtig und muss ernsthaft erfolgen. Deshalb bleibt bei TV-Formten ein schaler Beigeschmack, auch wenn sie sich noch so sehr bemühen, das Thema ernsthaft zu beleuchten“, fasst Grampp zusammen.
Donnerstag, der 25. Juni 2020: Ermittlungen im „Fahrradgate“ und Haftbefehle nach Angriff auf Syrer
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