Nachdem zunächst unklar war, ob die geplante Stolpersteinverlegung zu Ehren des in Auschwitz ermordeten Juden Sally Wittelson möglich sein würde, kann das einjährige Projekt des Leipziger Erich-Zeigner-Haus e.V. nun doch noch zum Abschluss kommen.
Sally Wittelson wurde am 17.12.1907 als Sohn von Isaak Mayer Wittelson und Rosa Gela Jakubowitz in Leipzig geboren, war Mitglied der Israelitischen Religionsgemeinde und besaß die polnische Staatsbürgerschaft. Er hatte insgesamt vier Geschwister, darunter seine Schwestern Martha und Hellene, sein Bruder namens Nathan und seine Halbschwester, Feige Fanny.
Nach dem Besuch der Volks- und Handelsschule erlernte er den Beruf des Kürschners und sammelte anschließend berufliche Erfahrungen in Leipzig, Berlin und Paris. Nach seiner Rückkehr nach Leipzig zog er 1930 einen Schlussstrich unter seine bürgerliche Vergangenheit und engagierte sich zunehmend politisch. So war er vor allem der kommunistischen Arbeiterbewegung zugewandt, wurde Mitglied der Roten Hilfe und der KPD und war bis 1932 hauptamtlich in der sächsischen Bezirksleitung des Kampfbundes gegen den Faschismus tätig.
Im April 1933 wurde er erstmals von den Nazis verhaftet. Nach seiner Emigration in die Tschechoslowakei 1934 war er anschließend als geheimer Kurier im kommunistischen Widerstand aktiv, was zu einer weiteren Haftstrafe führte. Nach seiner Freilassung meldete Sally sich als Soldat bei den Internationalen Brigaden und kämpfte im Spanischen Bürgerkrieg. Dort lernte er auch die jüdische Krankenschwester und seine spätere Lebensgefährtin Betty Rosenfeld kennen, mit der er nach Ende des Bürgerkrieges nach Südfrankreich ging.
Im Juni 1939 wurde das Paar von der französischen Regierung interniert und in das angrenzende Lager Gurs gebracht, bevor sie durch eine erneute Verlegung voneinander getrennt wurden. Erst 1942 sahen sich die beiden im Sammellager Drancy wieder. Zusammen mit tausenden Gefangenen wurden sie von dort in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Dieses erreichte ihr Zug am 09. September. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Sally diesen Tag überlebte.
Die Verlegung des Gedenksteins für Sally Wittelson findet am 11.06.2020 um 14 Uhr in der Endersstraße 9 im Stadtteil Leipzig-Lindenau unter Einhaltung der aktuell gültigen Auflagen zum Infektionsschutz statt.
Die neue Leipziger Zeitung Nr. 79: Von Gier, Maßlosigkeit, Liebe und Homeschooling in Corona-Zeiten
Die neue Leipziger Zeitung Nr. 79: Von Gier, Maßlosigkeit, Liebe und Homeschooling in Corona-Zeiten
Keine Kommentare bisher