Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erinnerte am 8. Mai 2020 in Torgau an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren. Die Kranzniederlegung fand am Erinnerungsort für die Opfer der Militärjustiz vor dem Fort Zinna – dem ehemals größten Wehrmachtgefängnis – statt. Aufgrund der Corona-Pandemie konnten bedauerlicherweise keine Angehörigen der früheren Wehrmachtgefangenen, sondern nur eine kleine Zahl geladener Gäste an der Gedenkstunde teilnehmen.
Die Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus, Barbara Klepsch, würdigte als Vorsitzende des Stiftungsrates das Ende des verheerenden Krieges 1945 und die Befreiung Europas von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.
„Auch 75 Jahre nach der Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft müssen wir uns unserer Verantwortung des ‚Nie wieder!‘ stets bewusst sein. Gedenkstätten und ihre wichtige Arbeit erinnern uns daran, dass unser friedliches Zusammenleben in Europa eines der wertvollsten Güter überhaupt ist,“ so Staatsministerin Barbara Klepsch.
Sven Riesel, stellvertretender Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, betonte den europäischen Charakter Torgaus als Erinnerungsort politischer Gewaltherrschaft im 20. Jahrhundert. Die Oberbürgermeisterin Torgaus, Romina Barth, erinnerte an den historischen Moment am 25. April 1945, als die verbündeten amerikanischen und russischen Truppen in Torgau an der Elbe aufeinandertrafen. Die Friedensbotschaft dieser Begegnung habe bis heute eine große Bedeutung.
Die bewegenden Worte von Pol Muller, Sohn des Wehrmachthäftlings Jean Muller aus Luxemburg, wurden von der Stiftungsmitarbeiterin Elisabeth Kohlhaas stellvertretend verlesen. Die Gedenkrede erzählte von dem Schicksal Jean Mullers als Todeskandidat 1944 in Torgau und schilderte dessen Erinnerungen nach dem Überleben der Haft.
Torgau war im Zweiten Weltkrieg das Zentrum der Wehrmachtjustiz. Häftlinge aus allen besetzten Ländern Europas waren in den beiden Wehrmachtgefängnissen Fort Zinna und Brückenkopf inhaftiert. Auch das Reichskriegsgericht hatte ab 1943 seinen Sitz in Torgau. Hunderte Verurteilte wurden in Torgau hingerichtet, tausende Häftlinge zur Bewährung in besonders gefährliche Strafeinsätze an die Front geschickt.
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten veröffentlicht in Kürze auf ihren Onlinemedien einen Bericht zur Gedenkstunde und den Kranzniederlegungen sowie einen dazu produzierten Filmbeitrag.
Die neue Leipziger Zeitung Nr. 78: Wie Corona auch das Leben der Leipziger verändert hat
Die neue Leipziger Zeitung Nr. 78: Wie Corona auch das Leben der Leipziger verändert hat
Keine Kommentare bisher