Am Abend des 10. März 2020 protestierten etwa 100 Menschen in Leipzig gegen rassistische Asylpolitik und für eine menschenwürdige Aufnahme Geflüchteter. Anlass war die 33. Sammelabschiebung nach Afghanistan, die am 11. März durchgeführt werden soll.
Starke Stimmen gegen Abschiebungen
“Afghanistan ist kein sicheres Herkunftsland. Dennoch schiebt Deutschland seit 2016 regelmäßig Menschen in das Land ab, das im Global Peace Index 2019 als unfriedlichstes Land der Welt geführt wird”, erklärt Flo Linde für Protest LEJ, “Es gibt Hinweise darauf, dass der Abschiebeflug morgen von Leipzig aus starten wird. Aus Dresden berichtet die Kontaktgruppe für Menschen in Abschiebehaft, dass sich
momentan drei Menschen afghanischer Staatsbürgerschaft im Abschiebegefängnis befinden. Bei einem der Männer bestehe Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Inhaftierung. Wir wollen nicht schweigend zusehen, während Menschen systematisch und unrechtmäßig in ein Kriegsgebiet verschleppt werden.”
Die Demonstration richtete sich darüber hinaus gegen die gesamte Abschiebepraxis Deutschlands. Ein Mitglied der Belutschischen Republikanischen Partei machte auf die Situation Belutsch*innen, die vor der Unterdrückung durch die pakistanische Regierung flüchten, aufmerksam: Würden sie zurücknach Pakistan abgeschoben, seien sie unmittelbar bedroht, dort verschleppt, gefoltert und ermordet zu werden. Die Aktivist*innen fordern die Behörden auf, die menschenverachtende und tödliche Abschiebepraxis sofort einzustellen.
Flucht ist kein Verbrechen – Bleiberecht für alle!
Auch die aktuelle Situation an den europäischen Außengrenzen wurde auf der Demonstration thematisiert. “An der Grenze Griechenlands werden Menschen, die in der Hoffnung auf ein Leben in Frieden und Würde nach Europa kommen, gewaltsam abgewiesen. Die EU nimmt eine humanitäre Katastrophe nicht nur hin, sie befeuert sie”, sagt Flo Linde und fährt fort: “Auf der anderen Seite sehen wir aktuell gerade in vielen Orten Deutschlands eine Zivilgesellschaft, die sich deutlich für die Aufnahme Geflüchteter ausspricht. Diese solidarischen Rufe dürfen nicht verhallen!”
Auf der Demonstration wurden Redebeiträge der Leipziger Seebrücke, der Mission Lifeline und von Helfer*innen auf der griechischen Insel Lesvos verlesen.
Ein Zeichen der Solidarität aus Leipzig
“Dass über 100 Leipziger*innen bei Regenwetter fast drei Kilometer Demoroute auf sich nahmen, um sich für die menschenwürdige Aufnahme und Bleiberecht Geflüchteter einzusetzen, stimmt uns positiv. Ebenso gibt es uns Hoffnung, dass unsere Demonstration aktuell eine von vielen in Leipzig ist, die sich dafür einsetzt”, sagt Linde und schließt: “Solange Politik und Behörden auf Abschottung und Ausgrenzung setzen, Menschen nur als Zahlen behandeln und dabei ihr Leben gefährden, werden wir unseren Protest mit aller Deutlichkeit auf die Straße tragen.”
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