Die IG Metall Leipzig übt scharfe Kritik an den Plänen der schweizerischen UNITED GRINDING Group den Fertigungs- und Entwicklungsstandort Schaudt Mikrosa in Leipzig aufzugeben und sich zukünftig rein auf das Service-Geschäft (Customer Care) zu konzentrieren. Betroffen sind derzeit rund 100 der insgesamt 160 Mitarbeiter/-innen beim traditionsreichen Maschinenbauer (Firmengründung 1878).
„Die Maßnahme folgt kurzsichtigen Interessen des Gesellschafters, ist phantasielos und ignoriert die außerordentlichen Kompetenzen der Beschäftigten“, erklärte Bernd Kruppa, Erster Bevollmächtigter IG Metall Leipzig.
Die Schaudt Mikrosa GmbH steht weltweit für Premiumtechnologie im Rund-, Unrund- und Universalschleifen zwischen Spitzen sowie im spitzenlosen Außenrundschleifen. Seit 2009 vereint das Unternehmen die beiden Traditionsmarken Schaudt und Mikrosa in einem hochmodernen Werk in Leipzig.
Die besondere Stärke liegt in der hohen Kundenindividualität der Maschinen sowie in der Verknüpfung von Anlagen, Automationskomponenten und Verfahrenstechnik zu einem hochproduktiven Schleifsystem.
Schaudt Mikrosa ist die Marke für die Automobilindustrie, deren Zulieferer sowie für Hersteller von hochpräzisen Teilen und liefert technologisch anspruchsvolle Lösungen zum Rund-, Unrund- und Exzenterschleifen.
Betriebsrat und IG Metall setzen nun auf die Entwicklung von Alternativkonzepten, die verstärkt den Kundenkreis außerhalb des Automotive-Sektors im Blick haben.
Mögliche Anwendungen bestehen dabei im Bereich der Wälz- und Kugellagerindustrie, Hydraulik, Elektromotoren, Kompressoren und Verdichter, Näh- und Strickmaschinen, Medizin- und Dentaltechnik, Flugzeugbau, Normteileindustrie, Werkzeug- und Formbau, Turbinen sowie Windenergie.
Der aktuelle Kundenstamm reicht von Unternehmen in Sachsen wie Bitzer, KBA und KRW bis hin zu namhaften Automobilherstellern und zahlreichen chinesischen bzw. asiatischen Unternehmen. So sind aus Sicht von Betriebsrat und IG Metall auch Lösungen innerhalb von UNITED GRINDING Group, Firmenverbünde bis hin zum Verkauf des hochmodernden Standortes nicht ausreichend geprüft.
Die IG Metall und der Betriebsrat fordern die Geschäftsführung auf, über Alternativkonzepte und die Weiterführung des Fertigungs- und Entwicklungsstandortes zu verhandeln.
Die IG Metall fordert im Rahmen ihrer „Chemnitzer Erklärung“ (siehe Anlage) Initiativen zur Gründung einer sächsischen Industrie-Holding, die als Schutzschirm für bedrohte Maschinenbauunternehmen fungieren, Knowhow und Marktpräsenz sichern und die Wertschöpfungstiefe erhalten soll.
Zudem strebt die IG Metall Leipzig vor dem Hintergrund zunehmender konjunktureller Unsicherheiten und zukünftigen strukturellen Herausforderungen mit dem Unternehmen Schaudt Mikrosa und anderen regionalen Unternehmen der M+E-Industrie eine weitreichende Kooperation an.
„Gut ein Drittel der Unternehmen in der Region hat keine ausreichende Strategie, um die Transformation zu bewältigen. Wir setzen auf den Abschluss von Zukunftstarifverträgen auf betrieblicher Ebene und die konsequente Nutzung aller arbeitsmarktpolitischen Instrumente“, sagte Bernd Kruppa, Erster Bevollmächtigter IG Metall Leipzig.
Erklären sich die Arbeitgeber bereit, keine einseitigen Maßnahmen zum Personalabbau, zur Verlagerung von Produkten mit Zukunftsperspektive oder gar Schließung von Standorten zu ergreifen, schlägt die IG Metall zügige Verhandlungen zur weiteren Standort- und Beschäftigungsentwicklung im Rahmen eines „Moratoriums für einen fairen Wandel“ vor.
Ziele dabei sind die Festlegung konkreter Investitions- und Produktperspektiven für Standorte und Beschäftigte, Vereinbarungen über Maßnahmen zur Personalentwicklung, Aus- und Weiterbildung und zum Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen.
Denkbar dabei sind:
Reduzierung des Arbeitsvolumens ohne Entgeltabsenkung bei Unterauslastung einzelner Beschäftigtengruppen durch Nutzung von Arbeitszeitkonten, Kurzarbeit mit Aufzahlung und Arbeitszeitabsenkung mit Teillohnausgleich.
Verstärkte Nutzung von Bildungsteilzeit und Förderung der beruflichen Qualifizierung im Rahmen des Qualifizierungschancengesetzes.
Erhöhung der Quoten für Altersteilzeit und andere Modelle des flexiblen Übergangs in die Rente entsprechend der demographischen Entwicklung.
Dabei drängt die IG Metall auch die Politik die gesetzlichen Rahmenbedingungen rasch zu verbessern. Dazu gehören die Erleichterung des Zugangs zur Kurzarbeit, der Wegfall von Fördereinschränkungen beim Transferkurzarbeitergeld, die Änderung des Qualifizierungschancengesetzes und die Erstattung von Sozialversicherungsbeiträgen.
Der Leipziger OBM-Wahlkampf in Interviews, Analyse und mit Erfurter Begleitmusik
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