Umweltminister Wolfram Günther hat sich am Freitagvormittag (24. Januar) gemeinsam mit Wirtschaftsminister Martin Dulig bei einem Besuch im Forstbezirk Eibenstock einen Überblick über die extreme Schadsituation im Wald verschafft. Seit 2017 hat eine Abfolge von Wetterextremen (Sturm, Schneebruch und Dürre) zu einer Kalamität geführt, also zu einer massiven Schädigung der sächsischen Fichtenbestände durch den Borkenkäfer, insbesondere durch den sogenannten Buchdrucker.
Den Waldbesitzern ist es im vergangenen Jahr trotz Einsatz aller vorhandenen Ressourcen an Personal und Technik nicht gelungen, dieses Schadgeschehen einzudämmen. Auch in diesem Jahr wird sich die Kalamität aufgrund der hohen Ausgangspopulation an Borkenkäfern weiter fortsetzen. Bei der Kiefer, der Lärche und den Laubbäumen sind mittlerweile in wachsendem Umfang Dürreschäden und ein Befall durch Schadinsekten und Pilze festzustellen.
»Die Schäden durch die Borkenkäferkalamität haben eine bisher nie erlebte Größenordnung erreicht und treffen eine Vielzahl von Waldbesitzern, die bei der Aufarbeitung der Schäden vor größte Herausforderungen gestellt sind«, sagte Staatsminister Wolfram Günther. »Dieser Einsatz ist nicht hoch genug zu schätzen. Ich sage zu, dass wir die Waldbesitzer bei der Katastrophenbewältigung und der Wiederherstellung der Wälder weiterhin intensiv unterstützen werden.«
Wirtschaftsminister Martin Dulig: »Unser Wald ist nicht nur ein Arbeitsplatz für unsere Forstleute und ein Wirtschaftsfaktor für den Freistaat, er ist auch Heimat und Ort der Erholung. Die Gefahren, die vom flächendeckenden Befall des Borkenkäfers ausgehen, bedrohen nicht nur weite Teile unserer Landschaft. Es sind auch Teile unserer Wirtschaft – etwa in der Papier- und Möbelindustrie – bedroht. Wir sollten alle Möglichkeiten der Waldbewirtschaftung kennen, auch die der naturnahen Bewirtschaftung wie hier in Eibenstock, um unseren Wald – auch als wichtigen Klimafaktor – zu erhalten und gesunden zu lassen.«
Ein Stopp der Schadensausbreitung ist nur möglich, wenn die Borkenkäfer-Befallsherde frühzeitig erkannt, die betroffenen Bäume umgehend gefällt und das Holz rasch aus dem Wald abgefahren oder beispielsweise entrindet wird. Denn die ausfliegenden Buchdrucker einer nicht rechtzeitig behandelten bzw. abtransportierten Fichte können in einem Jahr bis zu zwanzig weitere Fichten zum Absterben bringen.
Ein flächiges Absterben von Wäldern würde einen großen landschaftsökologischen Schaden mit massiven nachteiligen Folgen für die vielfältigen Schutz-, Nutz- und Erholungsfunktionen des Waldes, für Holzwirtschaft und Tourismus zur Folge haben, so Staatsminister Günther. Der dauerhafte Erhalt der Wälder in ihrer Funktion ist aber unverzichtbar.
Die Dürre und Kalamitäten 2018 und 2019 waren nicht auf Sachsen beschränkt, sondern verursachten in Mitteleuropa ein Schadholzvolumen von etwa 100 Millionen Kubikmetern pro Jahr. Mittlerweile sind die Holzpreise derart gefallen, dass die Kosten der Schadensbeseitigung vielerorts nicht mehr aus dem Verkauf des Nutzholzes zu bestreiten sind.
Deshalb fördern der Bund und der Freistaat Sachsen die Waldbesitzer bei der Schadholzaufbereitung und den notwendigen Waldschutzmaßnahmen zur Eindämmung der Käferkalamität. Der Staatsbetrieb Sachsenforst benötigt zur Krisenbewältigung zusätzliche Haushaltsmittel, um sowohl die Schadensabwehr im Staatswald zu stärken als auch die privaten und körperschaftlichen Waldbesitzer noch stärker zu unterstützen.
Damit die sächsischen Wälder eine höhere Widerstandskraft in Zeiten der Klimaveränderungen erlangen, muss der Waldumbau forciert werden. Vor Ort erläuterten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Forstbezirkes Eibenstock an einer ehemaligen Sturmfläche aus dem Jahr 2007, wie dies durch natürliche Sukzession und die Wiederaufforstung mit zwölf Baumarten gelingen kann.
Auch bei der Wiederaufforstung und beim Waldumbau werden die Privat- und Körperschaftswaldbesitzer künftig noch besser unterstützt. Dazu werden aktuell die erforderlichen Anpassungen der Förderrichtlinie vorgenommen. Damit soll erreicht werden, dass die ökologisch an den Standort zukünftig am besten angepassten Baumarten aus Naturverjüngung übernommen oder gepflanzt werden.
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