Die Menschen wünschen sich eine sozial gerechte Klimapolitik. Das haben die rund 1.000 Wunschzettel gezeigt, die am Mittwoch mehrere „for Future“-Gruppen an den Sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer übergeben haben.
„Die Botschaften sind angekommen. Jetzt ist es wichtig, dass die Erkenntnisse aus dieser Aktion und aus den vielen Gesprächen mit den Bürger*innen auch von der Staatsregierung auch schnellstmöglich umgesetzt werden“, erklärtCordula Weimann von den „Omas for Future“.
In der Vorweihnachtszeit hatten die Leipziger und Chemnitzer Ortsgruppen von „Parents for Future“ sowie die „Omas for Future“ bei verschiedenen Aktionen diese Wunschzettel für den Klimaschutz gesammelt.
Bekenntnis des Ministerpräsidenten zum Klimaschutz
Ministerpräsident Michael Kretschmer zeigte Verständnis für die Anliegen der Klimabewegung und bekannte sich zum Klimaschutz.
„Für die Sächsische Staatsregierung ist klar: Wir wollen den Klimaschutz. Und wir wollen, dass Ökologie, Ökonomie & Soziales dabei zusammenkommen. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“
Die „Parents“ und „Omas for Future“ begrüßten die Haltung des Ministerpräsidenten, vermissten jedoch ein klares, öffentliches Bekenntnis zum 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens. Sie äußerten überdies Zweifel, ob die bisherigen Maßnahmen in Sachsen für ausreichenden Klimaschutz genügten. Im Hinblick auf die nur noch sehr kurze zur Verfügung stehende Zeit müsse schneller und konsequenter gehandelt werden als bisher.
Bettina van Suntum von den „Parents for Future“ Leipzig: „Das Bekenntnis zu Klimaschutz darf sich nicht nur auf Maßnahmen beziehen. Es muss klar sein: Das Erreichen des Pariser Klimaziels, die Erderwärmung auf 1,5°C zu begrenzen, muss der Maßstab jeglichen Handelns sein, und das weltweit. Sachsen muss hier seinen Beitrag leisten. Als Braunkohleland haben wir hier eine besondere Verantwortung.“
Sebastian Wittig von „Parents for Future“ Chemnitz ergänzt: „Wir erwarten ein deutlich klareres Bekenntnis des Ministerpräsidenten zu den weltweit vereinbarten Zielen. Nur dadurch werden die Sächsinnen und Sachsen viel besser beim Thema Klimaschutz mitgenommen, als bisher.“
„Wir brauchen mutige Visionäre und starke Problemlöser, die den Menschen Vertrauen und Sicherheit geben. Mit einer zügigen Transformation schaffen wir mehr und schneller Lebensqualität und Wohlstand, als mit einer innovationsbremsenden Bedenkenträgerpolitik. Wir sollten gemeinsam diese Krise als Chance betrachten.“, sagt Cordula Weimann von den „Omas for Future“.
Der Ministerpräsident und die Vertreter*innen der „For-Future“-Bewegung waren sich darin einig, dass der Austausch hierzu vertieft werden solle. Beide bleiben wegen eines Folgetermins im Gespräch.
Die wichtigsten Forderungen der Wunschzettel
Die wichtigsten Forderungen aus den Erkenntnissen der Wunschzettelaktionen fassten die Aktivist*innen auf dem symbolisch übergebenen Wunschzettel wie folgt zusammen:
- Sagt die Wahrheit über die Klimakrise!
- Handelt auf Basis der wissenschaftlichen Erkenntnisse!
- Schafft Rahmenbedingungen für Klimaschutz!
- Seid Innovationsmotor und Aufbruchstimmung!
Die Vertreter*innen der „For-Future“-Bewegung betonten im Gespräch mit Michael Kretschmer, dass im Dialog mit den Bürger*innen in Leipzig und Chemnitz, vor allem bei den Wunschzettelaktionen, die Verunsicherung der Menschen sehr deutlich geworden sei. Die Klimafakten der Wissenschaftler werden nach wie vor von Interessengruppen öffentlich angezweifelt. Daher forderten die Vertreter*innen der „For-Future“-Bewegung vom Sächsischen Ministerpräsidenten eine klare Kommunikation, die die Wahrheit über die Klimakrise benennt, sowie eine Informationsoffensive, die auch die Bürger*innen der mittleren und älteren Generation bei diesem Thema mitnimmt.
Zugleich boten sie an, die Landesregierung bei der Vermittlung der dringend notwendigen Klimafakten zu unterstützen. Die bisherigen Formate, die für den Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern entwickelt wurden, könnten hierfür genutzt und weiterentwickelt werden.
„Wir als Ortsgruppen bieten uns als Bindeglied und Multiplikator zwischen Politik und den Bürger*innen an.“, sagt Steffen Peschel von „Parents for Future“ Leipzig. „Die For-Future-Bewegung kann bei der Vermittlung der dringend notwendigen Klimafakten in die verschiedenen Generationen hinein unterstützen, gerade mit Blick auf mittlere und ältere Bevölkerungsgruppen.“
Während der Wunschzettelaktionen wurde sehr deutlich, dass die Menschen in Sachsen über die Klimakrise sprechen wollen. Viele Gespräche und Diskussionsrunden haben den Aktivist*innen gezeigt: Die Menschen möchten mit ihren Wünschen und Sorgen ernst genommen und von der Politik über die Wahrheit zur Klimakrise und den bevorstehenden Transformationsprozess informiert werden.
Die Aussagen der weltweiten Gemeinschaft von Klimaforscher*innen sollten seitens verantwortungsvoller Politiker*innen nicht als „Klimahysterie“ abgewertet werden. Die beteiligten „For-Future“-Ortsgruppen sehen hier neben der Bundes- auch die Landesregierung in der Verantwortung, den Menschen aller Generationen den dringenden Handlungsbedarf zu verdeutlichen, die Fakten verständlich zu vermitteln und Handlungsoptionen anzubieten.
Ein wichtiger Baustein ist hierbei die Website www.omasforfuture.de, die ein umfangreiches Informationsportal über Ursachen und Folgen des Klimawandels enthält sowie Handlungsoptionen für jeden und jede Einzelne anbietet.
Cordula Weimann von den „Omas For Future“ betont: „Das Hauptanliegen unserer informativen Homepage und unserer Arbeit ist es, fragende und verunsicherte Menschen mit wissenschaftlichen und verständlichen Informationen zu versorgen und Ideen anzubieten, was jede*r Einzelne im Alltag tun kann.“
Stärkere Kooperation der Ortsgruppen geplant
Bei der Wunschzettel-Aktion arbeiteten die Leipziger und Chemnitzer Ortsgruppen erstmalig an einem konkreten Projekt zusammen. Diese Zusammenarbeit soll in Zukunft weiter fortgeführt und noch ausgeweitet werden.
„Wir wollen den lokalen Fokus unserer Ortsgruppen beibehalten, aber überregional koordinierte Aktionen mit gebündelten Kräften enthalten eine ebenso starke Wirkung auf Politik und Gesellschaft, um eine gerechte Klimaschutzpolitik voranzutreiben“, erklärt Stefan Klix von der Chemnitzer Ortsgruppe „Parents for Future“.
Bettina van Suntum aus Leipzig ergänzt: „Wir sind inzwischen auch sachsenweit und über die verschiedenen Generationen der „For-Future“-Bewegung miteinander vernetzt. An unserem Gesprächsformat „Elternabend“, bei dem wir „Parents for Future“ hier in Leipzig schon mehrfach Wissenschaftler und interessiertes Publikum zusammengebracht haben, um Diskussionen über offene Fragen zur Klimakrise zu beantworten, sind auch Ortsgruppen anderer Städte interessiert. Wir sehen uns als Vermittler zwischen den Generationen und als Multiplikator zwischen Politik, Bevölkerung und Wissenschaft.“
Hintergrund: Die Wunschzettel-Aktion
Bei der globalen Klimademonstration #NeustartKlima am 29. November 2019 hatten in Leipzig viele Menschen ihre „Wünsche für ein gutes Klima“ in Leipzig und Sachsen aufgeschrieben. Die Chemnitzer „Parents for Future“ griffen diese Idee in etwas abgewandelter Form auf. Am 20. Dezember 2019 malten die Aktivist*innen brennende Weihnachtsbäume mit Kreide auf den Fußweg.
Auf diese Weise kamen in kürzester Zeit insgesamt rund 1.000 Wünsche an die Politik zusammen. Diese wurden von den Ortsgruppen in einer Übersicht erfasst und zu Dokumentationszwecken ausgewertet. Konkret formulierte Klimawünsche beziehen sich häufig auf attraktive ÖPNV-Angebote, Plastik- und Müllvermeidung, Regulierung des Autoverkehrs, nachhaltige Landwirtschaft und Energieerzeugung oder auch darauf, Radfahren und Fußwege zu fördern. Ein großer Teil der Wünsche richtet sich aber auch ganz deutlich an eine klimagerechte Haltung von Entscheidern in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft und insbesondere auch an eine transparente und sozial gerechte Klimapolitik.
Video – Klimawandelfolgen: Die Parents for Future Leipzig mit dem ersten „Elternabend“
Weitere Informationen zu den Klimawünschen finden Sie hier: https://parentsforfuture.de/de/node/2241
Video – Klimawandelfolgen: Die Parents for Future Leipzig mit dem ersten „Elternabend“
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