Der Bundestag hat in seiner gestrigen Sitzung über eine Neuregelung der Zustimmung zu Organspenden entschieden. Eine Widerspruchslösung wie in anderen europäischen Ländern wurde dabei abgelehnt. Die bisherige Zustimmungslösung, wonach eine Organspende einer ausdrücklichen Zustimmung bedarf, bleibt bestehen.

Neu ist, dass künftig in Bürgerämtern und durch Hausärzte regelmäßig auf das Thema hingewiesen werden soll. “Die heutige Entscheidung ist zunächst ein Rückschlag für unsere Patienten, die für ihr Überleben auf ein Spenderorgan angewiesen sind”, sagt dazu Prof. Daniel Seehofer, Direktor des Transplantationszentrums am Universitätsklinikum Leipzig (UKL).

Derzeit warten 249 Patienten auf der Warteliste am UKL auf eine neue Leber, eine neue Niere oder eine neue Bauchspeicheldrüse. “Wir erleben ständig, was die aktuelle Lösung bedeutet – da nur die wenigsten eine klare Aussage zu diesem Thema treffen, sind oft die Angehörigen in sehr belastenden Situationen damit konfrontiert, hier eine stellvertretende Entscheidung zu treffen”, so Seehofer.

Obwohl die grundsätzliche Bereitschaft zur Organspende in der Bevölkerung bei Umfragen regelmäßig hoch ist, geht die Zahl der tatsächlich gespendeten Organe seit Jahren zurück. “Damit sterben mehr Menschen auf der Warteliste”, sagt Seehofer. Zudem seien durch die langen Wartezeiten viele zum Zeitpunkt der Transplantation dann bereits in so schlechtem Zustand, dass sich die Erfolgsaussicht verringert.

Durch das Gesetz zur Verbesserung der Zusammenarbeit und der Strukturen bei der Organspende (GZSO) wurden die Strukturen in den Krankenhäusern seit letztem Jahr deutlich gestärkt. “Es bleibt die Hoffnung, dass durch die besseren Rahmenbedingungen, die Diskussion über das Thema und die kommende regelmäßige Erinnerung sich mehr Menschen als bisher für eine Organspende entscheiden und unseren Patienten eine Chance geben.”

Das Leipziger Transplantationszentrum ist hier auch selbst aktiv geworden und sensibilisiert mit einer eigenen Kampagne unter dem Motto “Deine Entscheidung!” für das Thema Organspende. “Wir möchten die Menschen auffordern, sich aktiv zu entscheiden und so den Angehörigen diese Last abzunehmen”, so Seehofer. “Und natürlich hoffen wir im Interesse unserer Patienten, dass sich viele für eine Organspende entscheiden.”

 

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