Unter Regie der SIB-Niederlassung Dresden I wurde in den vergangenen zwei Jahren die künstliche Ruine oberhalb des Schlosses Pillnitz saniert und ein Aussichtspunkt hergestellt. Der Zugang zum Aussichtspunkt erfolgt über eine Spindeltreppe an der Rückseite der Ruine. Über einen Laufsteg auf dem Dach können die Besucher nun die phantastische Aussicht genießen.
Die Baukosten für die Sicherung der Künstlichen Ruine einschließlich der Herstellung des Aussichtspunktes betragen ca. 450.000 Euro. Finanziert wird das Vorhaben durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.
Der schlechte bauliche Zustand der Ruine erforderte eine grundlegende Sicherung. Es musste das Mauerwerk verfugt und die Mauerkronen instandgesetzt werden. Die verlorenen Sandsteinbauteile der Fenster- und Türgewände wurden ersetzt und fehlende Fensterbrüstungen wieder aufgemauert. Der Sandsteinerker an der Süd-West-Ecke drohte durch jahrelange Durchfeuchtung wegen der ungeschützten Lage abzustürzen und wurde zuerst abgebaut.
Nach statischer Sicherung konnte der historische Erker wieder an Ort und Stelle versetzt werden. Um die Ruine dauerhaft zu sichern, war ein neues Dach über dem Innenraum in historischer Höhe erforderlich. Geborgene, historische Sandsteinplatten aus verschiedenen Liegenschaften des Freistaates (zum Beispiel von der Freilichtbühne im Großen Garten) fanden als Bodenpflaster in der Ruine eine zweite Verwendung.
In der Vergangenheit war die Ruine häufig das Opfer von Vandalismus und wurde immer wieder illegal bestiegen, was eine Gefährdung für die Personen darstellte und auch für die Bausubstanz sehr abträglich war. Der Innenraum kann daher aus Sicherheitsgründen nun nicht mehr frei begangen werden. Die Fenster und Türen sind mit Metallgittern gesichert. Die Gestaltung der Gitter orientiert sich an der historischen Fensterteilung. In den Fenstergittern sind Aussparungen für Fledermäuse vorgesehen, die die Löcher im Mauerwerk der Ruine als Unterschlupf nutzen.
Hintergrund
Die künstliche Ruine wurde als Abschluss der Umgestaltung des Friedrichsgrunds für den sächsischen Kurfürsten und späteren König Friedrich August III. (1763-1827) im Stil der Neogotik um 1785 errichtet. Architekt war wahrscheinlich Johann Daniel Schade. Der Bau erfolgte nach den damaligen Theorien zur Gartenkunst, wonach eine künstliche Ruine stets die Wirkung von wirklicher, ehemals genutzter und vom Menschen verlassener Architektur erzielen sollte.
Die Ruine diente dem naturliebenden Kurfürsten und seinem Gefolge als Wanderziel. Dank einer eingebauten Küche konnten Speisen und Getränke zubereiten werden und ein offener Kamin diente zur Beheizung des Saals. Auch unter den Nachfolgern von Friedrich August III. wurde die künstliche Ruine gerne als herrschaftliches Ausflugsziel genutzt.
Keine Kommentare bisher