Der Verbesserung der sozialen Verhältnisse der freiberuflichen Künstlerinnen und Künstler wird im Koalitionsvertrag der neuen Regierungskoalition aus CDU, Grünen und SPD eine wichtige Bedeutung zugemessen. Darüber informierten gestern auf einer Veranstaltung der für Kultur- und Kreativwirtschaft zuständige Wirtschaftsminister Martin Dulig gemeinsam mit dem Kunstministerium.
Zuvor hatte es bereits einen Workshop mit Vertreterinnen und Vertretern aller Landeskulturverbände und der Koordinierungsstelle Kreatives Sachsen gegeben, bei dem konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen Lage der Künstlerinnen und Künstler besprochen wurden.
Martin Dulig: »Die sächsischen Kultur- und Kreativschaffenden sind wichtige Impulsgeber in urbanen und vor allem auch in den ländlichen Räumen. Sie tragen in hohem Maße zu Standortqualität und regionaler Identitätsstiftung bei. Zudem sind sie ein wichtiger und wachsender regionalwirtschaftlicher Faktor. Davon konnte ich mich häufig persönlich, zuletzt auch im Rahmen meiner dreitägigen Kultur- und Kreativwirtschaftstour in diesem Sommer überzeugen.
Wer sich dafür entscheidet, von seinem künstlerischen Schaffen zu leben, bewegt sich häufig – zumindest zeitweise – im Niedriglohnsektor und muss auch bei der Existenzsicherung kreative Wege suchen. Das muss sich in Zukunft ändern. Es gibt noch viele Hebel, um die Einkommenssituation freischaffender Künstlerinnen und Künstler zu verbessern. In der beginnenden Legislatur wollen wir diese Hebel bewegen. Mit dem gemeinsamen Koalitionsvertrag haben wir dafür konkrete Ansätze geschaffen.«
Kunstministerin Dr. Eva-Maria Stange erinnert: »Künstlerinnen und Künstler leisten mit ihrer reflektorischen Arbeit und als Kulturschaffende und -gestaltende einen enorm wichtigen Beitrag zur kulturellen Bildung und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. Es ist wichtig, dass sie von dieser oft freiberuflichen Tätigkeit gut leben können. Mein Ministerium hat in den letzten fünf Jahren mit öffentlichen Diskussionsveranstaltungen und mit Atelierbesuchen das öffentliche Interesse auf dieses Thema gelenkt.
Wir gehen mit gutem Beispiel voran und zahlen bei Ausstellungen im Haus selbstverständlich eine Vergütung an die sich präsentierenden Künstler. Das Thema betrifft allerdings nicht nur die bildende Kunst, sondern alle Kunstsparten. Ich bin froh, dass der neue Koalitionsvertrag diese Vorarbeit aufgreift und sich die neue Landesregierung verstärkt um dieses Thema kümmern will. Die Schlüsselworte sind bekannt. Sie lauten Ausstellungsvergütung, Honoraruntergrenze, Atelierunterstützung oder auch Hilfe bei der Sozialversicherung.
Nicht alles lässt sich in Länderhoheit regeln, aber ich bin sicher, dass die nächsten Schritte getan werden, damit die für unsere Gesellschaft so wichtigen Künstlerinnen und Künstler von der Kunst gut leben können.«
Um die Kulturschaffenden und Kreativen gezielt zu beraten und miteinander zu vernetzen sowie die Sichtbarkeit der dynamischen und wachsenden Zukunftsbranche am Standort Sachsen weiter zu erhöhen, fördert das Wirtschaftsministerium seit über zwei Jahren das Sächsische Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft KREATIVES SACHSEN als ein Projekt in der Trägerschaft des Landesverbandes für Kultur- und Kreativwirtschaft Sachsen e.V.
* Hintergrund
Die sächsische Kultur- und Kreativwirtschaft ist mit mehr als 70 900 Erwerbstätigen (2015) ein wichtiger Arbeitgeber in Sachsen. Gemäß des Zweiten Kultur- und Kreativwirtschaftsberichts für Sachsen aus dem Jahr 2019 umfasst die dynamisch wachsende Branche im Freistaat zwölf bedeutende Teilmärkte – Musikwirtschaft, Buchmarkt, Kunstmarkt, Filmwirtschaft, Rundfunkwirtschaft, Darstellende Kunst, Designwirtschaft, Architekturmarkt, Pressemarkt, Werbemarkt, Software/Games-Industrie und Kunsthandwerk.
Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist dabei Vorreiterin der neuen Arbeitsformen, vielfach geprägt von Kleinstunternehmen und Soloselbstständigkeit. Atypische Arbeitsbiografien, branchen- und geschlechterbezogene Einkommensunterschiede und offene Fragen der sozialen Absicherung gehen damit einher. Fachkräfteengpässe und Qualifizierungsbedarfe sind zentrale Herausforderungen für Arbeit und Wirtschaften in der Kultur- und Kreativwirtschaft.
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