Die traditionell starke Religions- und Säkularitätsforschung an der Universität Leipzig kann erneut einen großen Erfolg für sich verbuchen: Die Arbeit der Kolleg-Forschungsgruppe „Multiple Secularities – Beyond the West, Beyond Modernities“ wird für weitere vier Jahre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit noch einmal rund fünf Millionen Euro gefördert.
„Die Verlängerung der Förderung ist ein großer Erfolg für unsere Kolleg-Forschungsgruppe und alle an ihr beteiligten Forscherinnen und Forscher,“ freut sich der Religionswissenschaftler Prof. Dr. Christoph Kleine. „Die ersten drei Jahre unserer Forschung haben uns eindrucksvoll darin bestätigt, dass die Art, wie in vormodernen und nicht-westlichen Gesellschaften die Grenzen zwischen religiösen und nichtreligiösen Gesellschaftsbereichen gezogen wurden, erheblichen Einfluss auf die Aneignung hegemonialer westlicher Ordnungskonzepte hatte.“
Und Säkularität sei „eines dieser Ordnungsprinzipien, nach denen moderne Nationalstaaten organisiert sind,“ ergänzt die Religions- und Kultursoziologin Prof. Dr. Monika Wohlrab-Sahr, die die Gruppe gemeinsam mit Christoph Kleine leitet.
Anknüpfend an die Erkenntnisse der ersten Förderphase (2016-2020) wollen Kleine und Wohlrab-Sahr die kulturspezifischen Pfadabhängigkeiten, aber auch die Gemeinsamkeiten und Folgen dieser konflikthaften Aushandlungsprozesse noch tiefer ausleuchten. Aus diesem Grund wird das Projekt seinen räumlichen Fokus von den Regionen Asiens und der islamisch geprägten Welt auf die Amerikas, das subsaharische Afrika sowie Ost- und Westeuropa ausdehnen.
„Alle bisher von uns untersuchten Gesellschaften haben ganz eigene Arrangements für die Abgrenzung von religiösen und nichtreligiösen Geltungsansprüchen entwickelt,“ so Monika Wohlrab-Sahr, „fast immer aber auch in Auseinandersetzung mit Ideen und Konzepten aus anderen Kulturen.“ „Letztlich geht es uns deshalb darum, ein Verständnis für diese historisch gewachsenen Formen zu entwickeln und zu zeigen, wie sie sich diese unterschiedlichen ‚Säkularitäten‘ unter den Bedingungen der Globalisierung gegenseitig beeinflussen und weiterentwickeln und welche sozialen und politischen Dynamiken sie entfalten“ erklärt Christoph Kleine weiter.
Damit trägt die Kolleg-Forschungsgruppe auch zur weiteren Schärfung des Forschungsprofils der Universität Leipzig insgesamt bei, erklärt Prof. Dr. Erich Schröger, Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs: „Die Leipziger Religionsforschung ist breit aufgestellt und sehr erfolgreich und leistet mit der Kolleg-Forschungsgruppe einen profunden Beitrag in unserem strategischen Forschungsfeld ‚Veränderte Ordnungen in einer globalisierten Welt‘.“
In den vergangenen drei Jahren habe sich die Kolleg-Forschungsgruppe als Motor für die religionsbezogene Forschung an der Universität erwiesen, neue Forschungsprojekte angestoßen und mehr als 1,7 Millionen Euro zusätzliche Drittmittel eingeworben. Damit sei ein wichtiger Grundstein für die Verstetigung der Religions- und Säkularitätsforschung an der Universität Leipzig gelegt.
Als klares Bekenntnis zu dieser Forschung wird die Universität im kommenden Jahr eine Heisenberg-Professur „Moderne Türkeiforschung“ für PD Dr. Markus Dreßler mit seiner Expertise in Religions- und Kulturgeschichte des späten osmanischen Reichs und der frühen Türkei einrichten. Diese Professur soll als Bindeglied zwischen historisch, philologisch, regionalwissenschaftlich und systematisch zu ‚Religion‘ arbeitenden Disziplinen fungieren.
In der Kolleg-Forschungsgruppe „Multiple Secularities – Beyond the West, Beyond Modernities“ forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter anderem aus Religionswissenschaft, Soziologie, Arabistisik, Ethnologie, Geschichte, Sinologie, Japanologie, Theologie, Politikwissenschaften und Rechtswissenschaft. Kern des Projektes ist ein Fellow-Programm, das es wissenschaftlichen Gästen aus dem In- und Ausland ermöglicht, für mehrere Monate an der Universität Leipzig zu forschen. Seit ihrem Start 2016 gehörten der Kolleg-Forschungsgruppe mehr als 50 Fellows an.
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