„Wie war das damals im Herbst 1989 und bei der Grenzöffnung“, haben sich mehrere Schulklassen aus sieben Orten in Deutschland gefragt. Die meisten von ihnen wohnen an der ehemaligen innerdeutschen Grenze, aber auch Leipziger Schüler sind darunter, denn von der Messestadt gingen wichtige Impulse für die Friedliche Revolution aus. Am Freitag, den 15. November 2019, stellen sie ab 10.00 Uhr ihre ganz unterschiedlichen Projekte im Schloss Cecilienhof in Potsdam vor.
Die Schülerarbeiten sind eingebettet in ein gemeinsames Projekt der sieben Stätten des Netzwerkes Europäisches Kulturerbe „Eiserner Vorhang“, das im 30. Jahr der Friedlichen Revolution und damit auch im 30. Jahr des Falls des „Eisernen Vorhangs“ auf die Bedeutung dieses europäischen Kulturerbes aufmerksam machen will.
Die sieben Stätten des Netzwerkes Europäisches Kulturerbe „Eiserner Vorhang“, zu dem die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ seit 2012 gehört, boten anlässlich des 30. Jahrestages der Friedlichen Revolution im Jahr 2019 jeweils thematisch am Ort ausgerichtet ein spezielles Schülerprojekt unter der zentralen Fragestellung „Wie war das damals im Herbst 1989 und bei der Grenzöffnung?“ an.
Zu den teilnehmenden Stätten gehören neben der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ in Leipzig die Stiftung Berliner Mauer, das Schloss Cecilienhof in Potsdam, die Gedenkstätte Deutsche Teilung in Marienborn, das Grenzlandmuseum in Eichsfeld, die Point Alpha Stiftung in Geisa und das Deutsch-Deutsche Museum in Mödlareuth. Gefördert wurden die Projekte durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Die Gedenkstätten, die im Jahr 2012 mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel „Eiserner Vorhang“ geehrt worden sind, erinnern beispielhaft an die Zeit der deutschen Teilung. Die insgesamt zwölf ausgewählten Orte bilden einen repräsentativen Querschnitt von Orten politischer Entscheidung, von Grenze und deren militärischer und geheimdienstlicher Sicherung, von Grenzübergängen sowie von Orten des individuellen und bürgerschaftlichen Widerstands zur Überwindung von Mauer und “Eisernem Vorhang”.
Ziel des Siegels ist es, die Verbundenheit der Bürgerinnen und Bürger in Europa gegenüber einer gemeinsamen europäischen Identität und Geschichte zu stärken und das Zugehörigkeitsgefühl zu einem gemeinsamen Kulturraum zu fördern.
Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ in Leipzig sowie die hiesige Nikolaikirche und der Leipziger Innenstadtring sind die einzigen der ausgewählten Orte, die nicht an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze liegen. Dies belegt die Bedeutung der Friedlichen Revolution für den Fall des Eisernen Vorhangs sowie der deutschen Einheit in einem vereinten Europa und unterstützt gleichzeitig den Symbolgehalt Leipzigs als „Stadt der Friedlichen Revolution“.
Leipziger Schüler drehten Kurzfilm
In Leipzig haben 25 Schülerinnen und Schüler des Beruflichen Gymnasiums 1 Ende August 2019 gemeinsam mit Mitarbeitern der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ und der Medienhochschule SAE Institute Leipzig einen Kurzfilm erarbeitet. Für das Projekt gingen sie einerseits der zentralen Fragestellung nach und andererseits stand die Frage im Mittelpunkt, welche Rolle die Mauer und die innerdeutsche Grenze bei den Protesten gespielt hat, also wie der individuelle und bürgerschaftliche Widerstand zur Überwindung der Mauer und innerdeutscher Grenze und damit auch „Eisernem Vorhang“ in Europa beigetragen hat.
Innerhalb von fünf Tagen eigneten sich die überwiegend 17-Jährigen zeitgeschichtliche Kenntnisse an, indem sie an Ausstellungsführungen und Stadtrundgängen der Gedenkstätte teilnahmen sowie in zeitgenössischen Dokumenten recherchierten. Auch sprachen sie mit Zeitzeugen, wovon einer bereits seit 1982 Mitglied in oppositionellen Gruppen war und ein anderer nach einer Demonstration im März 1989 im darauffolgenden Juli ausreisen durfte. Auch recherchierten sie zeitgenössisches Bild- und Filmmaterial, wobei ihnen Mitarbeiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ intensiv zur Seite standen.
Neben historischen Inhalten und Recherchetechniken lernten die Schüler auch die Aufgaben eines Drehbuchautors, eine Kameramanns und eines Cutters beim Film kennen. Dafür arbeiteten die Jugendlichen in entsprechenden Gruppen. Die Gruppe Redaktion bereitete beispielsweise Fragen für die Zeitzeugeninterviews vor, erstellte ein Drehbuch, sprach die im Film eingeblendeten Inhalte ein und koordinierte mit den Jugendlichen aus dem Kamerateam, an welchen Originalschauplätzen der Friedlichen Revolution von 1989 in Leipzig gedreht werden sollte.
Als Kameramann- bzw. -frau lernten sie Grundlagen für den Umgang mit einer Fernsehkamera und wählten geeignete Licht- und Bildpositionen aus, während das Cutter-Team für den Schnitt des Films und die Einbindung der zeitgenössischen Bilder und Filmsequenzen sowie die im Film sichtbaren Bauchbinden verantwortlich war. Die gesamte Zeit über erhielten die Schülerinnen und Schüler Unterstützung von den Gedenkstättenmitarbeitern und einem fünfköpfigen Team der Medienhochschule SAE Institut Leipzig.
Programm in Berlin mit Besichtigung der East Side Gallery und Projektvorstellung
Am Freitag, den 15. November 2019, werden Vertreter der Leipziger Schulklasse sowie rund 80 weitere Schülerinnen und Schüler der anderen teilnehmenden Orte ihre ganz unterschiedlichen Projekte zum Thema „Wie war das damals im Herbst 1989 und bei der Grenzöffnung“ ab 10.00 Uhr im Schloss Cecilienhof in Potsdam vorstellen.
Heute reisen bereits alle Schülerinnen und Schüler an, um gemeinsam im Dokumentationszentrum der Stiftung Berliner Mauer zunächst an einem Vortrag mit Gespräch teilzunehmen und um am Nachmittag eine Führung an der Berliner Mauer mitzumachen und danach die East Side Gallery in Berlin zu besichtigen. Bei dem Vortrag ab 13.30 Uhr sprechen u.a. Prof. Dr. Axel Klausmeier, Direktor der Stiftung Berliner Mauer, Katharina Hochmuth, die in der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur den Arbeitsbereich Schulische Bildungsarbeit leitet, sowie Michael Cramer (MdEP), der zugleich Schirmherr des Projektes ist.
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