Industrie und Handel sind ohne Logistik nicht denkbar. Sie übernimmt die Organisation und Steuerung der gesamten Lieferprozesse – vom Rohstoffabbau bis zur Lieferung an den Verbraucher. Spätestens, wenn die Versorgung mit Gütern nicht optimal funktioniert und dadurch Produktionsprozesse ins Stocken geraten oder Waren nicht verkauft werden können, wird klar, wie wichtig die Logistik ist.

Das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) hat die Logistikbranche und die logistikrelevanten Standortbedingungen in Sachsen umfassend untersuchen lassen. Die zentralen Ergebnisse der Studie »Logistikwirtschaft im Freistaat Sachsen. Analysen – Herausforderungen – Potenziale« werden heute (18.11.2019) beim »Fachforum Logistikwirtschaft« in Leipzig präsentiert. Dort tauschen sich rund 150 Branchenvertreter über Potenziale und Perspektiven des Logistikstandortes Sachsen aus.

Ein Konsortium bestehend aus der LUB Consulting GmbH Dresden, der LNC LogisticNetwork Consultants GmbH Hannover und der to-be-now-logistics-research GmbH Lilienthal hat in den vergangenen anderthalb Jahren umfangreiche Analysen durchgeführt, zahlreiche sächsische Unternehmen befragt und mit Experten gesprochen. Entstanden ist eine über 300 Seiten umfassende Studie mit Zahlen, Fakten, Analysen, Karten und Praxisbeispielen.

»Die Studie macht erstmals so detailliert den Stellenwert der Logistik innerhalb der sächsischen Gesamtwirtschaft deutlich«, sagt Wirtschaftsminister Martin Dulig und betont weiter: »Die Logistikbranche in Sachsen stellt mit rund 170.000 Erwerbstätigen und einem Umsatz von 11,7 Milliarden Euro einen bedeutenden Wirtschafts- und Wettbewerbsfaktor dar. Die zentrale Lage sowie eine leistungsfähige Infrastruktur prädestinieren den Logistikstandort Sachsen als Drehscheibe und Gateway zu wichtigen Märkten in Europa. Sachsen gehört zu den logistikaffinen Ländern in der Bundesrepublik und ist attraktiv für weitere Ansiedlungen von logistikintensiven Industrie- und Handelsunternehmen und logistischen Dienstleistern.«

Die starke industrielle Basis Sachsens mit den Kernbranchen Automobilindustrie, Mikroelektronik, Informations- und Kommunikationstechnik, Maschinen- und Anlagenbau sowie Umwelttechnik bietet erhebliches Potenzial für logistische Dienstleistungen. Die sächsischen Standorte international agierender Unternehmen wie Volkswagen (Zwickau, Chemnitz, Dresden), BMW und Porsche (Leipzig), Globalfoundries und Infineon (Dresden), Bombardier Transportation (Bautzen, Görlitz) sowie zahlreiche mittelständische Betriebe sind Mittel- und Ausgangspunkt vielfältiger und anspruchsvoller Liefer- und Absatzketten.

Diesen Standortvorteil gilt es, im nationalen und internationalen Wettbewerb zu sichern und weiter auszubauen. Ein Ausdruck dieser logistischen Kompetenz ist beispielsweise die Komsa Kommunikation Sachsen AG, die als »Hidden Champion« den Deutschen und Europäischen Logistikpreis gewonnen hat.

Die Logistikwirtschaft ist ein bedeutender Arbeitgeber: Mit fast 130.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (SvB) stellt diese Branche rund acht Prozent aller SvB in Sachsen (2018). Eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre besteht im zunehmenden Fachkräftemangel.
Gemessen am Gesamtumsatz weist Sachsen im bundesweiten Vergleich erhöhte Anteile in den Teilmärkten industrielle Kontraktlogistik, KEP (Kurier-, Express- und Paketdienste) und Luftfracht auf.

Der Flughafen Leipzig/Halle verfügt mit dem Europa-Hub im weltweiten DHL-Verbund über ein leistungsfähiges Luftfracht-Drehkreuz. In der Nähe zu Industriestandorten gibt es drei Binnenhäfen und drei Güterverkehrszentren mit Terminals des Kombinierten Verkehrs. Der Erhalt und die bedarfsgerechte Kapazitätserweiterung der Infrastruktur (Straßen, LKW-Parkplätze, Schienen- und Wasserwege), kombiniert mit multimodaler Vernetzung, stärkt den Logistikstandort Sachsen.

In Sachsen gibt es mehr als 20 logistikrelevante Institutionen an sächsischen Universitäten und Hochschulen sowie sechs Forschungseinrichtungen mit Fokus auf neue logistikbezogene Technologien und deren Transfer in die Wirtschaft. Das sachsenweit aktive Netzwerk Logistik Mitteldeutschland e.V. (www.logistik-mitteldeutschland.de) trägt zur Stärkung der regionalen Logistikkompetenz und zum Transfer von Innovationen bei. Es bietet gleichzeitig eine fundierte Basis, um Herausforderungen zu bewältigen, die sich für die sächsische Logistikwirtschaft aus der Digitalisierung, der Produktionsumstellung (z. B. neue Fahrzeugantriebe) und der Etablierung neuer Geschäftsmodelle ergeben.

Der Strukturwandel in den Kohleregionen Lausitzer und Mitteldeutsches Revier eröffnet neue Wachstumschancen. Die Ansiedlung von Forschungseinrichtungen und der Aufbau neuer Testfelder für innovative Technologien bieten wichtige Impulse für die Logistikwirtschaft.

Downloads

Zusammenfassung der Studie
https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/34527

Ergebnisbericht der Studie
https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/34526

Gesamtdokumentation der Studie
https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/34542

Darüber hinaus wurden Handlungsempfehlungen für die Staatsregierung und die Akteure der Logistikwirtschaft erarbeitet. Sie umfassen sechs Themenfelder: Arbeits- und Fachkräftesituation, Verkehrsinfrastruktur, Förderkulisse für die Logistik, Digitalisierung/Forschung/Transfer, innovative Lieferverkehre und Logistikstandort Sachsen. Das SMWA wird die Empfehlungen auf ihre Umsetzbarkeit prüfen und bezieht dabei auch die öffentliche Meinung ein. Anregungen und Beiträge können über das Bürgerbeteiligungsportal des Freistaates Sachsen übermittelt werden, auf dem die Empfehlungen veröffentlicht werden:

https://mitdenken.sachsen.de/1018821

Hintergrund: Förderrichtlinie GRW RIGA

Das sächsische Kabinett hat im August auf Initiative des SMWA beschlossen, die Fördermöglichkeiten der Richtlinie »Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Regionalen Wirtschaftsstruktur« (GRW RIGA) zu erweitern und so die Attraktivität für Investitionen in Sachsen weiter zu verbessern. Davon profitiert auch die Logistikwirtschaft.

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