In acht Wochen beginnt in Sachsen das Jahr der Industriekultur 2020. Im Rahmen des Themenjahres feiert der Freistaat den Reichtum an sächsischer Industriekultur, deren 500-jährige Industrie- und Gewerbetradition sowie ihre Bedeutung für die heutige industrielle Entwicklung Sachsens. Vielseitige Veranstaltungsformate dienen der Pflege und Vermittlung mit dem Ziel, das Industriezeitalter in Sachsen erfolgreich in die Zukunft zu führen.
Um Akteure und Projektträger miteinander zu vernetzen, anzuspornen und um die Weichen für weitere Kooperationen zu stellen, stellte die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen im Rahmen einer Pressenkonferenz und einem Netzwerktreffen mit rund 100 Akteuren der Industriekultur in Leipzig die Programmhöhepunkte des Themenjahres vor.
Die Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Dr. Eva-Maria Stange, sieht in dem Themenjahr vielseitige Chancen: »Mit dem Jahr der Industriekultur wollen wir Bedeutung und Vielfalt der sächsischen Industriekultur erlebbar machen. Und wir wollen die vielen ehrenamtlichen und vereinsgetragenen Aktivitäten besser ins Blickfeld rücken und damit auch wertschätzen. Es gibt so viele Spuren im Land, die bezeugen, wie die 500-jährige industrielle Entwicklung die Menschen, ihren Alltag, ihre Kultur, die Städte und Gemeinden sowie die Umwelt geprägt haben. Ohne diese Entwicklung wäre Sachsen heute ein anderes Land. Der hohe Grad der Industrialisierung ist auf eine lange Tradition und auf ständige Innovation zurückzuführen. Es ist wichtig, wenn wir uns diese Wahrheit vor Augen halten.«
Die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, die das Jahr der Industriekultur koordiniert, fördert seit 2015 jährlich themenbezogene Projekte mit rund 150.000 Euro. 2019 und 2020 konnten die Mittel noch einmal verdoppelt werden. »Das Jahr der Industriekultur wird von sieben Programmhöhepunkten aus ganz Sachsen getragen, die Industriekultur sehr unterschiedlich thematisieren. Teils liegt der Fokus auf der Historie, teils geht es darum, das Thema ins Heute zu tragen. Uns ist besonders wichtig, den Facettenreichtum von Industriekultur sichtbar zu machen. Unter anderem bietet Industriekultur ein stabiles Fundament für eine wachsende Industrielandschaft und innovative Wirtschaftszweige wie die sächsische Kultur- und Kreativwirtschaft.«, sagt Dr. Manuel Frey, Direktor der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen.
Ebenso stellten die städtischen Vertreter aus Chemnitz, Leipzig und Zwickau, die jeweils eigene Förderstrukturen zur Unterstützung von industriekulturellen Projekten installiert haben, ihre Aktivitäten vor. Ralph Burghart, Chemnitzer Bürgermeister für Bildung, Soziales, Jugend, Kultur und Sport, dessen Kommune 2020 rund 230.000 Euro Fördermittel themenbezogen aufwendet, erkennt in der Revitalisierung von Industriebrachen einen enormen Mehrwert für seine Stadt: »Industriekultur ist DAS Thema für Chemnitz. Hiervon sind unsere industriellen und traditionsreichen Wurzeln genauso umfasst wie der Blick in die Zukunft. Chemnitz ist geprägt vom Geist der Ingenieure, Unternehmer und Gestalter. Durch die Wiederbelebung von brachliegenden Industriearealen soll eine nachhaltige urbane Stadtentwicklung angestoßen werden: Aus brownfields werden coloured fields«.
Auch Leipzig hat sich der Sichtbarmachung industriekultureller Aktivitäten in der Kulturstadt verschrieben. Insgesamt fließen 350.000 Euro in 2019/2020 in das “Jahr der Industriekultur”.
Kulturbürgermeistern Dr. Skadi Jennicke ist überzeugt: »Das Jahr der Industriekultur eröffnet die gesellschaftsübergreifende Auseinandersetzung mit unserer Industriegesellschaft von gestern und heute und stellt Zukunftsfragen nach dem Zusammenleben und Arbeiten von morgen. Leipzig punktet 2020 mit kreativwirtschaftlichen, wissenschaftlichen aber auch kulturellen Formaten: Symposien, Ausstellungen, eine »Parade der Werktätigen« oder Theater auf dem Karl-Heine-Kanal stellen den Wandel der Städte und der Region in den Mittelpunkt.«
Um das Themenjahr in Südwestsachen nachhaltig sichtbar zu machen, fördert der Kulturraum Vogtland/Zwickau seit 2018 jährlich zahlreiche Projekte seiner Region mit bis zu 250.000€.
Davon profitiert auch die Stadt Zwickau, Austragungsstätte der 4. Sächsischen Landesausstellung. Deren Eröffnung sieht Bürgermeisterin Kathrin Köhler, 1. Stellvertreterin der Oberbürgermeisterin, mit großer Spannung entgegen: »Zwickau will und wird einen guten Rahmen für die Landesausstellung bieten: Hier finden Besucher zahlreiche Zeugnisse der 500-jährigen Industrie- und Wirtschaftsgeschichte: Das mittelalterliche Kornhaus zum Beispiel, dessen Entstehen mit dem Silberbergbau verbunden ist, oder die zahlreichen Häuser und Institutionen aus der Gründerzeit, die wesentlich dem Boom der Steinkohle zu verdanken sind. Die über 115-jährige Geschichte des Fahrzeugbaus ist in Zwickau fast allgegenwärtig. Mit dem derzeit entstehenden »Weg zur Industriekultur« kennzeichnen wir einige besonders markante baulichen Zeitzeugen.«
Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
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