Die Sächsische Akademie der Künste setzt sich mit Utopie-Entwürfen um 1989 auseinander und fragt nach ihrer heutigen Bedeutung und Wirksamkeit. Im Zentrum der ersten Veranstaltung am 14. November steht die vergessene Verfassungsdiskussion: Warum gab es nach dem 3. Oktober 1990 keine erneute Verfassungsgebende Versammlung? Was geschah mit dem Verfassungsentwurf des Runden Tisches?
Am 27. November steht die Frage nach dem Einfluss der Künste auf den Prozess der Wiedervereinigung im Mittelpunkt. Am 13. Dezember sprechen Akteure aus Polen, Tschechien, Ungarn und der Ukraine über Gesellschafts- und Utopie-Entwürfe 1989/1990 in Ost-Europa.
Die Diskussionsreihe findet im Kontext der Ausstellung in der Motorenhalle des riesa efau. Kultur Forum Dresden e.V. statt, die das Streben nach Veränderung und die Utopien von 1989/90 thematisiert, und nach der Aktualität der damaligen Gesellschafts- und Utopiemodelle für uns heute fragt.
Was wurde im Vorfeld der Vereinigung der beiden deutschen Staaten 1990 erreicht, was versäumt? Warum kam es nicht zu einer neuen deutschen Verfassung als Voraussetzung zur Vereinigung? War es die Dynamik der Ereignisse, waren es die Forderungen vieler DDR-Bürger nach schnellstmöglicher Vereinigung, war es Unwillen der Politik? Was wäre in Deutschland der letzten 30 Jahren anders und vielleicht besser gelaufen, wenn es eine gesamtdeutsche Diskussion für eine neue Verfassung gegeben hätte? Wie denken wir heute über die Auswirkungen dieser politischen Entscheidungen? Welche der Vorschläge sind heute (wieder) von Bedeutung?
Donnerstag, 14. November, 20 Uhr
Politische Utopien im Umbruch und die vergessene Verfassungsdiskussion
Motorenhalle Wachsbleichstraße 4a, 01067 Dresden
Lukas Beckmann
Berater des Runden Tisches 1990, Gründer der Heinrich-Böll-Stiftung und der Partei “Die Grünen”
Frank Richter
Theologe und Bürgerrechtler (Gruppe der 20), seit 2019 MdL SPD, Dresden
Gerd Poppe
Bürgerrechtler (Initiative Frieden und Menschenrechte), 1990–1998 MdB Bündnis 90/Die Grünen, 1998–2003 Menschenrechtsbeauftragter der Bundesrepublik, Berlin
Katja Kipping
MdB Die Linke
Moderation:
Prof. Dr. Mark Arenhövel
Professor für Politische Theorie und Ideengeschichte der TU Dresden
Mittwoch, 27. November, 20 Uhr
Gesellschafts- und Utopie-Entwürfe in den Künsten
Motorenhalle Wachsbleichstraße 4a, 01067 Dresden
Über welche Gesellschafts- und Utopiemodelle haben Schriftsteller und Künstler 1989/90 in Ostdeutschland nachgedacht und diskutiert? Neben sozialistischen Modellen, Vorschlägen für die Reform der DDR von innen und basisdemokratischen Modellen gab es zugleich faszinierende Aufbrüche in den Künsten, die viel von dem vorwegnahmen, was 1989/90 auch politisch sichtbar wurde.
Dr. Jörg Bochow
Chefdramaturg am Staatsschauspiel Dresden
Uwe Kolbe
Autor, Dresden
Annette Jahns
Choreografin und Tänzerin, Dresden
Wilhelm Bartsch
Autor, Halle/Saale
Moderation:
Michael Hametner
Literaturredakteur Leipzig
Freitag, 13. Dezember, 20 Uhr
Gesellschafts- und Utopie-Entwürfe 1989/1990 in Ost-Europa
Motorenhalle Wachsbleichstraße 4a, 01067 Dresden
Was waren die Gesellschafts- und Utopiemodelle 1989/90 in den ost- und mitteleuropäischen Ländern? Wofür setzten sich Künstler und Intellektuelle in Polen, Ungarn, der Tschechoslowakei und in der Ukraine ein? Welche Zukunftsvorstellungen für die postsozialistische Zeit gab es? Welche Strahlkraft haben Solidarność, Charta 77, die Unabhängigkeitsbewegungen und die demokratische Opposition von 1989/90 noch heute?
Ondřej Černý
Theaterwissenschaftler und Leiter der Tschechischen Zentren Prag
György Dalos
Autor, Budapest/Berlin Ungarn
Jurko Prochasko
Autor und Übersetzer Lemberg/Lviv
Marek Zybura
Literaturwissenschaftler und Übersetzer Breslau
Moderation:
Kilian Kirchgeßner
Journalist Prag
In Kooperation mit riesa efau. Kultur Forum Dresden e.V.
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