Das »Autoland Sachsen« entwickelt sich mit dem Strukturwandel in der Automobilindustrie zum »E-Autoland«. Der bereits begonnene Transformationsprozess birgt für die sächsische Industrielandschaft Chancen und Risiken. Das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) hat deshalb Hintergründe und voraussichtliche Auswirkungen dieses Prozesses in einer Studie analysieren lassen. Im Ergebnis der Untersuchung verfügt der Freistaat Sachsen insgesamt über eine sehr gute Ausgangssituation, um den Strukturwandel erfolgreich zu bewältigen.

Bei der Produktion von Komponenten, die primär zum Verbrennungsmotor gehören, wird es Einschnitte für Unternehmen und Beschäftigte geben. Das betrifft circa 5.000 Arbeitsplätze. »Demgegenüber ergeben sich aber in etwa gleichem Umfang Wachstumschancen für Betriebe und ihre Belegschaften, die mit der E-Mobilität gehen oder die sich mit Softwarelösungen rund um die Mobilität beschäftigen. Ein E-Auto braucht zwar keinen Auspuff, wird aber mehr Sensoren an Bord haben als ein Verbrenner«, erklärt Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig und ergänzt: »Ich danke allen, die diese Studie erstellt haben, der Sächsischen Energieagentur – SAENA GmbH, dem Netzwerk Automobilzulieferer Sachsen AMZ und dem Chemnitz Automotive Institute CATI sowie den vielen Menschen in Wirtschaft und Wissenschaft, die durch ihre aktive Mitwirkung und ihre Einschätzungen diese Studie erst möglich gemacht haben. Ich bin zuversichtlich, dass wir den Strukturwandel gemeinsam erfolgreich bewältigen werden.«

2025 wird jedes zweite in Sachsen produzierte Fahrzeug einen Elektromotor haben, so die Planzahlen der sächsischen Fahrzeugwerke. Vor dem Hintergrund der sich verändernden Wertschöpfungsstruktur hat die Studie das Produkt- und Technologieportfolio von circa 200 sächsischen Unternehmen der Zulieferindustrie analysiert. Demnach schätzen 80 Prozent der Unternehmen die Beschäftigungsentwicklung an ihren Standorten bis 2025 als stabil bzw. positiv ein.

Im Gesamtergebnis ergab diese Analyse ein erfreuliches Chancen- und Risikoprofil für die sächsische Industrielandschaft. Nahezu 60 Prozent der sächsischen Zulieferunternehmen gehen von weiteren Wachstumschancen aus. Allerdings steht ein brancheninterner Umwälzungsprozess an, der weitreichende Folgen für Unternehmen und deren Beschäftigte hat. Besonders im Produktbereich Antrieb, der in der Struktur der sächsischen Automobilzulieferindustrie heute die höchste Beschäftigtenzahl aufweist, wird sich die Anzahl der Arbeitskräfte in den kommenden Jahren fortlaufend verringern.

Anders verhält es sich in den Produktbereichen Karosse/Exterieur, Interieur und Elektrik/Elektronik, in denen die positiven Beschäftigungseffekte überwiegen. Im Produktbereich Karosse/Exterieur werden bei fortschreitender Elektrifizierung des Antriebsstrangs die heutigen Beschäftigtenzahlen voraussichtlich stabil bleiben. Die Produktbereiche Interieur und Elektrik/Elektronik werden laut der Studie einen Beschäftigungszuwachs verzeichnen, der in der Elektrik/Elektronik erwartungsgemäß besonders deutlich ausfällt.

Die neue Generation von Elektrofahrzeugen wird nicht nur eine neue Antriebstechnologie haben. Sie wird sich durch eine Fülle weiterer Innovationen wie Neugestaltung des Interieurs, Vernetzung und Automatisierung auszeichnen. Unternehmen, die das verstehen und sich rechtzeitig darauf einstellen, werden davon profitieren. Im Ergebnis ist nach dieser Bewertung festzustellen, dass der Strukturwandel durch Elektromobilität keine gravierenden Auswirkungen auf das Beschäftigungsniveau in der sächsischen Zulieferindustrie insgesamt hervorrufen wird.
Interessenten können die Studie unter www.industrie.sachsen.de herunterladen.

Hintergrund:

Die Studienerstellung seit September 2018 war Teil des Projekts »Konzept, Analysen und Prognosen zur Begleitung des Transformationsprozesses in der sächsischen Automobilzulieferindustrie aufgrund der Umstellung auf die Produktion von Elektrofahrzeugen sowie die Sensibilisierung und Information von Akteuren«. Das Projekt wurde von der Sächsischen Energieagentur – SAENA GmbH im Rahmen der »Kompetenzstelle Effiziente Mobilität Sachsen« beim Netzwerk Automobilzulieferer Sachsen (AMZ) beauftragt. Unterauftragnehmer war das Chemnitz Automotive Institute (CATI).

Die »Kompetenzstelle Effiziente Mobilität Sachsen« ist vom Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr beauftragt und finanziert.

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar