Osteoporose bezeichnet eine Alterserkrankung der Knochen. Diese werden dann anfälliger für Frakturen, also für Brüche. Das Problem: Tritt einmal eine osteoporotische Fraktur auf, ist das Risiko eines weiteren Bruchs sehr hoch. Mit einer medikamentösen Therapie könnten Folgefrakturen effektiv verhindert werden. In Deutschland erhalten diese allerdings viel zu wenige Patienten.

Am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) soll daher nun das so genannte FLS-System (fracture liaison service) eingeführt werden, ein international bereits erprobtes Weiterbehandlungskonzept für den Zeitraum, wenn die Patienten nach der Behandlung ihrer Fraktur das Krankenhaus verlassen haben.

“Hinter FLS steckt die Grundidee, sich vom Krankenhaus aus zu kümmern, dass der Patient eine adäquate osteologische Nachbehandlung erhält”, erläutert Prof. Andreas Roth, Leiter des Bereichs Endoprothetik / Orthopädie an der Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie des UKL.

“Wir sind dabei, ein Netzwerk aufzubauen mit niedergelassenen Kollegen”, erklärt er das Prinzip, “das sind dann aber nicht nur Orthopäden, sondern auch Endokrinologen, Allgemeinmediziner, Hausärzte – Voraussetzung: Sie sind osteologisch qualifiziert.” Osteologie meint dabei die Lehre von den Knochen und “Osteologe” bezeichnet eine Zusatzqualifikation, die fast alle medizinischen Fachbereiche erwerben können.

Das Ziel sei, den Patienten nach überstandener Fraktur qualifizierten Ärzten außerhalb des Krankenhauses für eine medikamentöse Therapie zu übergeben, um einen weiteren Bruch zu verhindern.

Die Methode ist einfach, aber wirkungsvoll: Mit Zustimmung des Patienten suchen Orthopäden oder Unfallchirurgen des UKL mehrere in Frage kommende Ärzte aus, meist wohnortnah. Der Patient wählt einen für sich aus, und das Klinikum stellt anschließend den Kontakt her und übermittelt alle relevanten Daten. “Wir werden das Ganze zudem wissenschaftlich begleiten, um nachzuweisen, dass die Zahl der erneuten Frakturen tatsächlich sinkt”, sagt Prof. Roth.

Immer mehr Menschen werden älter als 100 Jahre

Anlässlich des Welt-Osteoporose-Tages am Sonntag, 20. Oktober, verweist Orthopäde Roth ausdrücklich auf die Tatsache, dass Deutschland im europäischen Maßstab das Schlusslicht bilde, was medikamentöse Osteoporose-Behandlungen betreffe. Dabei sei deren Wirksamkeit, Folgefrakturen zu verhindern, wissenschaftlich belegt.

Die Hälfte der in den Industriestaaten nach dem Jahr 2000 geborenen Kinder werde statistischen Schätzungen zufolge über 100 Jahre alt. Dadurch steige zwangsläufig die Zahl der durch Knochenalterung verursachten Brüche. Das Problem sei aber eben, so der UKL-Experte, wenn erst eine Fraktur aufgetreten sei, dann sei das Risiko einer weiteren sehr hoch, vor allem bei der Altersgruppe 70 plus. Die Knochen werden fragiler, bruchanfälliger. Risikofaktoren wie Lebensstil und Lebensbedingungen entfalten stärker ihre Wirkungen.

“Bei einer Wirbelkörperfraktur besteht ein erhöhtes Risiko, in den darauffolgenden drei Jahren eine zweite zu erleiden. Bei einer Schenkelhalsfraktur ist es sogar ziemlich wahrscheinlich, dass es innerhalb eines Jahres wieder geschieht”, nennt Prof. Roth markante Beispiele.

Auch angesichts der demografischen Entwicklung werde es daher immer wichtiger, Weiterbehandlungskonzepte wie FLS für Patienten mit Osteoporose-bedingten Frakturen zu entwickeln. Das Universitätsklinikum Leipzig sieht er dabei auf einem guten Weg.

 

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