Das Childhood-Haus bietet Kindern und Jugendlichen nach traumatisierenden Ereignissen einen Schutzraum, in dem die medizinische und juristische Aufarbeitung von Gewalt- und Missbrauchsfällen so schonend wie möglich erfolgt. Dafür verbindet die am Universitätsklinikum beheimatete Einrichtung ärztliche Untersuchungsräume mit Befragungszimmern. Zur Betreuung eines Falls kommt hier speziell geschultes Personal aus Medizin, Justiz, Polizei und Ämtern zusammen. Das Ziel ist, den Opfern wiederholte Aussagen und Untersuchungen zu ersparen.
Zwölf Monate nach der feierlichen Eröffnung durch Königin Silvia von Schweden, der Gründerin der World Cildhood Foundation, hat sich die Notwendigkeit eines solchen Schutzraumes bestätigt. “Wir sind davon ausgegangen, dass wir etwa 300 Kinder und Jugendliche im Jahr hier betreuen werden”, erklärt Dr. Matthias Bernhard, Oberarzt an der der UKL-Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und ärztlicher Leiter des Childhood-Hauses. “Unsere ersten Erfahrungen bestätigen diese Einschätzung”, ergänzt Dr. Petra Nickel, die psychologische Leiterin. Jede Woche werden mehrere junge Patienten im Childhood-Haus betreut, Tendenz steigend. In 27 Prozent der Fälle handele sich dabei um einen Verdacht auf sexuellen Missbrauch.
Dazu erklärt der sächsiche Staatsminister der Justiz Sebastian Gemkow: “Diese Zahlen belegen wie wichtig das Childhood-Haus ist und sie unterstreichen die Bedeutung eines solchen interdisziplinären und behördenübergreifenden Kompetenzzentrums, in dem Untersuchung, Behandlung und juristische Aufarbeitung miteinander vereint werden.”
Wird ein Fall an das Childhood-Team gemeldet, setzt sich die Kette der eng verbundenen Institutionen zwischen Klinik Ämtern, Gericht und Polizei in Bewegung. An erster Stelle stehen dabei die medizinische Versorgung und damit die Sicherung des körperlichen und seelischen Wohls der Betroffenen. “Das ist möglich, weil das Childhood-Haus in Leipzig erstmals direkt in ein Klinikum integriert wurde,” erklärt Andrea Möhringer, Geschäftsführerin der World Childhood Foundation.
“Das skandinavische Barnahus-Konzept, auf dem wir hier aufgebaut haben, war bisher nicht so direkt an medizinische Strukturen angebunden.” In Leipzig ergab sich die neue Form durch das große Engagement von Prof. Wieland Kiess, der als Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum das Projekt wesentlich ermöglicht hat. “Das war ein großes Glück, denn auf diese Weise haben wir ein Modell entwickelt, um das uns nun andere Länder beneiden”, sagt Andrea Möhringer. In Deutschland hat das Leipziger Modell schon Nachahmer gefunden – vor wenigen Tagen eröffnete das zweite Childhood-Haus in Heidelberg. Auch in Sachsen soll eine zweite Einrichtung in Dresden folgen.
Staatsminister der Justiz Sebastian Gemkow: “Das Staatsministerium der Justiz ist dankbar für Bestrebungen, die gewinnbringende enge örtliche und fachliche Zusammenarbeit auszuweiten. Das Projekt, das den Schutz der schwächsten Mitglieder in unserer Gesellschaft ganz deutlich verbessert, verdient auch künftig die Unterstützung der Sächsischen Staatsregierung.”
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