Die interaktive Ausstellung, die im Rahmen von DOK Leipzig stattfindet, ist vom 29. Oktober bis 2. November 2019 erstmals im Museum der bildenden Künste (MdbK) zu sehen. Die Erfahrungsräume der zwölf New-Media-Arbeiten aus Ländern wie Kenia, Taiwan oder Israel, eröffnen in diesem Jahr Begegnungen mit weniger präsenten Narrativen und Erzählungen abseits der Perspektive der Mehrheitsgesellschaft.
„Wir freuen uns, dass wir mit dem MdbK und Alfred Weidinger auf einen Partner gestoßen sind, der unsere Ideen zu DOK Neuland teilt und in dessen Räumen wir für die Ausstellung gemeinsam die passende Atmosphäre schaffen können”, so Festivalleiterin Leena Pasanen. “Wir sind stolz, dass das Team mit DOK Neuland in den letzten 5 Jahren nicht nur ein regional publikumswirksames Format geschaffen hat, sondern dass auch immer mehr internationale Gäste und Künstler/innen auf die Ausstellung aufmerksam werden und wir so vielseitige internationale Arbeiten zeigen können.“
Die internationalen Arbeiten bieten vielschichtige Perspektiven: ob aus Sicht von körperlich beeinträchtigten Personen (4 FEET: BLIND DATE), als Ayahuasca-Erlebnis, einem bewusstseinserweiternden Trip begleitet von indigenen Shipibo-Schamanen (AYAHUASCA) oder als interreligiöse Begegnung in Jerusalem (THE HOLY CITY). LE LAC reflektiert aus der Sicht des Sees Tschad in Kenia die Schrumpfung seiner lebensspendenden Wassermassen.
In DARK ORIGINS: MEPHISTO gibt es Gelegenheit, in den Lebensraum des Teufelswurms zu reisen. Dieses extremophile Lebewesen, das in tiefsten Gesteinsschichten lebt, beweist, dass die lebendige Weltgemeinschaft größer ist als gedacht. DOK Neuland bewegt sich in diesem Jahr auf eine vielfältige Wahrheit und das Nebeneinander einer Vielzahl von Lebensrealitäten zu. „Wir tauchen dabei nicht in virtuelle Welten ein, sondern verlassen die Matrix in unseren Köpfen“, so Lars Rummel über sein zentrales Anliegen als Kurator des Programms.
Zu all diesen gezeigten Narrativen gehören mitunter auch schmerzhafte Erfahrungen und Ereignisse, wie etwa die Konfrontation mit Polizeigewalt auf dem Maidan in Kiew 2014 (AFTERMATH) oder die Notwendigkeit von „Safe Places“ für afroamerikanische Reisende, thematisiert in einem 360° Film in der inhaltlichen Tradition des „Negro Motorist Green Book“ (TRAVELING WHILE BLACK), einem Überlebensratgeber für afroamerikanische US-Bürger der in den 1930er-Jahren entstand.
Auch Polarisierendes und Gegensätzliches steht auf dem DOK Neuland-Programm. So die Leipziger Arbeit CANDY WORLD, die Zitate und Kommentare aus den hasserfülltesten Ecken des Webs, den Foren 4chan und 8chan, in eine rosafarbene Candy-Crush-Welt transportiert. Und (post-)koloniales Aneignungs-Gebaren, das Welten und Natur erschließt und zerstört, wird in gamifizierter Form in UNCEDED TERRITORIES ausgelotet.
Erlebnisse mit erheblichem Spaßfaktor bietet die Arbeit YOUR SPIRITUAL TEMPLE SUCKS. Angelehnt an das taoistische Ritual der inneren Tempelpflege, nimmt John Hsu die Auswirkungen eines ungepflegten Tempels auf das äußerliche “reale” Verhältnis zur sozialen Umwelt aufs Korn. Und mit HANAHANA FULL BLOOM inszeniert Mélodie Mousset eine Erlebniswelt, in der die Mitspielenden frei von Zwängen eines bestehenden Narrativs Hände und Arme in unterschiedlichen Größen und Farben verflechten und aneinanderbauen können. Ein beinahe unendliches Labyrinth aus Extremitäten entsteht.
Die Gestaltung der Ausstellung übernimmt die Leipziger Künstlerin Paula Gehrmann, die für DOK Neuland eine raum-spezifische Installation zwischen Skulptur und funktionalem Design erschafft.
Erneut wird DOK Neuland von ARTE unterstützt. Neue digitale Technologien für innovative Erzählweisen zu nutzen, ist dem europäischen Kulturkanal ein wichtiges Anliegen. In der Ausstellung zeigt ARTE mit „DER TRAUM DES CESARE“ eine Adaption des bald 100 Jahre alten Klassikers DAS CABINET DES DR. CALIGARI als 360° Film. Das Projekt ist im Auftrag des Goethe Institut Warschau als VR Experience entstanden und ermöglicht die Kulissen und Idee des Stummfilmklassikers von innen heraus virtuell zu erkunden.
DOK Neuland ist zudem Bestandteil des DOK Nachwuchsangebotes und wird in Kooperation mit der SLM realisiert.
Wie in den vergangenen Jahren werden im MdbK auch unser Festivalzentrum, der DOK Film Market und die Get togethers für Fachbesucher/innen angesiedelt sein. In Zusammenarbeit mit DOK Leipzig vergibt die DREFABRIK zum zweiten Mal den DOK Neuland Award für ein herausragendes Projekt der Ausstellung in Höhe von 1.000 Euro. Technikpartner von DOK Neuland ist in diesem Jahr der Tech-Subscription-Service Grover, der bereits seit 2017 digitale Künstler und Creators mit dem Zugang zu technischen Equipment unterstützt.
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