Der Freistaat Sachsen hat weitere Maßnahmen ergriffen, um die Aufbereitung und den Abtransport des von Borkenkäfern geschädigten Holzes aus den Wäldern zu beschleunigen. So hat Umweltstaatssekretär Dr. Frank Pfeil die Industrie- und Handelskammern um eine generelle Freistellung für Arbeiten des Technischen Hilfswerkes (THW) gebeten.
Die Freistellung ist die Voraussetzung für einen Einsatz des THW in den sächsischen Privatwäldern und wird in der kommenden Woche erwartet. Das THW könnte damit Leistungen bei der Borkenkäferbeseitigung übernehmen, da alle Kapazitäten privatwirtschaftlicher Unternehmen auf dem Markt ausgeschöpft sind. Welche kostenpflichtigen Leistungen das THW und seine Ehrenamtlichen anbieten können, ist von den lokalen Ausstattungen abhängig.
Nach Prüfung der angebotenen Flächen durch den Staatsbetrieb Sachsenforst (SBS) stellt die Deutsche Bahn AG auf Bitten des Freistaates Flächen von mehr als 95 000 Quadratmetern zur Verfügung. Die Flächen in den Landkreisen Meißen, Mittelsachsen, Nordsachsen, Zwickau, im Vogtlandkreis und dem Erzgebirgskreis sowie in der Stadt Dresden können zeitweise als Lagerplätze für das aus dem Wald abtransportierte Holz genutzt werden.
Die Bundeswehr hatte den Einsatz von Soldaten im sächsischen Wald um zwei Wochen in den Schwerpunktregionen verlängert. Ein entsprechender Antrag von Staatssekretär Dr. Pfeil an das Landeskommando Sachsen wurde von der Bundeswehr genehmigt. Bereits seit vier Wochen hilft die Bundeswehr dem SBS bei der Bekämpfung des Borkenkäfers. Rund 60 Soldaten unterstützen dabei die Arbeiten in den Forstbezirken Bärenfels, Chemnitz, Marienberg, Eibenstock sowie Neudorf.
Neben der Verlängerung wurde auch der Erweiterung des Aufgabenpaketes zugestimmt: Zusätzlich zu dem händischen Entrinden können die Soldaten nunmehr auch den Wiederaufbau von Wildschutzzäunen übernehmen. Darüber hinaus hat der SBS Forststudenten eine kurzfristige Beschäftigung im Rahmen der Schadholzbewältigung angeboten. Mit 15 Studenten konnten bereits Verträge abgeschlossen werden. Weitere Verträge befinden sich in Verhandlungen.
»Weiterhin können Waldeigentümer und -bewirtschafter Förderungen für Waldschutzmaßnahmen erhalten. Das gilt auch für Träger von überbetrieblich durchgeführten Waldschutzmaßnahmen. Ich werbe intensiv dafür, dass diese Förderung genutzt wird«, so Umweltminister Thomas Schmidt. »Auch im kommenden Jahr wollen wir die Unterstützung der Waldschutzmaßnahmen fortführen. Ich hoffe, dass diese Förderung und das einfache Verfahren noch mehr Waldbesitzer zu eigenem Handeln bewegen. Nur gemeinsam können wir die weitere Ausbreitung der Schadinsekten eindämmen.«
In den vergangenen Wochen hatte die »Interministerielle Koordinierungsstelle Wald« (IMKW) bereits eine Reihe von Regelungen erreicht, die die Borkenkäferbekämpfung beschleunigen sollen. Die IMKW war nach der Sachsenwaldkonferenz vom 16. August 2019 gebildet worden. Sie wird von Staatssekretär Dr. Pfeil geleitet, ihr gehören auch Vertreter der Staatsministerien des Innern, für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, der Finanzen sowie der Sächsischen Staatskanzlei an.
Zu den weiteren bereits getroffenen Regelungen gehören Ausnahmen vom Arbeitsverbot an Sonn- und Feiertagen; Ausnahmen vom Sonn- und Feiertagsfahrverbot für Rundholztransporte; die Erhöhung des zulässigen Gesamtgewichtes von Holztransportfahrzeugen auf bis zu 44 Tonnen; klare Regelungen für die Nutzung landwirtschaftlicher Maschinen, für die eine Steuerbefreiung (grünes Kennzeichen) gilt, auch bei Arbeiten zur Borkenkäferbekämpfung.
Weiterhin wurden die Verkehrsbehörden dahingehend sensibilisiert, dass Anträge auf verkehrsrechtliche Anordnungen für Forstarbeiten an öffentlichen Straßen zur Beseitigung von Borkenkäferbäumen vorrangig bearbeitet werden.
Hintergrundinformationen:
Stürme und Witterungsextreme der vergangenen beiden Jahre haben in Sachsen eine Borkenkäfersituation herbeigeführt, die forsthistorisch beispiellos ist. Die Menge des in ganz Sachsen angefallenen Schadholzes liegt bei rund 5,8 Millionen Festmetern. Das ist dreimal so viel wie nach dem Orkan Kyrill im Jahr 2007 und mehr als doppelt so viel, wie in normalen Jahren jährlich als Holzeinschlag stattfindet (rund 2,3 Millionen Festmeter pro Jahr).
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