Rund 1.600 Zuschauerinnen und Zuschauer haben am 31.8. das Theaterfest am Schauspiel Leipzig unter dem Spielzeitmotto „Miteinander / Ensemble“ besucht und waren vor Ort, um einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, Proben mitzugestalten oder um die Gelegenheit zu nutzen, mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses ins Gespräch zu kommen. Nach diesem gelungenen Start in die neue Spielzeit stehen nun die kommenden Premieren und weitere Formate auf dem Programm, die zum Austausch und zur lebendigen Debatte anregen möchten.
Mit Heinrich von Kleists „Die Hermannsschlacht“ eröffnet das Schauspiel am 3.10. um 19.30 Uhr die Spielzeit auf der Großen Bühne. Erstmals inszeniert der tschechische Regisseur Dušan David Pařízek in Leipzig Kleists viel diskutiertes Werk um den Cheruskerfürsten Hermann, der in seinem Machtkalkül vor keinem noch so abgründigen politischen Winkelzug zurückschreckt.
Den Römern bietet Hermann ein Scheinbündnis gegen die Sueven, denen er zugleich ein Bündnisangebot unterbreitet, um die römischen Truppen in einen Hinterhalt zu locken. So beginnt auch eine Schlacht der politischen Strategien und kalkulierten Worte, an deren Ende ein fragwürdiger Sieger steht. Bereits am 26.9. um 18 Uhr haben Zuschauerinnen und Zuschauer Gelegenheit, einen Einblick in den Probenstand der Inszenierung zu erhalten.
Rund um den Jahrestag der Friedlichen Revolution hat das Schauspiel Leipzig ein Programm zusammengestellt, das mit der Wiederaufnahme der Inszenierung „89/90“ nach dem Roman von Peter Richter beginnt. „89/90“ beschreibt die chaotischen Zustände zur Wendezeit in Dresden. Von der Unschuld des letzten Sommers im Freibad bis zu den Straßenschlachten rund um die deutsche Einheit. Ein Nullpunkt der deutschen Geschichte, in der auch alles hätte anders kommen können.
Die Inszenierung in der Regie von Claudia Bauer wurde eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2017 und wird am 9. & 30.10. um 19.30 Uhr auf der Großen Bühne gezeigt. Ergänzend lesen die Ensemblemitglieder Denis Petković und Tilo Krügel am 23.10. um 17.30 Uhr in der Dauerausstellung des Zeitgeschichtlichen Forums aus Peter Richters Roman.
Die Entwicklungen, die 1989 ihren Anfang nahmen, sind auch Thema der aktuellen Reihe der Expertengespräche, die mit „Dreißig Jahre später“ übertitelt ist. Am 9.10. um 18 Uhr begibt sich Jens Bisky (Süddeutsche Zeitung) ins Gespräch mit dem Historiker Philipp Ther. Dieser schrieb mit dem Buch „Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent“ eine wegweisende Analyse der 89/90er Jahre und ihrer Folgen bis heute: Die Diskrepanz zwischen Land und Stadt, zwischen Aufschwung und Stillstand, zwischen neuem Wohlstand und neuer Armut nahm – so Thers Analyse – auch dort ihren Anfang. Das Gespräch findet in der Diskothek statt, der Eintritt ist frei.
Im Anschluss an die Vorstellung von „89/90“ am 30.10. haben Besucherinnen und Besucher um 22.45 Uhr die Möglichkeit, mit der „Nach(t)führung“ ein neues Angebot am Schauspiel Leipzig wahrzunehmen. In ca. 45 Minuten erleben sie, was hinter den Kulissen geschieht, wenn eine Vorstellung wieder abgebaut wird. Sie erfahren beispielsweise, wie ein Bühnenbild konstruiert ist und welche Gewerke welche Aufgaben haben. „Die im Dunkeln sieht man nicht“, heißt es oft. Das Schauspiel bringt Licht ins Dunkel des Theaters. Für dieses Angebot ist die Platzzahl auf 20 begrenzt. Karten sind im Vorverkauf erhältlich.
Mit der Inszenierung „Die Eisjungfrau“ in der Regie von Stephan Beer feiert am 26.10. um 16 Uhr das diesjährige Familienstück seine Uraufführung. Hans Christian Andersens Märchen lebt von einer ebenso unheimlichen wie poetischen Bilder- und Gefühlswelt. Im Mittelpunkt steht der junge Rudi, der als Kind nur knapp den Fängen der Eisjungfrau entkam.
Als er die schöne Müllerstochter Babette erobern will, muss er eine waghalsige Mutprobe bestehen – doch derweil lauern Naturmächte auf einen Fehltritt von ihm. Es spielen Mitglieder des Ensembles und des Schauspielstudios in der Bühnenfassung von Stephan Beer und Georg Burger. „Die Eisjungfrau“ ist frei für Menschen ab 6 Jahren und wird im November, Dezember und Januar zu sehen sein, an zwei Terminen auch mit Live-Audiodeskription.
Der Berg- und Tagebau hat Landschaft, Menschen und Kulturen im Dienste der Rohstoffgewinnung verändert und Transformationsprozesse angestoßen, die auch vor dem Hintergrund des Klimawandels eine eingehende Betrachtung erfordern. Das Schauspiel Leipzig zeigt mit „Wismut – A Nuclear Choir“, „Gold“ & „Coal“ und „Brennende Erde“ drei Produktionen, die sich auf je unterschiedliche Weise, mit dem Thema beschäftigen.
Am 5.10. um 20 Uhr bringen die Berliner Performancekünstlerin Jule Flierl und die New Yorker Konzeptkünstlerin Mars Dietz in der Residenz die Produktion „Wismut – A Nuclear Choir“ zur Premiere. Diese setzt sich mit der Geschichte des Uranbergbaus im sächsischen Erzgebirge auseinander. In einer chorischen Gruppenperformance werden die Beziehungen von Menschen, Ideologien, Maschinen und Landschaften erforscht. Welche neuen Verbindungen können im Angesicht verstrahlter Landschaft, Gesellschaft und Körper entstehen? Welche zukünftigen ökologisch-sozialen Lebensformen sind hier möglich?
Im Werkstattgespräch „Bergbau Theater“ am 12.10. um 18 Uhr diskutieren die Beteiligten der Produktionen „Wismut – A Nuclear Choir“, „Gold“ & „Coal“ und „Brennende Erde“ über ihre Recherchen. Neben Jule Flierl und Mars Dietz sind auch das Regieteam Hans-Werner Kroesinger und Regine Dura sowie das Performance-Kollektiv Kötter/Israel/Limberg anwesend.
Neben der Wiederaufnahme von „89/90“ (R: Claudia Bauer) und „disko“ (R: Ivan Panteleev) steht auch der sechsstündige Abend „Faust I + II“ (R: Enrico Lübbe) im Oktober wieder auf dem Spielplan. Die Inszenierung erhielt in der Saisonbilanz der Deutschen Bühne eine Nominierung für das innovativste Bühnenformat und in der Zeitschrift Theater heute eine Nominierung für die beste Inszenierung der Saison. Ensemblemitglied Wenzel Banneyer wurde eine Nominierung für seine Interpretation des Faust in der Kategorie „Bester Schauspieler“ zuteil. Faust „I + II“ läuft wieder am 12. & 13.10. um 18 Uhr.
Informationen zum aktuellen Spielplan finden Sie hier
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