Am 28. September ist Welt-Tollwut-Tag. Auch wenn Deutschland seit 2008 als tollwutfrei gilt: Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben weltweit jedes Jahr etwa 60.000 Menschen an der Erkrankung. Mehr als 95 Prozent von ihnen infolge von Hundebissen in Afrika und Asien.
Nur Impfungen können helfen, Mensch und Tier zu schützen. Prof. Bernhard Ruf, Chefarzt der Klinik für Infektiologie/Tropenmedizin, Nephrologie und Rheumatologie berät mit seinem Team im Zentrum für Reise- und Tropenmedizin am Klinikum St. Georg Patienten zu Risikoländern und führt Impfungen durch.
Tollwut ist eine virusbedingte Erkrankung, deren Erreger durch infizierte Tiere über deren Speichel bei Bisswunden und durch Kratzwunden auf den Menschen übertragen werden kann. Das Tollwutvirus wird vor allem von Hunden (ca. 95% aller Fälle) und hundeartigen Tieren übertragen. Die Übertragung durch Katzen ist ebenfalls möglich.
„Ist die Krankheit einmal ausgebrochen, verläuft sie fast immer tödlich. Sie ist vor allem in Ländern der 2. und 3. Welt eine ernstzunehmende Krankheit, der pro Jahr mehrere zehntausend Menschen zum Opfer fallen, davon 60 % in Asien und 36 % in Afrika. Indien ist das Land mit den meisten tollwutbedingten Todesfällen, es hat 35 % aller Fälle weltweit. Tatsächlich ist die Zahl wahrscheinlich wesentlich höher“, konstatiert Prof. Ruf die aktuelle Lage.
Die Gefahr, sich in Deutschland mit dem Tollwutvirus zu infizieren, ist außerordentlich gering. Zwischen 1977 und 2000 wurden in Deutschland fünf Fälle von Tollwut diagnostiziert, wovon drei Infektionen im Ausland erworben wurden. Der letzte Tollwutfall in Deutschland trat 2007 auf; der Patient hatte sich die Infektion bei einem Aufenthalt in Marokko zugezogen.
Durch Bekämpfungsmaßnahmen wie zum Beispiel der Schluckimpfung von Füchsen ist es zu einem Verschwinden der Krankheit bei am Boden lebenden Tieren in Mittel- und Westeuropa gekommen. Im Jahr 2006 konnte der letzte Tollwutfall bei einem Fuchs nachgewiesen werden. Auch die letzten in Europa aufgetretenen Tollwutfälle waren alle Folgen von bei Reisen außerhalb Europas erworbenen Infektionen.
Im Gegensatz zu den terrestrischen Überträgern sind Fledermäuse sehr wohl noch Träger des Virus, ohne selbst zu erkranken. Die letzte bekannte Übertragung in Westeuropa wurde in Schottland 2002 beobachtet. Häufiger sind dagegen Übertragungen des Tollwutvirus durch Fledermäuse in den USA, Australien und Lateinamerika.
„Die Krankheit ist durch Impfung zu verhindern. Diese schützt zuverlässig bei Exposition und ist gut verträglich. Die Tollwutimpfung ist daher wichtiger Bestandteil jeder Reiseberatung bei Reisen in entsprechende Risikogebiete. Auch nach dem Biss durch ein verdächtiges Tier ist eine sogenannte Post-Expositionsprophylaxe möglich, bei der durch Impfungen und Gabe von Immunglobulinen eine Ausbreitung der Krankheit beim Infizierten verhindert werden kann. In Deutschland besteht in besonderen Fällen eine Impfindikation nach einem Fledermausbiss“, fasst Experte Ruf zusammen.
Im Zentrum für Reise- und Tropenmedizin werden Reisende bzw. Erkrankte auf ambulanter Basis in allen Fragen der Erkennung, Behandlung und Vorbeugung von Infektionskrankheiten behandelt. Die integrierte Impfambulanz hält alle derzeit verfügbaren Impfungen gegen einheimische und tropische Infektionen vor. Ebenso werden Tropentauglichkeitsuntersuchungen durchgeführt.
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