Die Klinik für Kardiologie im Klinikum St. Georg in Leipzig wendet seit September 2019 eine effektivere und schonendere Technik an, um Patienten mit einer Öffnung zwischen den beiden Herzvorhöfen zu behandeln. In der Operation mit dem speziellen Noble-Stitch-Verfahren wird die Öffnung effektiv verschlossen und das Risiko, nach einem ersten Schlaganfall weitere zu erleiden, deutlich minimiert.
Bei gut einem Viertel der Menschen verschließt sich der kleine offene Kanal zwischen dem rechten und linken Vorhof des Herzens nach der Geburt nicht selbstständig, sondern bleibt bestehen. Viele Betroffene wissen jedoch gar nicht, dass sie unter diesem Herzfehler leiden, dem sogenannten persistierenden Foramen ovale (PFO). Denn meist ist diese kleine Öffnung harmlos und hat keine Auswirkungen auf die Lebensqualität der Personen.
„Allerdings besteht bei manchen Menschen mit diesem Herzfehler die erhöhte Gefahr, dass ein Blutgerinnsel durch diese Öffnung in die linksseitigen Herzhöhlen gelangt (paradoxe Embolie), von dort ins Hirn weiterwandert und einen Schlaganfall auslöst“, erläutert Dr. Norbert Klein, Leiter der Abteilung für Rhythmologie und invasive Kardiologie am Klinikum St. Georg.
Schlaganfallprophylaxe durch interventionellen PFO-Verschluss
Das Schlaganfallrisiko bei Patienten mit PFO lässt sich reduzieren, indem entweder durch entsprechende Medikamente die Entstehung von Blutgerinnseln gehemmt wird oder wenn keine andere Ursache für den Schlaganfall gefunden werden konnte, den Durchgang zu verschließen.
„Für die herzchirurgische Variante muss allerdings zuerst der Brustkorb geöffnet und das Herz angehalten werden, weshalb bei den meisten Patienten daher heute der Eingriff mittels eines interventionellen Eingriffs über die Leistenvene durchgeführt wird. Bisherige Verfahren beinhalteten die Implantation eines Schirmchens aus Nitinol (Metalllegierung), welches dann den Durchgang von beiden Seiten verschließt.
Schonende und schmerzlose „Noble-Stitch“ Methode
Das Noble-Stitch-Verfahren ist für den Verschluss des persistierenden Foramen ovale eine schnelle und äußerst effektive Option. Anstatt der Implantation eines Schirmchens über die Leiste erfolgt durch das neue Verfahren lediglich eine Naht der beiden Septumanteile. Die Vorhofscheidewand wird damit zusammengenäht, wie es die chirurgische Methode ebenfalls ermöglich. Nur wird anstatt den Brustkorb zu eröffnen, lediglich die Vene in der Leiste punktiert.
„Das Nobel-Stitch Verfahren ist schonender, weniger invasiv und schmerzlos. Die Patienten erholen sich schnell nach dem Eingriff, der lediglich einen kleinen Faden als Verschlussmechanismus hinterlässt. Vorteil ist, dass kaum Material im Patienten verbleibt, was bei unserer Patientin wegen einer Nickelallergie hätte problematisch werden können. In der Regel können Patienten am Folgetag der OP nach Hause gehen“, erklärt Dr. Klein.
Über einen Katheter werden die beiden Seiten des Kanals mit zwei Polypropylenfäden zusammengezogen und mit einem Knoten verschlossen. „Eine simple, aber äußert effektive Nahttechnik. Alles in Allem dauert der Eingriff etwa 30 Minuten“, bringt es Dr. Klein auf den Punkt. Die Vorteile der Nahttechnik liegen auf der Hand: Der Knoten bleibt außerhalb des linken Vorhofes, endet also auf der rechten Herzseite, sodass nun Embolien vermieden werden. Und im Gegensatz zur „Schirmchen“-Operation bleibt auch kein Fremdkörper auf der linken Herzseite zurück, der potenziell die Gerinnselbildung begünstigen, Vorhofflimmern auslösen oder angrenzende Strukturen wie die Hauptschlagader verletzen könnte.
Am 12.09. fand die erste Operation im Klinikum an einer 38-jährigen Patientin statt, dies im Beisein von Prof. Anthony Nobles (Fountain Valley, California), dem Erfinder dieser Methode. „Unsere Kardiologie hat sich über die letzten Jahrzehnte enorm entwickelt und wurde immer weiter ausgebaut. Neue Methoden und Verfahren zu implementieren ist deshalb unerlässlich, um unseren Patientinnen und Patienten modernste Medizin bieten zu können. Die erste Operation verlief ohne Probleme und unsere Patientin konnte, wie erwartet, am nächsten Tag das Klinikum verlassen. Die nächsten Eingriffe mit der neuen Methode werden schon geplant“, fasst Geschäftsführerin Dr. Iris Minde zusammen.
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