Mit den weitgehend friedlichen Revolutionen in Mittel-Ost-Europa endete vor 30 Jahren die Macht der kommunistischen Diktatur und es begann der Aufbau demokratischer Strukturen. Alle vorherigen Versuche waren gescheitert, so wie der Prager Frühling 1968. Anlässlich dessen Jahrestages, am Mittwoch, den 21. August 2019, geht eine Podiumsdiskussion mit zwei Buchvorstellungen u.a. der Frage nach, welche Auswirkungen die über mehrere Jahrzehnte andauernde Diktaturerfahrung auf die Menschen und die Gesellschaft bis heute hat.
Es diskutieren Antje Hermenau, Landesgeschäftsführerin der Freien Wähler in Sachsen, Frank Richter, Kandidat der SPD für den Sächsischen Landtag, und Eckhard Jesse, Extremismusforscher. Der Eintritt zur Veranstaltung im ehemaligen Stasi-Kinosaal der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ um 19.00 Uhr ist frei.
Im kommunistischen Machtbereich kam es bis 1989 immer wieder zu Aufständen und Versuchen, den Sozialismus zu reformieren und demokratische Strukturen einzuführen. Nach dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953 und dem Aufstand von 1956 in Ungarn wurde der „Prager Frühling“ im Frühjahr 1968 in der CSSR am 21. August 1968 gewaltsam durch den Einmarsch von Truppen des Warschauer Pakts niedergeschlagen.
Truppen der NVA der DDR durften sich nicht daran beteiligen, lagen aber teilweise in Grenznähe in Bereitschaft. Es war nach 1953 und 1956 der dritte große Versuch, Reformen durchzusetzen. In der Bevölkerung der DDR war die Hoffnung gewachsen, dass sich auch hier Freiheit und Demokratie durchsetzen können. 1981 verhängte Polen das Kriegsrecht, um die Demokratiebewegung von Solidarnocz zu zerschlagen. Die Hoffnungen der Bevölkerungen konnten jedoch erst mit den friedlichen Revolutionen von 1989 erfüllt werden.
Politiker stellen neue Bücher vor und diskutieren mit Extremismusforscher
Die Niederschlagung des Prager Frühlings im Jahr 1968 jährt sich am 21. August 2019 bereits zum 61. Mal. Anlässlich dessen lädt die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „Ansichten aus der Mitte Europas – Gehört Sachsen noch zu Deutschland?“ ein. Mit dem Jahr 1968 verbinden die Westdeutschen etwas völlig anderes als die Ostdeutschen.
Die Nachwirkungen des Jahres 1968 sind folglich in Mittel- und Osteuropa grundsätzlich andere. Zu den Gesprächsteilnehmern gehören Antje Hermenau, ehem. Politikerin von Bündnis 90/Die Grünen und heute parteilose Landesgeschäftsführerin der Freien Wähler in Sachsen, Frank Richter, Bürgerrechtler, Theologe, ehem. CDU-Mitglied und heutiger parteiloser Kandidat für die SPD für den Sächsischen Landtag, sowie Eckhard Jesse, emeritierter Politikwissenschaftler an der TU Chemnitz und Extremismusforscher.
Sie sprechen über die Frage, was die über mehrere Jahrzehnte andauernde Diktaturerfahrung mit den Menschen gemacht hat, ob die über mehrere Generationen hinweg weitergegebenen Erfahrungen noch heute Wirkung zeigen und damit auch über den Erfahrungshorizont, auf den heute linksextreme und rechtsextreme Ideologien treffen. Die Sachsen erlebten von 1933 bis 1989 in unmittelbarer Folge schließlich zwei Diktaturen. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und dessen Verbrechen hat es in der DDR nie gegeben.
Der Titel der Veranstaltung ist zusammengesetzt aus aktuellen Buchtiteln von Antje Hermenau („Ansichten aus der Mitte Europas. Wie Sachsen die Welt sehen“) und Frank Richter („Gehört Sachsen noch zu Deutschland? Meine Erfahrungen in einer fragilen Demokratie“). Zunächst lesen beide einige Kernthesen aus ihren Publikationen.
Danach folgt die Debatte im Podium und anschließend mit dem Publikum. Die Moderation übernimmt Reinhard Bohse vom Bürgerkomitee Leipzig. Er hat 1989 das Neue Forum mitbegründet und war nach 1990 Mitglied vom Bündnis 90/Die Grünen in Sachsen und gehört seit 2018 zu den Freien Wählern in Sachsen.
Veranstaltungsort: ehem. Stasi-Kinosaal der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“. Eintritt frei.
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