Otto Markgraf von Meißen hat Leipzig etwa 1165 das Stadtrecht verliehen und das Marktprivileg erteilt – dies belegt der so genannte Stadtbrief. Die entsprechende Urkunde aus der Zeit um 1215 befindet sich nun wohlbehalten im neuen Stadtarchiv; nach einem Transport quer durch Leipzig, von Volkmarsdorf ins Zentrum-Südost. Mit der Verlagerung der städtischen Urkunden aus dem 12. bis 19. Jahrhundert beginnt die finale Phase des Umzugs auf die Alte Messe. Die feierliche Eröffnung des neuen Hauses durch Oberbürgermeister Burkhard Jung ist für den 22. Oktober geplant.
Die ehemalige Halle 12 wurde 1923/24 als Ausstellungsfläche für die Maschinenbauindustrie errichtet. Seit 2016 ist hier nach den Plänen der Büros Pfau Architekten + F29 Architekten GmbH Dresden ein moderner Archivbau entstanden. Verwaltungsbürgermeister Ulrich Hörning erklärt: „Mit den neuen Räumen heben wir unser Stadtarchiv nunmehr auch räumlich dahin, wo es fachlich bereits angekommen ist: in die erste Liga der Kommunalarchive. Es steht nicht nur ausreichend Raum zur Archivierung unseres Stadtgedächtnisses zur Verfügung, sondern auch, um die digitale Zukunft des Archivwesens anzugehen und die Stadtgeschichte erlebbar zu machen.“
Etwa 8.200 Quadratmeter bieten Platz für rund 20 Regalkilometer Archivgut. Es ist ein Magazin-Zweckbau, der den optimalen Erhalt des Archivguts sichert und zudem ausreichend Reserven für die kommenden Jahre bietet. „10 Jahre Arbeit für einen neuen Standort des Stadtarchives liegen hinter uns“, ergänzt der Leiter des Hauptamtes, Dr. Christian Aegerter. „Dank der konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Stadtrat und der LEVG als Vermieter haben wir ein städtebauliches Kleinod und ein markantes Gebäude reaktiviert.“
Der Bau hat eine so genannte Passiv-Klimatisierung, eine Doppelschalenwand sowie Luftpuffer sorgen also dafür, dass externe Temperaturschwankungen abgefedert werden und das Raumklima konstant bleibt. Auch das fragile Pergament des Stadtbriefs wird bei etwa 20 Grad und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 55 Prozent in einer Schutzkassette gelagert – wie schon am alten Standort liegt diese in einem Archivschrank aus Massivholz, den der erste Stadtarchivdirektor Gustav Wustmann 1886 anfertigen ließ.
Die Mitarbeiter haben im neuen Gebäude offenere, hellere Büros, die zweckmäßiger angeordnet sind. Die Werkstatt bietet mit einer Nassstrecke sowie einem Trockenbereich optimale Bedingungen für die Restauratoren. Für die Nutzer sind 36 Arbeitsplätze im Forschungssaal vorhanden, diese sind moderner ausgestattet – etwa durch die W-Lan-Anbindung.
Der alte Standort auf der Torgauer Straße 74 muss zum Ende des Monats Juli beräumt sein, das Archivgut und alle Mitarbeiter sind bereits seit Ende Juni am neuen Standort angekommen. Im Sommer stehen die Nacharbeiten auf der Alten Messe an, Archivkisten müssen sortiert und verräumt sowie die Arbeitsabläufe an das neue Haus angepasst werden. „Der Umzug verläuft bisher reibungslos. Wir sind im Plan dank des Zusammenspiels aller Beteiligten, der Mitarbeiter und der Umzugsfirma“, sagt Archivdirektor Dr. Michael Ruprecht
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