Für Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen verbessert sich jetzt in der Region Weißwasser die Versorgung deutlich. Der niedergelassene Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie Dr. Reinhard Martens mit Hauptsitz in Pirna hat in Weißwasser eine ambulante Zweigpraxis eröffnet.
„Das Projekt ist eines der ersten, das in der Modellregion Weißwasser gestartet werden kann. Der Start ist ein Verdienst des Zusammenwirkens der Mitglieder des Gemeinsamen Landesgremiums und geht auf die Initiative der Techniker Krankenkasse zurück. Gemeinsam gehen alle Krankenkassen in Sachsen und die Kassenärztliche Vereinigung (KV) mit diesem innovativen Projekt voran. Dass das unter meinem Vorsitz gelungen ist, darauf bin ich wirklich stolz.
Wir brauchen neue Lösungsansätze, um die medizinische Versorgung insbesondere in unterversorgten Gebieten sicherzustellen. Besonders innovativ ist, dass das Konzept mit einer telemedizinischen Komponente verbunden ist. Dies trägt dazu bei, dass mehr Kinder und Jugendliche mit psychiatrischen Erkrankungen im Raum Weißwasser in hoher Qualität ambulant versorgt werden können“, sagt Sachsens Gesundheitsministerin Barbara Klepsch.
Mit einem Versorgungsgrad von 41 Prozent ist die Region deutlich unterversorgt. Für Termine beim ambulanten Kinder- und Jugendpsychiater haben Patienten bisher sehr weite Wege in Kauf nehmen müssen. Das ändert sich jetzt.
“Den Facharztmangel gleichen wir mit einem neuen anspruchsvollen Betreuungskonzept aus, indem wir in der Kinder- und Jugendpsychiatrie erstmalig telemedizinische Möglichkeiten nutzen und mit weitgehender Delegation ärztlicher Leistungen verbinden”, betont Simone Hartmann, Leiterin der Arbeitsgruppe, bestehend aus Sozialministerium, gesetzlichen Krankenkassen, KV, Landesärztekammer und Krankenhausgesellschaft Sachsen. Sie würdigt das außerordentliche Engagement von Dr. Reinhard Martens, der Kassen und KV sofort für seinen Lösungsvorschlag gewinnen konnte. Die Umsetzung ist inzwischen in einem Vertrag zur besonderen Versorgung besiegelt.
Dr. Reinhard Martens, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie: „Moderne Kinder- und Jugendpsychiatrie kann bei der Mehrzahl der erkrankten Kinder und Jugendlichen ambulant und ohne den Einsatz von Medikamenten erfolgen. Dafür benötigen wir aber individuell abgestimmte Behandlungsangebote, die für alle Familien erreichbar sind.
Es ist sensationell, dass die Kassenärztliche Vereinigung und die Krankenkassen in Sachsen dieses deutschlandweit einmalige Modell gemeinsam mit mir entwickelt haben und mir die Nutzung modernster zertifizierter Technologie ermöglichen. Damit können wir mit unserem Team viel mehr Familien schnelle und effektive Hilfe anbieten“.
Das Projekt beinhaltet die Delegation fachärztlicher Leistungen auf hochqualifizierte Therapeuten in Weißwasser, mit denen Dr. Reinhard Martens von Pirna aus über jederzeit verfügbare Videokonferenzen in Verbindung steht. Mit den Patienten tauscht sich der Arzt auch per therapeutisch assistierter Videosprechstunde aus, wobei der erste Kontakt immer persönlich stattfindet.
Diese neue Praxisorganisation entlastet den Arzt und ermöglicht ihm, zusätzliche Patienten ambulant in der Zweigpraxis zu behandeln. Das multiprofessionelle Team besteht neben Dr. Martens aus Therapeuten mit medizinischen, therapeutischen oder sozialwissenschaftlichen Studienabschlüssen oder Zusatzqualifizierungen sowie langjährigen praktischen Erfahrungen.
Auf diesem hohen Qualifikationsniveau verfügt das Fachpersonal über die Kompetenz, dem Facharzt die Betreuungsleistungen weitgehend abzunehmen und die Patienten intensiv im Verlauf der Behandlung zu begleiten. Die Therapeuten bereiten das Arztgespräch unter Einsatz von Fragebogentests vor, erklären den Patienten und Eltern die Behandlungsschritte oder betreuen sie direkt im familiären und sozialen Umfeld. Die Behandlung obliegt selbstverständlich weiterhin dem Arzt, der über eine telemedizinische Plattform die Therapie parallel verfolgt und sich sofort einschalten kann.
Bei schwer kranken Patienten mit erheblichen psychosozialen Einschränkungen sind im Rahmen der Intensivtherapie gerade Besuche im häuslichen oder schulischen Umfeld und häufigere Kontakte in allen Lebensbereichen (Familie, Kindergarten, Schule, Ausbildung, Freundeskreis u.a.) besonders wichtig.
Mit ihren spezifischen beruflichen Kompetenzen und ihrer intensiven Vernetzungsarbeit tragen die Therapeuten maßgeblich dazu bei, die Kinder und Jugendlichen sowie deren familiäres Umfeld im Umgang mit der Erkrankung zu stärken. In Krisensituationen steht der Arzt den Patienten mit seiner Expertise persönlich zur Verfügung.
Der Einsatz moderner Telemedizin ermöglicht es, die Patientenbetreuung auch in unterversorgten Gebieten wohnortnah sicherzustellen. Der Facharztstandard sowie das Tandem aus Mediziner und Therapeuten gewährleisten die hohe Qualität des Projektes.
Hintergrund:
Das Projekt ist auf die Modellregion Weißwasser zugeschnitten. Hier besteht im Facharztbereich der Kinder- und Jugendpsychiater eine Unterversorgung. Das Gemeinsame Landesgremium nach § 90a SGB V aus sächsischem Sozialministerium und Partnern der Selbstverwaltung hat deshalb Modellregionen in Sachsen ausgewählt und sieben Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen Arbeitsaufträgen zur Verbesserung der medizinischen Versorgung eingesetzt.
Statements der beteiligten Vertragspartner:
Rainer Striebel, Vorstand der AOK PLUS: „Dieses Projekt zeigt, dass es mit Hilfe ausgereifter telemedizinischer Ansätze möglich ist, fachärztliche Versorgung im ländlichen Raum anzubieten – und das sogar für Erkrankungen, die sehr gesprächsintensive und häufige Patientenkontakte erfordern. Wir freuen uns sehr, dass wir unseren Versicherten dieses neue Versorgungskonzept aufgrund des hohen persönlichen Engagements von Herrn Dr. Martens und seinem Praxisteam in der Region Weißwasser anbieten können.“
Dr. Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der Barmer Sachsen: „Die ärztliche Versorgung im Freistaat muss durch neue und moderne Wege gestärkt werden. Hier geht Dr. Reinhard Martens als Pionier beispielgebend voran. Sein engagierter, anpackender Einsatz für das nun startende Projekt ist wegbereitend für Sachsen.“
Christine Enenkel, Leiterin der Landesvertretung der DAK-Gesundheit Sachsen: „Durch die Nutzung der Telemedizin können Ärzte ihre Praxisabläufe insbesondere bei Betreuungsleistungen optimieren. So bleibt mehr Zeit für die kleinen Patienten, die auf den direkten Arztkontakt angewiesen sind und nun einen zeitnahen Zugang bekommen.“
Sven Hutt, Landesgeschäftsführer IKK classic in Sachsen: „Wir freuen uns, dass für die psychiatrische Versorgung von Kindern und Jugendlichen in der Region Weißwasser diese innovative Lösung gefunden werden konnte. Dank des geschaffenen Netzwerkes hochqualifizierter Therapeuten vor Ort, die mittels moderner telemedizinischer Möglichkeiten jederzeit in den Austausch mit dem Facharzt Dr. Martens treten können, wird die fachärztliche Versorgung vor Ort bei hoher Qualität deutlich verbessert.“
Silke Heinke, Leiterin Landesvertretung Sachsen des Verbandes der Ersatzkassen e. V. (vdek): „Nur wenn wir auch neue Ideen zulassen, werden wir die Probleme der ärztlichen Versorgung auf dem Land in den Griff bekommen. Die enge Kooperation von Krankenkassen, Kassenärztlicher Vereinigung und des beteiligten Arztes lässt hoffen, dass künftig auch anderswo Innovationen schneller an den Start gehen.“
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