Der Hebammenmangel in den Kliniken stellt eine reale Bedrohung für die geburtshilfliche Versorgung in den Krankenhäusern dar. Die Akademisierung des Hebammenberufs ab 2020 wird das Berufsbild verändern und bringt neue Chancen, aber auch neue Herausforderungen. Darauf verweisen Vorstand und Geburtsmediziner des Universitätsklinikums Leipzig (UKL) und plädieren für den zwingenden Erhalt der Hebammenausbildung in Leipzig.
Klinikum und Medizinische Fakultät entwickeln derzeit ein Konzept zur Einrichtung eines Studiengangs “Hebammenwissenschaft”. Seitens des Landes Sachsen wird hierfür die notwendige finanzielle Unterstützung erwartet.
“Weil sich die Landesregierung noch nicht festgelegt habe, muss unsererseits das Projekt einer akademischen Hebammenausbildung in Leipzig mit Nachdruck vorangetrieben werden”, sagt Prof. Holger Stepan, Direktor der Abteilung Geburtsmedizin. Ein Scheitern dieses Projektes würde bedeuten, dass es in Leipzig ab dem kommenden Jahr keine Hebammenschülerinnen mehr geben würde. “Doch ein Land wie Sachsen braucht Standorte, an denen Hebammen ausgebildet werden”, betont Prof. Stepan.
“Der Mangel an Geburtshelferinnen ist ein Thema, das wir sehr ernst nehmen. Für die Zukunft ist es daher unerlässlich, dass wir die akademische Ausbildung ab 2020 anbieten, gerade in einer wachsenden Stadt wie Leipzig mit steigenden Geburtenzahlen”, erklärt Prof. Michael Stumvoll, kommissarischer Medizinischer Vorstand des UKL, “Klinikum und Medizinische Fakultät sind gern dazu bereit und entschlossen, dies zu tun”. Doch die Einrichtung eines neuen Studiengangs koste erst einmal auch Geld: “Wir können viel, aber nicht alles selbst übernehmen und sehen hier das Land Sachsen in der Pflicht”, so Prof. Stumvoll.
Bei aller Sorge überwiegt bei den Verantwortlichen am UKL dennoch der Optimismus: “Letztendlich gehen wir davon aus, dass wir die nötige finanzielle Unterstützung erhalten werden und dass es zwei Standorte für den Studiengang geben wird: Leipzig und Dresden”, betont der kommissarische Medizinischer Vorstand des UKL.
Wegfall der Ausbildung hätte “dramatische Folgen”
“Im Moment haben wir die Situation relativ gut im Griff”, beschreibt Prof. Stepan die aktuelle Lage am UKL. 27 Hebammen arbeiten derzeit in den Kreißsälen. Bei durchschnittlich acht Entbindungen pro Tag kann in der Regel eine 1:1-Betreuung im Kreißsaal sichergestellt werden, nur in Ausnahmefällen betreut eine Hebamme zwei Entbindungen am Tag. “Doch das ist keine Selbstverständlichkeit, darauf ruhen wir uns nicht aus, zumal gerade auch ein gewisser Generationswechsel ansteht”, erläutert er.
Falle die Hebammenschule weg, hätte das “dramatische Folgen” für das UKL, schildert der Geburtsmediziner: “Die Schülerinnen unserer Medizinischen Berufsfachschule helfen im Kreißsaal, und wir übernehmen so viele Absolventinnen wie möglich. Einen eventuellen Wegfall würden wir sehr spüren.”
Ab 2020 müsse es, so der UKL-Experte, einen exzellenten Studiengang Hebammenwissenschaft geben. “Denn dort bilden wir auch unseren eigenen Nachwuchs aus, denn etliche der Absolventinnen fühlen sich dem UKL verbunden und wollen dann hier arbeiten”, betont Stepan.
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