Gemeinsam mit der Republik Polen und der Tschechischen Republik plant der Freistaat Sachsen das Wiederaufleben der Rollenden Landstraße (RoLa). Via Bahn sollen Lastkraftwagen, welche vor allem im transeuropäischen Verkehr Güter transportieren, durch Sachsen rollen – die Umwelt und die Autobahnen entlasten.
Vor allem auf der Bundesautobahn 4 – zwischen dem Autobahndreieck Nossen und dem Autobahndreieck Dresden-Nord sowie östlich von Dresden – führt das zunehmende Lkw-Aufkommen immer öfter zu zähflüssigem Verkehr und Staus. Neben dem bereits beim Bund beantragten Ausbau der A 4 setzten sich Verkehrsminister Martin Dulig und das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr seit Jahren mit Nachdruck für die Verlagerung von mehr Güterverkehrsanteilen auf die Schiene ein.
Sowohl auf seinen Auslandsreisen nach Polen (Breslau) als auch nach Tschechien (Prag) besprach Minister Dulig die Lösungsmöglichkeit einer Rollenden Landstraße und stieß bei den Partnern in den Nachbarländern auf offene Ohren und Unterstützung. Ein vertiefendes Gespräch mit den politischen Partnern wird es am Rande der gemeinsamen Kabinettssitzung in Breslau am 28. Mai geben.
„Wichtig ist, dass wir über unsere Grenzen als Freistaat hinaus denken“, so Martin Dulig. „Eine Rollende Landstraße wird nur funktionieren, wenn die Lkw-Fahrer diese gleichzeitig für Pausen oder zum Schlafen nutzen können. Dies heißt, wenn Transporte von den Häfen im Norden in den Süden Europas gehen, können die Laster mehr oder weniger direkt vom Schiff auf Züge verladen werden und diese erst in Ungarn, der Ukraine oder Italien wieder verlassen. Es sind damit nicht nur Rollende Landstraßen, sondern vor allem auch Rollende Pausen. Ich war mir auf meinen Besuchen mit dem Breslauer Wojewoden und dem tschechischen Verkehrsminister einig, dass wir nur gemeinsam das Problem des zunehmenden Lasterverkehrs auf unseren Autobahnen in den Griff bekommen. Denn wir haben als Transitländer alle die gleichen Probleme.“
Gemeinsam mit Vertretern der Deutschen Bahn, des Transportgewerbes, von Speditionen sowie den Industrie- und Handelskammer hat das SMWA daher im August 2018 eine Arbeitsgruppe gegründet, die die Reaktivierung einer „Rollenden Landstraße“ in Richtung Polen untersuchen soll, nicht zuletzt um die A4 zu entlasten.
Entscheidend für die Verknüpfung der Verkehrsträger Straße und Schiene sind folgende Rahmenbedingungen:
*eine ausreichend lange Strecke, um z. B. auch die Ruhezeiten für die Lkw-Fahrer zu nutzen und in dieser Zeit den Transport auf der Schiene durchzuführen
*die Schnittstellen zwischen Autobahn und Eisenbahn mit kurzen Wegen zum Terminal
*Bedienungshäufigkeit, Wartezeiten, Be- und Entladezeiten
*Kosten, die durch EU- und Bundesförderprogramme aufgefangen werden könnten
Die Arbeitsgruppe hat sich auf die Erstellung einer Machbarkeitsstudie verständigt. Die Untersuchung wird beleuchten, wie hoch der Anteil der Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene einzuschätzen ist. Die Ergebnisse sollen ab Ende September 2019 vorliegen. Darüber hinaus setzt sich die Studie mit weiteren, zentralen Herausforderungen auseinander:
* Verfügbarkeit <bzw. Anschaffung geeigneter Wagen,
* Auswahl leistungsfähiger Be- und Entladeterminals sowie
* Erstellung eines wirtschaftlichen Betriebskonzeptes.
Einen Schritt weiter ist die Arbeit bereits auf der Niederschlesischen Magistrale: Mit der Fertigstellung des von Sachsen mitfinanzierten zweigleisigen Ausbaus und der Elektrifizierung zwischen Knappenrode und Horka sind seit dem 3. Dezember 2018 die infrastrukturellen Voraussetzungen geschaffen, um die Verlagerung des Transitgüterverkehrs auf die Schiene zu verbessern.
Gemeinsam mit Polen – polnischen Instituten und der AG RoLa – werden bereits mögliche Standorte für Terminals gesucht, welche sich in Autobahnnähe befinden sollten. Auch die Verfügbarkeit von entsprechenden Waggons und Verladetechnik sowie ein betriebswirtschaftliches Konzept und mögliche Förderung durch die Länder werden thematisiert.
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