Seit 2014 wandelt sich die Alte Spitzenfabrik, am Muldenufer im sächsischen Grimma gelegen, von einer abrisswürdigen Industrieruine zu einem florierenden jugendkulturellen Hotspot. Das darin angesiedelte Projekt der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, das „Dorf der Jugend“, findet nicht nur innerhalb der städtischen Jugend, sondern ebenso weit über das Stadtgebiet hinausgehend, Anklang. Die Verleihung des taz. Panterpreises oder der Goldenen Henne an das Projekt zeigt dies exemplarisch.

Es könnte bald vorbei sein

In der letzten Woche wurde nun klar, dass der Fortgang des Projektes in Gefahr ist. Der Trägerverein des Projektes hatte sich um eine Anerkennung als freier Träger der Jugendhilfe bemüht, jedoch wurde der Antrag von dem zuständigen Jugendamt abgelehnt. Die Arbeit vor Ort wird nun schon seit mehr als einem halben Jahr erschwert und dies ist nun ein weiterer Tropfen in das überlaufende Fass.

Im Spätsommer letzten Jahres wurde bereits versucht, neben der einen geförderten Fachkraftstelle, zwei weitere Sozialarbeiter*innen einstellen zu können und dafür weitere Förderung zu bekommen. Das Projekt hat mittlerweile ein qualitatives, sowie quantitatives Ausmaß angenommen, welches mit nur einem hauptamtlich beschäftigten Menschen nicht mehr leistbar ist. Es arbeitet aktuell nur ein Sozialarbeiter im Projekt, jegliche andere Arbeit wird ehrenamtlich durch die im Projekt engagierten Jugendlichen übernommen.

Dem Anspruch, fachlich fundierte Offene Kinder- und Jugendarbeit weiterhin zu betreiben, kann unter diesen Bedingungen nicht nachgekommen werden. Weiterhin gibt es in Grimma sonst kaum weitere Angebote, die an die Bedürfnisse von jungen Menschen zwischen 14 und 27 Jahren angepasst und für diese Altersgruppe von Interesse sind. Wäre der Träger des Projektes anerkannt worden bestünde die Möglichkeit, eine langfristige und stetige staatliche Förderung oder Zugang zu anderen, nichtstaatlichen Förderungen, zu erhalten

Das Problem

Die Anerkennung als freier Träger wurde aus vermeintlich fachlichen, sowie formalen Gründen versagt, die einerseits aus theoretischer Sicht der Sozialen Arbeit wiederlegbar und andererseits juristisch angreifbar sind. Viel mehr erscheint es so, dass bewusst und immer wieder an den Haaren herbeigezogene Gründe vorgebracht werden, um davon abzulenken, dass im Kern ein persönliches Problem mit dem angestellten Sozialarbeiter Tobias Burdukat sowie mit der klaren politischen Haltung der im Projekt engagierten Jugendlichen vorliegt.

Gegensätzlichkeit und Enttäuschung

Das Projekt „Dorf der Jugend“ wird dauerhaft als „Leuchtturmprojekt“ mit sachsen- sowie bundesweiter Relevanz bezeichnet und gewürdigt, dennoch scheint es aktuell an diesem kleinen Schritt zu scheitern. Diese Gegensätzlichkeit ist nicht nachvollziehbar und sorgt innerhalb des Projektes für Unmut, Enttäuschung und Fassungslosigkeit.

Selbst bei einem Besuch der Fragerunde für Menschen unter 27 Jahren im Jugendhilfeausschuss des Landkreises, bei welchem die engagierten Jugendlichen Fragen zu dieser Thematik stellen wollten, kam zu keinem Zeitpunkt das Gefühl auf, dass die Stimmen und Gedanken der Jugendlichen irgendeine Relevanz und Wichtigkeit für die erwachsenen Mitglieder des Ausschusses haben.

Relevanz des Themas

Die Jugendarbeit, die im Projekt stattfindet, ist in seinen Grundzügen keineswegs neuartig. Es werden eher die theoretischen Fundamente angewandt, die vor Jahrzehnten erdacht worden und die Jugendarbeit zuallererst definierten. Gleichwohl ist es ungewöhnlich, Jugendarbeit in dieser Reinform durchzuführen. Obwohl sich das Projekt einen Namen gemacht hat, obwohl es sich einmischen konnte, obwohl Jugendliche mehrmals innerhalb einer Woche den Ort besuchen und gestalten, auch wenn diese mittlerweile in anderen Orten wohnen, wird dies nicht durch die Anerkennung gewürdigt.

Eigentlich sind genug Beweise erbracht, dass die fachliche Arbeit des Projektes funktioniert und Früchte trägt. Wenn nun aber einmal dieser Arbeit solche Steine in den Weg gelegt werden, kann dies fortan bei jeder ähnlichen Entscheidung weiter so getan werden. Das heißt, dass nicht nur das Projekt selbst ein ernsthaftes Problem hat, sondern jedes ähnlich konzipierte Projekt in Deutschland in Zukunft vor diesem Problem stehen kann. Sobald sich Jugendliche nun wirklich einbringen und positionieren, haben Erwachsene Angst und stellen sich quer – so zumindest der Eindruck.

Wie geholfen werden kann

Nun ist aber genau dieser Zustand erreicht. Das Projekt kann nicht weitergeführt werden ohne weitere Sozialarbeiter*innen. Wie beschrieben ist dies auf den immensen Arbeitsaufwand des Projektes zurückzuführen, der mit einem hauptamtlichen Menschen und ehrenamtlicher jugendlicher Unterstützung nicht gestemmt werden kann, sowie dem existierenden Bedarf an weitere Angebote für Menschen zwischen 14 und 27 Jahren. Um trotz des Ausbleibens einer institutionellen Förderung Menschen einstellen zu können, haben wir beschlossen selbst tätig zu werden.

Wir haben eine Kampagne auf Patreon gestartet, bei welcher man das „Dorf der Jugend“ monatlich finanziell unterstützen kann, ebenfalls gibt es ein PayPal- Konto, über welches unkompliziert Geld an das Projekt gespendet werden kann. Selbstredend ist es möglich, an das Bankkonto des Vereins zu spenden. Die nötigen Informationen finden sich weiter unten. Wir würden uns also freuen, wenn ihr das „Dorf der Jugend“ unterstützt und wir gemeinsam ein Zeichen für die Relevanz guter Jugendarbeit setzen können.

Weiterführende Links

#saveyourhinterland | Dorf der Jugend

Hintergründe zum Anerkennungsverfahren des FJZ e.V.
Eindrücke der Jugendlichen nach dem Jugendhilfeausschuss vom 02.04.2019
Stellungnahme zu den fachlichen Bedenken durch den FJZ e.V. vom 28.02.2019
Persönliche Stellungnahme des Sozialarbeiters Tobias Burdukat vom 11.04.2019

Spendenmöglichkeit

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