Von der ersten deutschen Burg „urbe libzi“ zur Stasi-Bezirksverwaltung – Jeden Dienstag informiert der Haus- und Geländerundgang "Stasi intern" in der Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke".
Die „Runde Ecke“ ist in Leipzig ein zentraler Geschichtsort für die Zeit der SED-Diktatur und die Friedliche Revolution; genau an jener Stelle stand vor über 1000 Jahren aber auch die erste deutsche Burg „urbe libzi“. Jeden Dienstag um 16.00 Uhr informiert der Haus- und Geländerundgang „Stasi intern“ der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ über die wechselhafte Geschichte des Ortes und nimmt die Zeit von seinen Anfängen bis heute in den Blick.
Vor über 1000 Jahren wurde auf dem Gelände der früheren Stasi-Bezirksverwaltung einst Leipzigs erste Burg gebaut. Im Mittelalter stand hier schließlich eine Klosterkirche der Franziskaner, deren Nachfolgebau die Matthäikirche war. Bei dem ersten großen Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche am 4. Dezember 1943 zerstört.
Die „Runde Ecke“ blieb unzerstört und diente der US-Armee vom 18. April bis zum 1. Juli 1945 als Hauptquartier für die Alliierte Militärregierung. Danach bezog die sowjetische Militäradministration das Gebäude, das ab 1950 Sitz der Leipziger Stasi-Zentrale wurde. Die Bezirksverwaltung für Staatssicherheit baute in der DDR schließlich weitere Gebäudeteile hinzu.
Bei dem Haus- und Geländerundgang „Stasi intern“ der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ können Besucher jeden Dienstag um 16.00 Uhr mehr über die wechselhafte Geschichte dieses wichtigen, architektonischen Zeitzeugnisses für Diktatur, Revolution und Demokratie im 20. Jahrhundert erfahren. Abseits der Ausstellungsräume erkunden sie sonst nicht zugängliche Räume und Gebäudeteile und können so die Dimension des Gebäudes und die historischen Ereignisse am Ort besser miteinander verknüpfen.
Vom Keller bis zum Boden können viele original erhaltene Räumlichkeiten der Stasi-Bezirksverwaltung besichtigt werden, darunter die verbunkerten Schutzräume im zweiten Kellergeschoss für den Kriegsfall, der Wartebereich der Stasi-eigenen Poliklinik oder die Kegelbahn des MfS. Auch über die Vorgeschichte und die mögliche Entwicklung des Areals wird gesprochen, das zu einem „Forum für Freiheit und Bürgerrechte“ weiterentwickelt werden soll.
Vor 30 Jahren: Besetzung der „Zwingburg der SED-Diktatur“
Der einst einschüchternde Ort der Diktatur verfügt über ein gewaltiges Ausmaß: Das zwischen 1911 und 1913 erbaute Versicherungsgebäude war seit der Gründung des Ministeriums für Staatssicherheit im Jahr 1950 Sitz der Leipziger Stasi-Zentrale. Da der Platz in der „Runden Ecke“ für die expandierende Staatssicherheit schon Mitte der 1950er Jahre nicht mehr ausreichte, wurde 1955 bis 1958 ein Anbau mit Kinosaal und Kegelbahn fertig gestellt.
Zwischen 1978 und 1985 wurde das Gebäude durch einen Neubau für ca. 65 Mio. DDR-Mark nochmals erheblich erweitert. Seit dieser Zeit thront der Stasi-Komplex am Dittrichring wie eine „Zwingburg der SED-Diktatur“ mitten in der Stadt.
Fast 40 Jahre verstummte vor dem Gebäudekomplex jedes Gespräch. Erst mit der Entwicklung des friedlichen Protests gegen die SED-Diktatur im Jahr 1989 änderte sich die Situation. Seit dem 2. Oktober 1989 führten die Montagsdemonstrationen während der Friedlichen Revolution auch an dem Gebäudekomplex vorbei, der am 4. Dezember 1989 friedlich besetzt wurde.
Heute ist die „Runde Ecke“ sowohl ein authentischer Ort der Geschichte von Repression und Unterdrückung in der DDR als auch von der Selbstbefreiung der SED-Diktatur durch die Friedliche Revolution.
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