Ein internationales Forscherteam unter Leitung der Universität Leipzig und des Forschungszentrums iDiv hat in aufwendigen Studien wichtige neue Erkenntnisse zur Biodiversität ober- und unterhalb der Erdoberfläche erlangt: Sie fanden heraus, dass auf etwa 30 Prozent der terrestrischen Oberfläche unseres Planeten eine große Artenvielfalt an Flora, Fauna und Mikroben im Boden herrscht, jedoch über der Erde deutlich weniger Arten leben oder umgekehrt, oberirdisch herrscht im Gegensatz zum Boden Artenreichtum.
Diese Unterschiede in der Biodiversität waren in den restlichen 70 Prozent der terrestrischen Erdoberfläche nicht nachweisbar. Hier gab es ober- und unterhalb der Erde entweder Artenreichtum oder weniger Diversität, sogenannte Hot- und Cold-Spots. Die Forscher haben die Ergebnisse ihrer Studie jetzt im Fachjournal „Conservation Biology“ veröffentlicht.
„Für uns war es überraschend, dass so große Teile der Erde von dieser gegensätzlichen Artenvielfalt betroffen sind“, sagt Prof. Dr. Nico Eisenhauer von der Universität Leipzig, der zugleich Forscher des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig ist. Bei diesen Gebieten handle es sich beispielsweise um boreale und Tundra-Böden in Kanada oder Sibirien mit wenig oberirdischer Biodiversität, jedoch einem artenreichen Gewimmel im Boden.
Umgekehrt gebe es unter anderem in Wäldern der gemäßigten Breiten relativ artenärmere Böden, dafür aber viel oberirdisches pflanzliches und tierisches Leben. Das Forscherteam wertete dazu Daten aus zahlreichen vorangegangenen wissenschaftlichen Studien zum pflanzlichen, tierischen und mikrobiellen Leben im Boden und in den oberirdischen Arealen in den verschiedensten Regionen der Erde aus. „Jeder Datensatz war einzigartig“, so Eisenhauer.
Ziel der Forschung sei es gewesen, ein einheitliches Bild der globalen Artenvielfalt oberhalb und – was bisher noch weniger erforscht war – auch unterhalb der Erdoberfläche zu bekommen. Mit diesem globalen Wissen könne beispielsweise viel genauer eingeschätzt werden, welche Areale der Erde zu Naturschutzgebieten erklärt werden müssen, um die Biodiversität zu erhalten.
Zudem seien beispielsweise Gebiete mit Permafrostböden und weitere Bodentypen nördlicher Gefilde wie in Sibirien, die unterirdisch sehr artenreich sind, oberirdisch jedoch nicht, besonders stark von Klimaveränderungen betroffen. „Wenn gefrorene Böden plötzlich auftauen, finden dort dramatische Veränderungen statt. In diesen Böden ist viel Kohlenstoff gespeichert, der durch das Auftauen freigesetzt wird“, erklärt Eisenhauer.
An dem Projekt waren neben Forschern der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Universität Bremen und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung – UFZ Leipzig unter anderem auch Experten aus Finnland, Frankreich, Schweden und mehreren anderen Ländern beteiligt.
Originaltitel der Veröffentlichung in „Conservation Biology“:
“Global mismatches in aboveground and belowground biodiversity.” DOI: 10.1111/cobi.13311
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