Gemeinsam mit den beiden Innenministern aus Thüringen und Sachsen-Anhalt, Georg Maier und Holger Stahlknecht, hat sich gestern Sachsens Innenstaatssekretär Prof. Dr. Günther Schneider in Erfurt zur zweiten Mitteldeutschen Sicherheitskonferenz getroffen. An dem Treffen hat außerdem der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang teilgenommen.
Nachdem zu Beginn der Verfassungsschutzpräsident eine Lageeinschätzung hinsichtlich rechtsextremistischer Strukturen in Deutschland gab, tauschten sich die Sicherheitschefs der Länder unter anderem über die neue, sehr mobile Form von Versammlungslagen, sogenannten „Smart-Mobs“ aus. Vorfälle wie in Chemnitz, Köthen und Apolda haben gezeigt, dass sich gewaltbereite Rechtsextremisten binnen kurzer Zeit über soziale Medien bundesweit in einem bisher nicht gekannten Ausmaß verabreden können.
Für die Sicherheitsbehörden ist es für die Beurteilung der Lage und die Planung ihrer Maßnahmen entscheidend, frühzeitig derartige Mobilisierungsaktivitäten zu erkennen. „Solche ad-hoc-Veranstaltungen binden enorme Polizeikräfte. Chemnitz, Köthen und Apolda gaben letztlich den entscheidenden Impuls für diese mitteldeutsche Sicherheitskonferenz“, betonte Thüringens Innenminister Maier.
Auf Grundlage einer Initiative von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen befasste sich die bereits die Innenministerkonferenz im November vergangenen Jahres mit dem Thema. Sie beauftragte Polizei und Verfassungsschutz mit der Prüfung, wie künftig präzisere Vorhersagen über virale Mobilisierungen im Netz und deren Auswirkungen in der Realwelt getroffen werden können. Bis zu ihrer Frühjahrssitzung 2019 soll der IMK ein entsprechendes Maßnahmenpapier vorliegen.
Auf der ersten Mitteldeutschen Sicherheitskonferenz vor vier Monaten in Leipzig haben die Landeskriminalämter Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ein Frühwarnsystem zum besseren Erkennen rechtsextremistischer Radikalisierungstendenzen unter den polizeibekannten rechts motivierten Straftätern – das sogenannte Radikalisierungs-Radar-Rechtsextremismus (3R) – entwickelt.
Innenstaatssekretär Prof. Dr. Günther Schneider: „Mittels eines einheitlichen Scoring- bzw. Rankingsystems sollen potenzielle terroristische Gewalttäter herausgefiltert werden, um diese dann einer konzentrierten Bearbeitung zuzuführen. Damit soll eine Radikalisierungsspirale frühzeitig unterbrochen und schwerste Straftaten verhindert werden.“ Das Konzept soll in den nächsten Monaten intensiv getestet werden.
Die Einbindung der kommunalen Ebene in die Kriminalprävention und damit eine Verzahnung von Kommune, Landesebene, Freistaat, Polizei und Gesellschaft ist ein wesentlicher Aspekt für mehr Sicherheit und Ordnung vor Ort. Hierzu wurden aktuelle Konzepte, die auf eine Verknüpfung von bewährten Elementen wie Schulsozialarbeit, Demokratiestärkung oder Extremismusprävention abzielen, vorgestellt und Entwicklungen in den Ländern besprochen.
Innenminister Holger Stahlknecht: „Zur Gewährleistung der inneren Sicherheit für die Bürgerinnen und Bürger sind gemeinsame Anstrengungen notwendig. Über aktuelle Herausforderungen haben wir uns heute in Erfurt ausgetauscht. Ein wichtiger Baustein ist die Kriminalprävention. Dazu gehören beispielsweise mit den Kommunen geschlossene Sicherheitspartnerschaften, mit denen wir in Sachsen-Anhalt bereits positive Erfahrungen gemacht haben. Durch die Bündelung von Kräften sind vor Ort schlagkräftige neue Netzwerke entstanden, was mich freut.“
Innenminister Georg Maier abschließend: „Ich freue mich, dass wir mit Thomas Haldenwang, den obersten Verfassungsschützer Deutschlands, für unsere Beratungen gewinnen konnten. Unsere Demokratie wird von zahlreichen Seiten angegriffen, umso wichtiger ist es, dass Bund und Länder gemeinsam dagegen vorgehen. Insbesondere dem Rechtsextremismus werden wir weiterhin die Stirn bieten.“
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