Seit einigen Wochen ist auf der Palliativstation des Universitätsklinikums Leipzig (UKL) hin und wieder ein neuer Mitarbeiter tätig. Er heißt Sunny, hat vier Pfoten, weiches Fell und ist ausgebildeter Therapiehund. Gemeinsam mit seiner Besitzerin Daniela Trambowsky besucht er ein bis zwei Mal im Monat die Patienten auf Station und sorgt für Momente der Leichtigkeit und Freude.
Daniela Trambowsky arbeitet selbst als Schwester auf der Palliativstation UCC-1 am UKL. Die Besuche mit ihrem sechsjährigen Golden Retriever finden ausschließlich in ihrer Freizeit statt. Nach Hundeführerschein und Begleithundeprüfung hat Sunny auch eine Ausbildung zum Besuchshund absolviert.
Schwester Daniela ging dafür mit dem Rüden zu einer Leipziger Trainerin, die sich auf die Ausbildung von Therapie- oder Begleithunden spezialisiert hat. Die Expertin testete Sunnys Wesen. Sie prüfte, ob er gehorsam ist oder vielleicht schreckhaft, ob er nett zu Menschen ist oder Angst vor Rollstühlen zeigt, und anderes. “Mein Hund bekam beispielsweise gezeigt, wie man eine Beziehung zum Patienten aufbaut, wie sie ihm Leckerlis geben dürfen und wie man neben einem Rollstuhl mitläuft”, erläutert Schwester Daniela. Nach sechs Monaten Ausbildung ging es Anfang des Jahres los.
Strenge hygienische Vorschriften
Der Einsatz von Haus- und Nutztieren zur Begleitung Schwerkranker und Sterbender und ihrer Angehörigen ist auf Palliativstationen bereits gängige Praxis. Häufig sind es Hunde. Wenn die Sprache beeinträchtigt oder jemand durch eine demenzielle Erkrankung verwirrt ist, ziehen sich die Betroffenen oft in sich selbst zurück. Besuchshunde erreichen diese Menschen auf einer Ebene ohne Worte.
Auf diese Weise können sie selbst Schwerkranken aus ihrer inneren Isolation heraushelfen. Solch ein Tier kann dann sogar direkt auf der Station leben. Die UKL-Palliativstation entschied sich hingegen für das Konzept des “Besuchsdienstes”: Der Hund, der normalerweise im Haushalt lebt, kommt mit seiner Halterin stundenweise zu Besuch.
Für Sunnys Auftritte auf der Station in der Semmelweisstraße gelten verständlicherweise strenge hygienische Vorschriften. Zusammen mit dem Institut für Hygiene, Krankenhaushygiene und Umweltmedizin am UKL wurden klare Regelungen geschaffen: “Vor jedem Besuch wird Sunny auf sauberes Fell und auf Zecken und Flöhe untersucht. Natürlich muss er regelmäßig geimpft und entwurmt werden”, erläutert Schwester Daniela.
Außerdem muss er bei schlechtem Wetter Überzieher auf den Pfoten tragen. Leider keinen tierischen Besuch empfangen können Patienten, die in Isolationszimmern liegen. Dort darf Sunny nicht hinein.
Für einen Moment sind Schmerzen vergessen
Daniela Trambowsky spricht vor den Besuchen mit den Patienten, ob nicht doch jemand Angst vor Hunden habe. Zwischen fünf Minuten und einer halben Stunde hält sich Sunny in der Regel am Bett eines Patienten auf. Der Golden Retriever darf gestreichelt werden oder “Leckerlis” bekommen.
Seine Halterin ist immer dabei. Erlaubt es der Gesundheitszustand des Patienten, gehen sie zusammen auch bis zu einer Stunde lang im Innenhof der Klinik spazieren. “Länger geht eigentlich nicht, auch für meinen Hund ist das alles sehr anstrengend”, meint Schwester Daniela.
Die Teilnahme eines Patienten am Besuchsprogramm verordnen entweder die behandelnden Ärzte oder der Wunsch ergibt sich aus den Alltagsgesprächen. Der eine oder andere brauche manchmal erst etwas Ermutigung, so Daniela Trambowsky. Doch die bisherigen Erfahrungen seien sehr positiv gewesen.
“Ein Patient sprach noch lange von dem Tag, als er mit Sunny spazieren war. Einen anderen hatte ich noch nie so lächeln gesehen”, berichtet sie. “Sie vergessen für einen Moment ihre Schmerzen und können auch mal loslassen.” Auch spüre sie eine größere Leichtigkeit in ihrem eigenen Team, “alle freuen sich, wenn Sunny da ist.”
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