Zu den größten Sanierungsfällen im Bereich der Altlasten in Sachsen gehört das Industriegebiet Böhlen-Lippendorf. Die Chemieproduktion und auch die Zerstörung der Chemieanlagen hatten massive Auswirkungen auf das Grundwasser und den Boden, deren Sanierung voraussichtlich noch Jahrzehnte dauern wird.
Sanierung der Grundwasserkontaminationen
Die Grundwasserkontaminationen breiten sich hauptsächlich in südwestlicher und nordöstlicher Richtung aus. Während in südwestlicher Richtung das belastete Grundwasser künftig durch Horizontalfilterbrunnen gefasst werden soll (Pilotprojekt seit März 2018) wird in der in nordöstlicher Richtung eine Tiefendrainage errichtet.
Auf der Grundlage durchgeführter Modellierungen zur zukünftigen Entwicklung der Kontaminationsausbreitung im nordöstlichen Grundwasserabstrom wurde im Bereich des heute noch teilweise offenen Einschnittes der ehemaligen Kohlebahnausfahrt die Errichtung einer Tiefendrainage geplant.
Mit einer in Tiefen von bis zu 10 m verlegten Drainageleitung soll auf einer Länge von etwa 330 m das aktuell und zukünftig zuströmende kontaminierte Grundwasser gefasst und über eine Grundwasserreinigungsanlage (GWRA) aufbereitet werden. Das saubere Grundwasser wird dann in das benachbarte Restloch Rundteil eingeleitet.
Die entsprechenden Baumaßnahmen wurden am 06.08.2018 begonnen. Zum 22.03.2019 soll mit der Fertigstellung der Drainageleitung sowie aller Ableitungen und der Installation der GWRA der 1. Bauabschnitt abgeschlossen werden. Danach kann der zunächst auf ein Jahr ausgelegte Testbetrieb beginnen. Damit soll die Ausbreitung des Grundwasserschadens verhindert und das Schadstoffpotential verringert werden.
Bisher durchgeführte Sanierungsarbeiten
Im Zuge der Neuinvestitionen und der Vorbereitungen für den Neubau von Anlagen der Dow wurden bereits eine Vielzahl umfangreicher Bodensanierungen durchgeführt. Zum Beispiel erfolgte die Beseitigung sogenannter Hot Spots, von Teerbecken und von Produktionsrückständen.
Bodensanierungen wurden im Rahmen von Tiefenberäumungen/Tiefenenttrümmerungen und Baufeldvorbereitungen durchgeführt, die Errichtung vertikaler und horizontaler Gasdrainagesysteme zur Bodenluftsanierung erfolgte ebenso wie beispielsweise die Sanierung der Heizölverladung, des Tanklagers Heizöl und der Verladung West.
Außerdem erfolgten die Sanierung der Sonderabfalldeponie sowie der brandgefährdeten und nicht tragfähigen Auflandebecken. Auf dem Grundwasser aufschwimmende mobile Phase wird seit Ende der 1990er Jahre abgeschöpft.
Hintergrund:
ÖGP Böhlen -diese Abkürzung sagt nur wenigen etwas. Gemeint ist das Ökologische Großprojekt zur Beseitigung der Altlasten im Industriegebiet Böhlen-Lippendorf. Es ist das komplexeste Sanierungsvorhaben im Freistaat Sachsen. Seit Beginn der 1990er Jahre wurden rund 29 Mio. Euro für die Sanierung des Bodens und zur Eindämmung des Grundwasserschadens eingesetzt. Verursacht wurden die Altlasten im Industriegebiet Böhlen-Lippendorf durch die Chemieproduktion in den 20er Jahren bis zur Wiedervereinigung Deutschlands und der Zerstörung der Chemieanlagen im Zweiten Weltkrieg.
Verantwortlich für die Sanierung der Altlasten ist die Dow Olefinverbund GmbH (Dow), die den Chemiestandort Böhlen 1995 von der Treuhandanstalt erwarb. Um Investoren auf den alten Standorten – statt auf der sog. grünen Wiese – einen Neubeginn zu ermöglichen, gibt es die sog. Altlastenfreistellung. Der Bund und die betroffenen Bundesländer kommen dabei finanziell für die notwendigen Sanierungsarbeiten auf.
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