Simone Lang, die gesundheitspolitische Sprecherin, und Holger Mann, der hochschulpolitische Sprecher, haben gestern die Vorschläge des Arbeitskreises für Gesundheit und Wissenschaft der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag präsentiert, wie die Arztversorgung auf dem Land sichergestellt werden kann. Die SPD setzt sich dafür ein, dass wieder mehr Ärzte dafür gewonnen werden können, sich als Hausärzte auf dem Land niederzulassen. Das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG), das am vergangenen Freitag im Bundestag beschlossen wurde, ist dazu ein wichtiger Baustein.
Für die SPD-Fraktion sind mehrere Punkte zentral, um mehr Hausärzte für den ländlichen Raum zu gewinnen. „Wir haben genug Medizinstudierende in Sachsen. Unser oberstes Ziel muss es deshalb sein, dass deutlich mehr von ihnen Hausärzte werden und sich freiwillig auf dem Land niederlassen“, so Holger Mann am Montag in Dresden.
Das bestehende Stipendien-Programm für Medizinstudierende, die sich nach dem Studium für mehrere Jahre als Hausarzt auf dem Land verpflichten, sollte ausgeweitet werden. Außerdem solle, so Mann, der Masterplan Medizinstudium 2020 zügig umgesetzt werden. „Wir wollen, dass die Allgemeinmedizin verpflichtender Bestandteil des Medizinstudiums wird. Und die geplante Hausarztklasse an der Uni Leipzig soll genutzt werden, um junge Menschen für die Arbeit in dem Bereich zu begeistern.“
Zudem fordert Holger Mann, dass künftig noch mehr Arzt-Assistenten (physician assistents) in Sachsen ausgebildet werden. Dazu muss das angelaufene Programm
an der Berufsakademie in Plauen ausgeweitet werden. „Wenn es mehr studierte Ärzte-Assistent*innen gibt, kann ein Hausarzt mehr Patienten behandeln. Arztassistenten können im ländlichen Raum unmittelbar helfen.“
Simone Lang sagte: „Wir brauchen Hausärzte auf dem Land – und zwar schnell. Deshalb wollen wir, dass der Freistaat Ärzte dabei unterstützt, sich in Polikliniken zusammenzuschließen. Denn in Polikliniken wird die Bürokratie verringert, da mehrere Ärzte eine gemeinsame Verwaltung nutzen. So bleibt mehr Zeit für die Patienten. Die bisherige Praxis der Budgetierung von Leistungen muss dringend geändert werden. Ärzt*innen sollen mehr Patienten behandeln dürfen, wenn sie das wollen, ohne dass ihnen die Vergütung dafür versagt wird.“
Dieses Thema, das fast alle Bundesländer betreffe, könne Gesundheitsministerin Barbara Klepsch bei der Gesundheitsministerkonferenz im Juni in Leipzig klären. Klepsch sitzt in diesem Jahr der Konferenz vor.
„Schließlich müssen auch die Verfahren modernisiert werden, mit denen jüngere Ärzte die Praxen von älteren übernehmen können“, so Simone Lang. „Eine künstliche Verteuerung der Praxen ist nicht mehr zeitgemäß. Außerdem spreche ich mich für Tandem-Verfahren aus, bei denen junge Mediziner über drei bis fünf Jahre von älteren den Arzt-Alltag in allen Bereichen erlernen können.“
„Vor allem aber sind wir dringend auf die gesundheitspolitische Mediziner-Bedarfsplanung für Sachsen angewiesen. Diese liegt uns seitens des sächsischen Sozialministeriums leider noch nicht vor.“ Das sei aber ein wichtiger Schritt, um sinnvolle längerfristige Maßnahmen für die Ärzteversorgung auf dem Land ableiten zu können.
Hintergrund: In Sachsen haben 2016 insgesamt 7.321 Ärzt*innen gearbeitet. Das sind 14 Prozent mehr als noch 2000 (6.408). Pro 100.000 Einwohner gab es in Sachsen 179 Ärzt*innen (2000 nur 145, + 24%). Am 30. Januar 2019 meldete die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen, dass es derzeit 245 offene Hausarztstellen gäbe. Hinzu kommt, dass von gut 2.600 praktizierenden Hausärzten 28 Prozent schon über 60 Jahre alt sind.
Derzeit sind jährlich 540 Medizinstudierende sowie 120 Zahnmedizin-Studierende zugelassen. Von 2015 bis 2020 finanziert Sachsen jährlich zusätzlich 20 Medizinstudierende, also insges. 540 pro Jahr. Das Medizinstudium ist mit rund 200.000 Euro pro Studienplatz das teuerste im deutschen Fächerkanon.
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